p1c_279.001 besteht größtentheils aus Namen. Jenen Zeiten war es interessant, p1c_279.002 die nomina propria der Halbgötter u. s. w. alle p1c_279.003 zu kennen. Homer häuft auch Namen, z. E. in seinem p1c_279.004 Catalogo navium. Allein er giebt auch durch Beiwörter p1c_279.005 schon mehr zu denken. Zuweilen, wenn ein Held in der p1c_279.006 Schlacht viele Feinde erlegt, läßt der Dichter die Namen p1c_279.007 ohne Epitheten schnell auf einander folgen. Dies thut Wirkung, p1c_279.008 weil damit die Menge der Getödteten lebhaft ausgedrückt p1c_279.009 wird. Nicht selten sind die Namen selbst schon ausdrucksvoll p1c_279.010 und reich an Bildern; dann kann man sie auch p1c_279.011 ohne Epitheten mit Jnteresse anhören. Dies ist der Fall p1c_279.012 z. B. bey den Namen der Meernymfen, durch welche man p1c_279.013 an mahlerische Situationen der Seegegenden erinnert wird. p1c_279.014 Oft sind die Epitheta sehr tropisch und gewählt sub luce p1c_279.015 maligna - viridis senectus. (Der Greis mit dem p1c_279.016 Blüthenhaar. Klopstock.) Dadurch werden sie auch oft p1c_279.017 geziert: mens congesta iubet - Claudian. Zuweilen p1c_279.018 sind sie scheinbar pleonastisch und doch poetisch: Komm, p1c_279.019 Landesvater, komm, zeuch ein bey dunkler Nacht. Pietsch.p1c_279.020 Gelidos inficiet tibi rubro sanguine rivos. (Horat. p1c_279.021 L. III. Od. 13.) Jndessen giebt es doch auch schwarzes p1c_279.022 Blut und das Bild ist hier nicht unangenehm. Die Beywörter, p1c_279.023 welche mit aller Kürze die reichhaltigsten und lebhaftesten p1c_279.024 sind, werden auch immer die schönsten seyn; z. B. p1c_279.025 in eben der Ode das pecus vagum. - (giovani vaghi. p1c_279.026 Ariost.) - Widersprechende Epitheta können blos im p1c_279.027 Komischen Wirkung thun. - Daß man, wenn Achill p1c_279.028 weint, an seine Schnellfüßigkeit gerade itzt erinnert wird,
p1c_279.001 besteht größtentheils aus Namen. Jenen Zeiten war es interessant, p1c_279.002 die nomina propria der Halbgötter u. s. w. alle p1c_279.003 zu kennen. Homer häuft auch Namen, z. E. in seinem p1c_279.004 Catalogo navium. Allein er giebt auch durch Beiwörter p1c_279.005 schon mehr zu denken. Zuweilen, wenn ein Held in der p1c_279.006 Schlacht viele Feinde erlegt, läßt der Dichter die Namen p1c_279.007 ohne Epitheten schnell auf einander folgen. Dies thut Wirkung, p1c_279.008 weil damit die Menge der Getödteten lebhaft ausgedrückt p1c_279.009 wird. Nicht selten sind die Namen selbst schon ausdrucksvoll p1c_279.010 und reich an Bildern; dann kann man sie auch p1c_279.011 ohne Epitheten mit Jnteresse anhören. Dies ist der Fall p1c_279.012 z. B. bey den Namen der Meernymfen, durch welche man p1c_279.013 an mahlerische Situationen der Seegegenden erinnert wird. p1c_279.014 Oft sind die Epitheta sehr tropisch und gewählt sub luce p1c_279.015 maligna ─ viridis senectus. (Der Greis mit dem p1c_279.016 Blüthenhaar. Klopstock.) Dadurch werden sie auch oft p1c_279.017 geziert: mens congesta iubet ─ Claudian. Zuweilen p1c_279.018 sind sie scheinbar pleonastisch und doch poetisch: Komm, p1c_279.019 Landesvater, komm, zeuch ein bey dunkler Nacht. Pietsch.p1c_279.020 Gelidos inficiet tibi rubro sanguine rivos. (Horat. p1c_279.021 L. III. Od. 13.) Jndessen giebt es doch auch schwarzes p1c_279.022 Blut und das Bild ist hier nicht unangenehm. Die Beywörter, p1c_279.023 welche mit aller Kürze die reichhaltigsten und lebhaftesten p1c_279.024 sind, werden auch immer die schönsten seyn; z. B. p1c_279.025 in eben der Ode das pecus vagum. ─ (giovani vaghi. p1c_279.026 Ariost.) ─ Widersprechende Epitheta können blos im p1c_279.027 Komischen Wirkung thun. ─ Daß man, wenn Achill p1c_279.028 weint, an seine Schnellfüßigkeit gerade itzt erinnert wird,
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/337>, abgerufen am 25.11.2024.
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