Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.p1c_273.001 p1c_273.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0331" n="273"/><lb n="p1c_273.001"/> sich und ihre Gedanken als <hi rendition="#g">werdend</hi> darzustellen, neue <lb n="p1c_273.002"/> Worte zusammensetzen und schaffen (<hi rendition="#aq">Synthesis</hi>), welche <lb n="p1c_273.003"/> aber freylich nicht unverständlich seyn dürfen. <hi rendition="#aq">Dixeris <lb n="p1c_273.004"/> egregie</hi>, sagt Horaz, <hi rendition="#aq">notum si callida verbum reddiderit <lb n="p1c_273.005"/> iunctura nouum</hi>. Hierinnen sind besonders Aeschylus, <lb n="p1c_273.006"/> Pindar und Klopstock stark. Auch wird dies dem tragischen <lb n="p1c_273.007"/> oder Odendichter mehr zukommen, als andern Gattungen. <lb n="p1c_273.008"/> Nur die höhern Lyriker suchen auch im Ausdruck <lb n="p1c_273.009"/> das <hi rendition="#aq">indictum ore alio. <foreign xml:lang="grc">μελαγχιτων φρην</foreign> ─ <foreign xml:lang="grc">κακομαντις</foreign> <lb n="p1c_273.010"/> <foreign xml:lang="grc">θυμος</foreign> ─ <foreign xml:lang="grc">χρυσογονος ἰσχυς Ἀσιατογενης</foreign> ─ <lb n="p1c_273.011"/> <foreign xml:lang="grc">ἀκροπενθης</foreign> (Aeschyl. Pers. sc</hi>. 1.). Sokrates-Addisson, <lb n="p1c_273.012"/> Schmintheus-Anakreon (Klopstock), sind alles Zusammensetzungen <lb n="p1c_273.013"/> ungewöhnlicher Art, welche sehr lebhafte Wirkung <lb n="p1c_273.014"/> thun, zumal da sie die Kürze mit der Lebhaftigkeit verbinden. <lb n="p1c_273.015"/> Zuweilen geschieht es auch, um einen komischen Effekt <lb n="p1c_273.016"/> hervorzubringen, wie in dem bekannten Epigramm des Hegesander <lb n="p1c_273.017"/> auf die Sophisten: <foreign xml:lang="grc">Ὀφρυανασπασιδαι, ρινεγκαταπηξογενειοι</foreign>, <lb n="p1c_273.018"/> <foreign xml:lang="grc">σακκογενειοτροφοι και λοπαδαρπαγιδαι</foreign>, <lb n="p1c_273.019"/> <foreign xml:lang="grc">ἱματανωπεριβαλλοι, νηλιποκαιβλεπελαοι νυκτιλαθραιοφαγοι</foreign>, <lb n="p1c_273.020"/> <foreign xml:lang="grc">νυκταπαταπλαγιοι μειρακιεξαπαται, και</foreign> <lb n="p1c_273.021"/> <foreign xml:lang="grc">συλλαβοπευσιλαβηται δοξοματαιοσοφοι, ζηταρετησιαδαι</foreign>, <lb n="p1c_273.022"/> welches Scaliger in dem Commentar <hi rendition="#aq">ad Varron. de L. L</hi>. <lb n="p1c_273.023"/> folgendermaßen übersetzt hat. <hi rendition="#aq">Silonicaperones, vibrissasperomenti, <lb n="p1c_273.024"/> manticobarbicolae exterebropatinae, <lb n="p1c_273.025"/> planipedatquelucernitui, suffarcinamicti noctilatentivori, <lb n="p1c_273.026"/> noctidolostudii, pullipremoplagii sutelocaptiotricae, <lb n="p1c_273.027"/> rumigeraucupidae, nugicanoricrepi</hi>. <lb n="p1c_273.028"/> ─ Martin Opitz hat in seinem aus dem Holländischen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [273/0331]
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sich und ihre Gedanken als werdend darzustellen, neue p1c_273.002
Worte zusammensetzen und schaffen (Synthesis), welche p1c_273.003
aber freylich nicht unverständlich seyn dürfen. Dixeris p1c_273.004
egregie, sagt Horaz, notum si callida verbum reddiderit p1c_273.005
iunctura nouum. Hierinnen sind besonders Aeschylus, p1c_273.006
Pindar und Klopstock stark. Auch wird dies dem tragischen p1c_273.007
oder Odendichter mehr zukommen, als andern Gattungen. p1c_273.008
Nur die höhern Lyriker suchen auch im Ausdruck p1c_273.009
das indictum ore alio. μελαγχιτων φρην ─ κακομαντις p1c_273.010
θυμος ─ χρυσογονος ἰσχυς Ἀσιατογενης ─ p1c_273.011
ἀκροπενθης (Aeschyl. Pers. sc. 1.). Sokrates-Addisson, p1c_273.012
Schmintheus-Anakreon (Klopstock), sind alles Zusammensetzungen p1c_273.013
ungewöhnlicher Art, welche sehr lebhafte Wirkung p1c_273.014
thun, zumal da sie die Kürze mit der Lebhaftigkeit verbinden. p1c_273.015
Zuweilen geschieht es auch, um einen komischen Effekt p1c_273.016
hervorzubringen, wie in dem bekannten Epigramm des Hegesander p1c_273.017
auf die Sophisten: Ὀφρυανασπασιδαι, ρινεγκαταπηξογενειοι, p1c_273.018
σακκογενειοτροφοι και λοπαδαρπαγιδαι, p1c_273.019
ἱματανωπεριβαλλοι, νηλιποκαιβλεπελαοι νυκτιλαθραιοφαγοι, p1c_273.020
νυκταπαταπλαγιοι μειρακιεξαπαται, και p1c_273.021
συλλαβοπευσιλαβηται δοξοματαιοσοφοι, ζηταρετησιαδαι, p1c_273.022
welches Scaliger in dem Commentar ad Varron. de L. L. p1c_273.023
folgendermaßen übersetzt hat. Silonicaperones, vibrissasperomenti, p1c_273.024
manticobarbicolae exterebropatinae, p1c_273.025
planipedatquelucernitui, suffarcinamicti noctilatentivori, p1c_273.026
noctidolostudii, pullipremoplagii sutelocaptiotricae, p1c_273.027
rumigeraucupidae, nugicanoricrepi. p1c_273.028
─ Martin Opitz hat in seinem aus dem Holländischen
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