p1c_271.001 gen, welche den Begriff bilden werden, selbst entstehen p1c_271.002 lassen. Sie muß nicht sowohl was gewordenp1c_271.003 ist, als die lebendige Kraft, welche das p1c_271.004 Werden hervorbringt und entwickelt, zu zeigen wissen. p1c_271.005 Mit einem Worte: der Qualität nach muß sie anschaulichp1c_271.006 und sinnlich lebhaft seyn. Dies ist p1c_271.007 vielleicht die Eigenschaft des poetischen Styls, welche p1c_271.008 bey den Griechen, namentlich beym Hermogenes, p1c_271.009 deinotes genannt wird.
p1c_271.010 Anmerk. 1. Da der Dichter jeden Begriff mehr p1c_271.011 als werdend darstellt, als innerhalb seiner vom Verstand bestimmten p1c_271.012 Gränzen, so sieht man, warum a) die poetische p1c_271.013 Sprache eine Synonymiam verborum annimmt. Der p1c_271.014 Sprachforscher und Philosoph soll eine bestimmte Terminologie p1c_271.015 festsetzen, wodurch das Poetische oder das Werdenp1c_271.016 der Sprache verlohren geht. Daher beginnt die Bildung p1c_271.017 jeder Sprache mit der Poesie, und je logischer eine Sprache p1c_271.018 wird, wie z. B. die französische, je mehr die Synonymenp1c_271.019 durch einen Gerard, Roubaud u. s. w. aufgehoben p1c_271.020 werden, desto unpoetischer wird sie auch. Wenn also p1c_271.021 Gegenstände einer Art sind, und ihre Benennungen nur p1c_271.022 durch kleine Nebenstimmungen verschieden, z. B. Hayn, p1c_271.023 Wald, Busch, Forst, so gebraucht der Dichter bald diese p1c_271.024 bald eine andere Benennung, weil er Anschauung und p1c_271.025 nicht einen Begriff von bestimmter Sfäre geben will. p1c_271.026 Hieraus entsteht die poikilia oder varietas styli, indem
p1c_271.001 gen, welche den Begriff bilden werden, selbst entstehen p1c_271.002 lassen. Sie muß nicht sowohl was gewordenp1c_271.003 ist, als die lebendige Kraft, welche das p1c_271.004 Werden hervorbringt und entwickelt, zu zeigen wissen. p1c_271.005 Mit einem Worte: der Qualität nach muß sie anschaulichp1c_271.006 und sinnlich lebhaft seyn. Dies ist p1c_271.007 vielleicht die Eigenschaft des poetischen Styls, welche p1c_271.008 bey den Griechen, namentlich beym Hermogenes, p1c_271.009 δεινοτης genannt wird.
p1c_271.010 Anmerk. 1. Da der Dichter jeden Begriff mehr p1c_271.011 als werdend darstellt, als innerhalb seiner vom Verstand bestimmten p1c_271.012 Gränzen, so sieht man, warum a) die poetische p1c_271.013 Sprache eine Synonymiam verborum annimmt. Der p1c_271.014 Sprachforscher und Philosoph soll eine bestimmte Terminologie p1c_271.015 festsetzen, wodurch das Poetische oder das Werdenp1c_271.016 der Sprache verlohren geht. Daher beginnt die Bildung p1c_271.017 jeder Sprache mit der Poesie, und je logischer eine Sprache p1c_271.018 wird, wie z. B. die französische, je mehr die Synonymenp1c_271.019 durch einen Gerard, Roubaud u. s. w. aufgehoben p1c_271.020 werden, desto unpoetischer wird sie auch. Wenn also p1c_271.021 Gegenstände einer Art sind, und ihre Benennungen nur p1c_271.022 durch kleine Nebenstimmungen verschieden, z. B. Hayn, p1c_271.023 Wald, Busch, Forst, so gebraucht der Dichter bald diese p1c_271.024 bald eine andere Benennung, weil er Anschauung und p1c_271.025 nicht einen Begriff von bestimmter Sfäre geben will. p1c_271.026 Hieraus entsteht die ποικιλια oder varietas styli, indem
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bey den Griechen, namentlich beym Hermogenes, p1c_271.009
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/329>, abgerufen am 25.11.2024.
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