p1c_246.001 bestimmt. Der gemeine Sprachgebrauch folgt der p1c_246.002 Regel a potiori fit denominatio und pflegt prosaischep1c_246.003 Schriften die zu nennen, in denen weniger Poesie als Prosa p1c_246.004 ist. Daher schreibt sich die Täuschung, daß man das p1c_246.005 Musikalische an der poetischen Sprache eine Zeitlang p1c_246.006 für den wesentlichen Unterscheidungsgrund poetischer und p1c_246.007 prosaischer Werke hielt, weil die Prosaiker, etwa die Redner p1c_246.008 ausgenommen, das Musikalische der Sprache weniger p1c_246.009 benutzen.
p1c_246.010 Anmerk. 2. Es läßt sich, wie wir schon in den p1c_246.011 Beyspielen gesehen haben, das Schöne an Begriffen darstellen, p1c_246.012 ohne einen vorzüglichen Grad der musikalischenp1c_246.013 Cultur der Sprache. Jn so fern ist zwar das Musikalischep1c_246.014 nicht unumgänglich nothwendig zu dichterischen Produkten. p1c_246.015 Das Poetische kann sogar verliehren, wenn das p1c_246.016 Musikalische auf eine minder passende Art dazu kommt, p1c_246.017 wie Ossian und Geßner in Denys und Ramlers Hexametern. p1c_246.018 Jn so fern könnte auch die Declamation als nicht p1c_246.019 wesentlich erscheinen für den poetischen Genuß. Wenn p1c_246.020 aber der höchste Grad des Schönen die wesentlichep1c_246.021 Aufgabe jeder Kunst ist, so ist, wie wir bald noch deutlicher p1c_246.022 sehen werden, sowohl der musikalische Theil der Sprache, p1c_246.023 als auch die Declamation nothwendig für die p1c_246.024 Poesie.
p1c_246.025 Anmerk. 3. Jn der Entstehungszeit der Poesie, p1c_246.026 wo wir zugleich die Sprache in ihrer Wiege erblicken, war p1c_246.027 Poesie und Musik unzertrennlich verbunden, und nur so ist
p1c_246.001 bestimmt. Der gemeine Sprachgebrauch folgt der p1c_246.002 Regel a potiori fit denominatio und pflegt prosaischep1c_246.003 Schriften die zu nennen, in denen weniger Poesie als Prosa p1c_246.004 ist. Daher schreibt sich die Täuschung, daß man das p1c_246.005 Musikalische an der poetischen Sprache eine Zeitlang p1c_246.006 für den wesentlichen Unterscheidungsgrund poetischer und p1c_246.007 prosaischer Werke hielt, weil die Prosaiker, etwa die Redner p1c_246.008 ausgenommen, das Musikalische der Sprache weniger p1c_246.009 benutzen.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/304>, abgerufen am 27.11.2024.
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