p1c_242.001 welche nicht auf rein ästhetische, sondern auf subjektive p1c_242.002 empirische Urtheile sich gründen, die wir Modifikationenp1c_242.003 des Schönen nannten. Die oben erwähnten Fehler beym p1c_242.004 Schönen, d. h. der mindere Grad des Schönen in jeder p1c_242.005 Gattung entsteht, wenn die Materie, z. B. das Angenehme, p1c_242.006 das Jnteressante u. s. w. die ästhetische Form p1c_242.007 überwiegt.
p1c_242.008 Anmerk. 4. Diejenigen, welche das Schöne als p1c_242.009 Einheit im Mannichfaltigen, als Unendliches im p1c_242.010 Endlichen definiren, betrachten dasselbe nach der Quantität,p1c_242.011 diejenigen, welche es als eine sinnlich ausgedrückte p1c_242.012 Vollkommenheit beschreiben, betrachten es nach der Relation.p1c_242.013 Als Objektiv muß es seiner Qualität nach p1c_242.014 blos definirt werden. Ein Wiederschein des Jdealenp1c_242.015 im Realen.
p1c_242.016 Anmerk. 5. Die Grade des Schönen folgen der p1c_242.017 Ordnung nach so: Das Niedliche ist der unterste Grad, p1c_242.018 mit dem man aus der bestimmten Verstandeswelt zu dem Gefühl p1c_242.019 des unbestimmt Zweckmäßigen übertritt. Dann p1c_242.020 folgt das Anschaun eines ruhigen gesetzmäßigen Seynsp1c_242.021 im Sanften. Dann das Anschaun einer gesetzmäßigen p1c_242.022 Bewegung in der Grazie. Dann das Selbstgefühl p1c_242.023 der Natur von ihrer schuldlosen Gesetzmäßigkeit im Naiven.p1c_242.024 Das Naive ist das Höchste, weil in ihm die andern p1c_242.025 Grade enthalten sind, die Grazie ist höher als das p1c_242.026 Sanfte, weil mit der Bewegung die Unbestimmtheitp1c_242.027 des Gefühls, die Unendlichkeit zunimmt. - Beym
p1c_242.001 welche nicht auf rein ästhetische, sondern auf subjektive p1c_242.002 empirische Urtheile sich gründen, die wir Modifikationenp1c_242.003 des Schönen nannten. Die oben erwähnten Fehler beym p1c_242.004 Schönen, d. h. der mindere Grad des Schönen in jeder p1c_242.005 Gattung entsteht, wenn die Materie, z. B. das Angenehme, p1c_242.006 das Jnteressante u. s. w. die ästhetische Form p1c_242.007 überwiegt.
p1c_242.008 Anmerk. 4. Diejenigen, welche das Schöne als p1c_242.009 Einheit im Mannichfaltigen, als Unendliches im p1c_242.010 Endlichen definiren, betrachten dasselbe nach der Quantität,p1c_242.011 diejenigen, welche es als eine sinnlich ausgedrückte p1c_242.012 Vollkommenheit beschreiben, betrachten es nach der Relation.p1c_242.013 Als Objektiv muß es seiner Qualität nach p1c_242.014 blos definirt werden. Ein Wiederschein des Jdealenp1c_242.015 im Realen.
p1c_242.016 Anmerk. 5. Die Grade des Schönen folgen der p1c_242.017 Ordnung nach so: Das Niedliche ist der unterste Grad, p1c_242.018 mit dem man aus der bestimmten Verstandeswelt zu dem Gefühl p1c_242.019 des unbestimmt Zweckmäßigen übertritt. Dann p1c_242.020 folgt das Anschaun eines ruhigen gesetzmäßigen Seynsp1c_242.021 im Sanften. Dann das Anschaun einer gesetzmäßigen p1c_242.022 Bewegung in der Grazie. Dann das Selbstgefühl p1c_242.023 der Natur von ihrer schuldlosen Gesetzmäßigkeit im Naiven.p1c_242.024 Das Naive ist das Höchste, weil in ihm die andern p1c_242.025 Grade enthalten sind, die Grazie ist höher als das p1c_242.026 Sanfte, weil mit der Bewegung die Unbestimmtheitp1c_242.027 des Gefühls, die Unendlichkeit zunimmt. ─ Beym
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0300"n="242"/><lbn="p1c_242.001"/>
welche nicht auf <hirendition="#g">rein ästhetische,</hi> sondern auf subjektive <lbn="p1c_242.002"/>
empirische Urtheile sich gründen, die wir <hirendition="#g">Modifikationen</hi><lbn="p1c_242.003"/>
des <hirendition="#g">Schönen</hi> nannten. Die oben erwähnten Fehler beym <lbn="p1c_242.004"/><hirendition="#g">Schönen,</hi> d. h. der mindere Grad des <hirendition="#g">Schönen</hi> in jeder <lbn="p1c_242.005"/>
Gattung entsteht, wenn die <hirendition="#g">Materie,</hi> z. B. das Angenehme, <lbn="p1c_242.006"/>
das Jnteressante u. s. w. die <hirendition="#g">ästhetische</hi> Form <lbn="p1c_242.007"/>
überwiegt.</p><p><lbn="p1c_242.008"/><hirendition="#g">Anmerk.</hi> 4. Diejenigen, welche das <hirendition="#g">Schöne</hi> als <lbn="p1c_242.009"/><hirendition="#g">Einheit</hi> im <hirendition="#g">Mannichfaltigen,</hi> als Unendliches im <lbn="p1c_242.010"/>
Endlichen definiren, betrachten dasselbe nach der <hirendition="#g">Quantität,</hi><lbn="p1c_242.011"/>
diejenigen, welche es als eine <hirendition="#g">sinnlich</hi> ausgedrückte <lbn="p1c_242.012"/>
Vollkommenheit beschreiben, betrachten es nach der <hirendition="#g">Relation.</hi><lbn="p1c_242.013"/>
Als <hirendition="#g">Objektiv</hi> muß es seiner <hirendition="#g">Qualität</hi> nach <lbn="p1c_242.014"/>
blos definirt werden. Ein <hirendition="#g">Wiederschein</hi> des <hirendition="#g">Jdealen</hi><lbn="p1c_242.015"/>
im <hirendition="#g">Realen.</hi></p><p><lbn="p1c_242.016"/><hirendition="#g">Anmerk.</hi> 5. Die Grade des Schönen folgen der <lbn="p1c_242.017"/>
Ordnung nach so: Das <hirendition="#g">Niedliche</hi> ist der unterste Grad, <lbn="p1c_242.018"/>
mit dem man aus der bestimmten Verstandeswelt zu dem Gefühl <lbn="p1c_242.019"/>
des <hirendition="#g">unbestimmt Zweckmäßigen</hi> übertritt. Dann <lbn="p1c_242.020"/>
folgt das Anschaun eines <hirendition="#g">ruhigen</hi> gesetzmäßigen <hirendition="#g">Seyns</hi><lbn="p1c_242.021"/>
im <hirendition="#g">Sanften.</hi> Dann das Anschaun einer <hirendition="#g">gesetzmäßigen <lbn="p1c_242.022"/>
Bewegung</hi> in der <hirendition="#g">Grazie.</hi> Dann das Selbstgefühl <lbn="p1c_242.023"/>
der Natur von ihrer schuldlosen Gesetzmäßigkeit im <hirendition="#g">Naiven.</hi><lbn="p1c_242.024"/>
Das <hirendition="#g">Naive</hi> ist das Höchste, weil in ihm die andern <lbn="p1c_242.025"/>
Grade enthalten sind, die Grazie ist <hirendition="#g">höher</hi> als das <lbn="p1c_242.026"/><hirendition="#g">Sanfte,</hi> weil mit der <hirendition="#g">Bewegung</hi> die <hirendition="#g">Unbestimmtheit</hi><lbn="p1c_242.027"/>
des Gefühls, die Unendlichkeit zunimmt. ─ Beym
</p></div></div></body></text></TEI>
[242/0300]
p1c_242.001
welche nicht auf rein ästhetische, sondern auf subjektive p1c_242.002
empirische Urtheile sich gründen, die wir Modifikationen p1c_242.003
des Schönen nannten. Die oben erwähnten Fehler beym p1c_242.004
Schönen, d. h. der mindere Grad des Schönen in jeder p1c_242.005
Gattung entsteht, wenn die Materie, z. B. das Angenehme, p1c_242.006
das Jnteressante u. s. w. die ästhetische Form p1c_242.007
überwiegt.
p1c_242.008
Anmerk. 4. Diejenigen, welche das Schöne als p1c_242.009
Einheit im Mannichfaltigen, als Unendliches im p1c_242.010
Endlichen definiren, betrachten dasselbe nach der Quantität, p1c_242.011
diejenigen, welche es als eine sinnlich ausgedrückte p1c_242.012
Vollkommenheit beschreiben, betrachten es nach der Relation. p1c_242.013
Als Objektiv muß es seiner Qualität nach p1c_242.014
blos definirt werden. Ein Wiederschein des Jdealen p1c_242.015
im Realen.
p1c_242.016
Anmerk. 5. Die Grade des Schönen folgen der p1c_242.017
Ordnung nach so: Das Niedliche ist der unterste Grad, p1c_242.018
mit dem man aus der bestimmten Verstandeswelt zu dem Gefühl p1c_242.019
des unbestimmt Zweckmäßigen übertritt. Dann p1c_242.020
folgt das Anschaun eines ruhigen gesetzmäßigen Seyns p1c_242.021
im Sanften. Dann das Anschaun einer gesetzmäßigen p1c_242.022
Bewegung in der Grazie. Dann das Selbstgefühl p1c_242.023
der Natur von ihrer schuldlosen Gesetzmäßigkeit im Naiven. p1c_242.024
Das Naive ist das Höchste, weil in ihm die andern p1c_242.025
Grade enthalten sind, die Grazie ist höher als das p1c_242.026
Sanfte, weil mit der Bewegung die Unbestimmtheit p1c_242.027
des Gefühls, die Unendlichkeit zunimmt. ─ Beym
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/300>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.