p1c_238.001 a priori bestimmt, als eine Aufhebung jedes Gegensatzes p1c_238.002 im Bewußtseyn, als eine völlige Jndifferenz in p1c_238.003 Ansehung seiner Factoren. Es giebt sonach eigentlich p1c_238.004 nur Ein Schönes.
p1c_238.005 Da aber das sich offenbarende religiöse p1c_238.006 Gewissen den Menschen auffordert zu leben, d. h. p1c_238.007 zu wirken, anzuschauen, zu begreifen, um sich der p1c_238.008 absolut nothwendigen Gesetzlichkeit bewußt zu werden, p1c_238.009 so sieht man schon a priori, daß es Grade geben müsse, p1c_238.010 welche der Mensch zu durchgehen hat, eh er zu dem p1c_238.011 höhern Bewußtseyn gelangt. Das Leben, als das p1c_238.012 Mittel zum Zweck, wird nach einem dunkeln Gefühle, p1c_238.013 auch vor der völlig erwachten Vernunft schon, einen p1c_238.014 Werth für ihn haben. Es wird sich ihm selbst unter p1c_238.015 der begrifflosen Form der werdenden Gesetzlichkeit ankündigen, p1c_238.016 und so muß das Gefühl des niedern p1c_238.017 Schönen entstehen, welches statt findet, ohne daß p1c_238.018 noch ein Gegensatz vom Jnstinkt und Freyheit oder höherm p1c_238.019 Seyn im Bewußtseyn gemacht ist.
p1c_238.020 Mit völlig entwickelter Vernunft verläßt der p1c_238.021 Mensch die Objekte und das angeschaute niedere Leben, p1c_238.022 als unzureichend, die innere Form der selbst bestimmenden p1c_238.023 Gesetzlichkeit auszudrücken, und befindet sich p1c_238.024 in der Reflexion in einem beständigen Widerspruche mit
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p1c_238.005 Da aber das sich offenbarende religiöse p1c_238.006 Gewissen den Menschen auffordert zu leben, d. h. p1c_238.007 zu wirken, anzuschauen, zu begreifen, um sich der p1c_238.008 absolut nothwendigen Gesetzlichkeit bewußt zu werden, p1c_238.009 so sieht man schon a priori, daß es Grade geben müsse, p1c_238.010 welche der Mensch zu durchgehen hat, eh er zu dem p1c_238.011 höhern Bewußtseyn gelangt. Das Leben, als das p1c_238.012 Mittel zum Zweck, wird nach einem dunkeln Gefühle, p1c_238.013 auch vor der völlig erwachten Vernunft schon, einen p1c_238.014 Werth für ihn haben. Es wird sich ihm selbst unter p1c_238.015 der begrifflosen Form der werdenden Gesetzlichkeit ankündigen, p1c_238.016 und so muß das Gefühl des niedern p1c_238.017 Schönen entstehen, welches statt findet, ohne daß p1c_238.018 noch ein Gegensatz vom Jnstinkt und Freyheit oder höherm p1c_238.019 Seyn im Bewußtseyn gemacht ist.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/296>, abgerufen am 27.11.2024.
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