p1c_211.001 Begriffen besteht, muß also so beschaffen seyn, daß sie nicht p1c_211.002 allein eine besonders angewandte Gesetzlichkeit und individuelle p1c_211.003 Zweckmäßigkeit, sondern die unbestimmbare Jdee eines p1c_211.004 gesetzlichen Seyns überhaupt ausdrückt. Jm ersten p1c_211.005 Falle ist sie ein Verstandeswerk. Jm andern Falle nur p1c_211.006 ist sie ein Werk der freyen Kunst. Die schöne Gedankenreihe p1c_211.007 muß also scheinbar zufällig entstanden seyn, nicht p1c_211.008 nach nothwendigen Gründen im deutlichen Bewußtseyn, sondern p1c_211.009 nach willkührlicher Jdeenassociation der leicht sich entwickelnden p1c_211.010 Vorstellkraft zusammenhängen, das Licht der p1c_211.011 herrschenden Hauptidee muß ohne Ordnung auf die einzelnen p1c_211.012 Theile des Gedankens vertheilt seyn. Daher die scheinbare p1c_211.013 Unordnung im Plane der Ode, der poetischen Erzählung p1c_211.014 u. s. w. So werden wir veranlaßt, nicht bloß die bestimmten p1c_211.015 Vorstellungen und Begriffe anzuschaun und zu begreifen, p1c_211.016 sondern dieses einzeln Bestimmte, als Symbol jedes anschaulich p1c_211.017 Realen und Begreiflichen überhaupt anzusehn, p1c_211.018 welches von selbst sich den idealen Formen unterwirft. p1c_211.019 Die Begriffe und Vorstellungen müssen in Absicht p1c_211.020 auf den Verstand etwas Unendliches und Unbestimmtes,p1c_211.021 in Absicht auf die Sinne etwas nicht Daseyendes,p1c_211.022 sondern Werdendes, etwas nicht Wirkliches,p1c_211.023 sondern Mögliches bey sich führen. Sie müssen weder p1c_211.024 den Verstand noch die Sinne überwiegend beschäftigen, sondern p1c_211.025 das Streben nach sinnlichen Perceptionen oder äußern p1c_211.026 Anschauungen überhaupt, das sich zu Begriffen gestalten p1c_211.027 will. Dieses Streben heißt die Phantasie. Folglich p1c_211.028 muß die schöne Gedankenreihe die Thätigkeit der
p1c_211.001 Begriffen besteht, muß also so beschaffen seyn, daß sie nicht p1c_211.002 allein eine besonders angewandte Gesetzlichkeit und individuelle p1c_211.003 Zweckmäßigkeit, sondern die unbestimmbare Jdee eines p1c_211.004 gesetzlichen Seyns überhaupt ausdrückt. Jm ersten p1c_211.005 Falle ist sie ein Verstandeswerk. Jm andern Falle nur p1c_211.006 ist sie ein Werk der freyen Kunst. Die schöne Gedankenreihe p1c_211.007 muß also scheinbar zufällig entstanden seyn, nicht p1c_211.008 nach nothwendigen Gründen im deutlichen Bewußtseyn, sondern p1c_211.009 nach willkührlicher Jdeenassociation der leicht sich entwickelnden p1c_211.010 Vorstellkraft zusammenhängen, das Licht der p1c_211.011 herrschenden Hauptidee muß ohne Ordnung auf die einzelnen p1c_211.012 Theile des Gedankens vertheilt seyn. Daher die scheinbare p1c_211.013 Unordnung im Plane der Ode, der poetischen Erzählung p1c_211.014 u. s. w. So werden wir veranlaßt, nicht bloß die bestimmten p1c_211.015 Vorstellungen und Begriffe anzuschaun und zu begreifen, p1c_211.016 sondern dieses einzeln Bestimmte, als Symbol jedes anschaulich p1c_211.017 Realen und Begreiflichen überhaupt anzusehn, p1c_211.018 welches von selbst sich den idealen Formen unterwirft. p1c_211.019 Die Begriffe und Vorstellungen müssen in Absicht p1c_211.020 auf den Verstand etwas Unendliches und Unbestimmtes,p1c_211.021 in Absicht auf die Sinne etwas nicht Daseyendes,p1c_211.022 sondern Werdendes, etwas nicht Wirkliches,p1c_211.023 sondern Mögliches bey sich führen. Sie müssen weder p1c_211.024 den Verstand noch die Sinne überwiegend beschäftigen, sondern p1c_211.025 das Streben nach sinnlichen Perceptionen oder äußern p1c_211.026 Anschauungen überhaupt, das sich zu Begriffen gestalten p1c_211.027 will. Dieses Streben heißt die Phantasie. Folglich p1c_211.028 muß die schöne Gedankenreihe die Thätigkeit der
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Begriffen besteht, muß also so beschaffen seyn, daß sie nicht p1c_211.002
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u. s. w. So werden wir veranlaßt, nicht bloß die bestimmten p1c_211.015
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/269>, abgerufen am 27.11.2024.
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