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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.

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Die Sehnsucht des Jnstinkts ist heftig, und erhebt sich eben p1c_202.002
so beym niedern Schönen zur höchsten Naivität, wie sich die p1c_202.003
platonische Sehnsucht eines Petrarks und Tasso beym höhern p1c_202.004
Schönen zum himmlisch Erhabenen erhebt. - Die p1c_202.005
Römer sind für die jugendliche Naivität zu männlich. Terenz, p1c_202.006
Catull, Tibull, Properz haben naive Züge. Virgil p1c_202.007
ist zu sehr Nachahmer und nirgends wird mehr originelle p1c_202.008
Reinheit erfordert, als bey dem Naiven. Unter den Nenern p1c_202.009
mag sich die Naivität besonders bey den Troubadors in p1c_202.010
der Provenzalsprache haben äußern können. Die Jtaliener p1c_202.011
haben hierin vorzüglich den Amint des Tasso und Stellen p1c_202.012
aus Metastasio aufzuweisen. Die brittische Muse ist für p1c_202.013
das Naive zu philosophisch. Miltons paradiesische Schilderungen, p1c_202.014
Thomsons Jahrszeiten stellen das Naive dar, p1c_202.015
aber zuweilen mit zu viel Reflexion. Jn der größten Feinheit p1c_202.016
zeigt sich noch das Naive beym Shakespear Romeo p1c_202.017
and Juliet Act. I. Sc. V. Rom. Have not saints p1c_202.018
lips, and holy palmers too? Jul. Ay, pilgrim, p1c_202.019
lips that they must use in prayer. Act. II. Sc. II
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Hier zeigt sich die Liebe Romeos und Juliens in der höchsten p1c_202.021
Naivität. Love goes toward love, as school-boys p1c_202.022
from their books, bot love from love, toward school p1c_202.023
with heavy looks. - Jul. I shall forget to have p1c_202.024
thee still stand there, rememb'ring how i love thy p1c_202.025
company. Rom. And i'll still stay, to have thee p1c_202.026
still forget, forgetting any other home but this
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(Die Naivität der Natur vergißt sich eben so in ihrer Jdealität, p1c_202.028
wie das himmlisch Erhabene.) Jul. 'tis almost

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Schönen zum himmlisch Erhabenen erhebt. ─ Die p1c_202.005
Römer sind für die jugendliche Naivität zu männlich. Terenz, p1c_202.006
Catull, Tibull, Properz haben naive Züge. Virgil p1c_202.007
ist zu sehr Nachahmer und nirgends wird mehr originelle p1c_202.008
Reinheit erfordert, als bey dem Naiven. Unter den Nenern p1c_202.009
mag sich die Naivität besonders bey den Troubadors in p1c_202.010
der Provenzalsprache haben äußern können. Die Jtaliener p1c_202.011
haben hierin vorzüglich den Amint des Tasso und Stellen p1c_202.012
aus Metastasio aufzuweisen. Die brittische Muse ist für p1c_202.013
das Naive zu philosophisch. Miltons paradiesische Schilderungen, p1c_202.014
Thomsons Jahrszeiten stellen das Naive dar, p1c_202.015
aber zuweilen mit zu viel Reflexion. Jn der größten Feinheit p1c_202.016
zeigt sich noch das Naive beym Shakespear Romeo p1c_202.017
and Juliet Act. I. Sc. V. Rom. Have not saints p1c_202.018
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Hier zeigt sich die Liebe Romeos und Juliens in der höchsten p1c_202.021
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Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/260>, abgerufen am 27.11.2024.