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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.

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die Menschen plage, so lautet das sreylich anders, als die p1c_189.002
gewöhnlichen Formeln in den Testamenten, wo die Seele p1c_189.003
dem Himmel empfohlen wird. Die Laune ist der eigentliche p1c_189.004
Charakter der Phantasie, welche die in Begriffen p1c_189.005
eingezwängte Wahrheit verachtet und nach neuen Ansichten p1c_189.006
ringt. Verbindet sich die Laune mit Festigkeit des Wahrheitsgefühls, p1c_189.007
so bringt sie nicht blose Paradoxien hervor, p1c_189.008
sondern sie kann eine sehr wirksame Lehrerin der Menschen p1c_189.009
werden, indem sie zeigt, daß das Wahre selbst unter der p1c_189.010
sonderbarsten Ansicht doch immer wahr bleibt. Unter allen p1c_189.011
Nazionen scheint der Engländer am meisten Laune zu haben. p1c_189.012
Er liebt Gemüthsstimmungen, z. B. den Spleen, p1c_189.013
von denen sich kein Grund angeben läßt. Dieß giebt auch p1c_189.014
sonderbare poetische Ansichten. Shakespears Personen haben p1c_189.015
viel genialische Laune. Sie scherzen und spielen p1c_189.016
mit den wichtigsten Dingen, und das macht oft ästhetischen p1c_189.017
Effekt. Zuweilen sagt der launige Mensch nur das gewöhnlich p1c_189.018
Wahre. Aber weil man das hier just nicht erwartete, p1c_189.019
fällt es auf. So sagt Gonzalo beym Schiffbruch im p1c_189.020
Tempest: Now would i give a thousand furlongs of p1c_189.021
sea for an acre of barren ground
. Wie viel Laune ist p1c_189.022
nicht im Polonius, Merkutio, Fallstaff und andern Personen p1c_189.023
des dramatischen Dichters. Besonders ist den Englischen p1c_189.024
Romanschreibern, den Verfassern des Tristram Shandy, p1c_189.025
der empfindsamen Reisen, des Peregrine Pikle, des p1c_189.026
Tom Jones, Joseph Andrews u. s. w. Laune eigen. Nur p1c_189.027
sind die chaotischen Außerungen dieser Laune zuweilen zu p1c_189.028
gedehnt, um dem reinen Menschengefühl genießbar, und

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die Menschen plage, so lautet das sreylich anders, als die p1c_189.002
gewöhnlichen Formeln in den Testamenten, wo die Seele p1c_189.003
dem Himmel empfohlen wird. Die Laune ist der eigentliche p1c_189.004
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Tempest: Now would i give a thousand furlongs of p1c_189.021
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Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/247>, abgerufen am 27.11.2024.