p1c_159.001 mahlen, hurtig mahle mir den Vogel, mahl' ihn zwischen p1c_159.002 andern Lerchen, daß man sieht, wie er sich paaret." p1c_159.003 - - Schwerlich erkennt man hier in diesem läppischen p1c_159.004 Gedichte, den herrlichen Sänger im Halladat: "Hast p1c_159.005 du die Morgendämmerung gesehn? Hast du dies sanfte p1c_159.006 Roth betrachtet, das die Wiederkunft der großen Sonne p1c_159.007 dir verkündigt? War's in deinem Herzen still, in p1c_159.008 deiner Seele heiter? Als du sie, die große Sonne, p1c_159.009 sahst, was dachtest du?" - Wie weit Anakreontischer ist p1c_159.010 das schöne Bild gleich zu Anfang des Halladat: "Der Seher p1c_159.011 Gortes ist ein Menschenfreund. Er sähe gern, daß alles p1c_159.012 um ihn her ihm lächelte, wie dieses Kind, das ab von seiner p1c_159.013 Mutter Brust sich wendet, und nach einer schönen Rose p1c_159.014 sieht. - - Allein nicht immer lächelt alles um ihn her, p1c_159.015 und weniges in dieser Unschuld" u. s. w. - Zu dem Niedlichschönenp1c_159.016 kann auch manches in den Sapphischen Fragmenten p1c_159.017 gerechnet werden, z. B. das Bild von der Venus: p1c_159.018 Patros te domon lipoisa khruseon elthes, arm' upozeuxasa; p1c_159.019 kaloi de s' agon okees strouthoi, pterugas melainas p1c_159.020 pukna dineontes ap' oran' aitheros dia messo. - p1c_159.021 Die Griechische Anthologie, besonders die spätern Stücke, p1c_159.022 sind voll niedlichschöner Gedanken. Bey den Römern gehört p1c_159.023 der passer des Katulls hierher: Passer deliciae meae p1c_159.024 puellae, quam plus illa oculis suis amabat. nam p1c_159.025 mellitus erat suamque norat ipsam tam bene, quam p1c_159.026 puella matrem, nec sese a gremio illius mouebat, p1c_159.027 sed circumsiliens modo huc modo illuc ad solam p1c_159.028 dominam usque pipilabat. - Ausonius und Martial
p1c_159.001 mahlen, hurtig mahle mir den Vogel, mahl' ihn zwischen p1c_159.002 andern Lerchen, daß man sieht, wie er sich paaret.“ p1c_159.003 ─ ─ Schwerlich erkennt man hier in diesem läppischen p1c_159.004 Gedichte, den herrlichen Sänger im Halladat: „Hast p1c_159.005 du die Morgendämmerung gesehn? Hast du dies sanfte p1c_159.006 Roth betrachtet, das die Wiederkunft der großen Sonne p1c_159.007 dir verkündigt? War's in deinem Herzen still, in p1c_159.008 deiner Seele heiter? Als du sie, die große Sonne, p1c_159.009 sahst, was dachtest du?“ ─ Wie weit Anakreontischer ist p1c_159.010 das schöne Bild gleich zu Anfang des Halladat: „Der Seher p1c_159.011 Gortes ist ein Menschenfreund. Er sähe gern, daß alles p1c_159.012 um ihn her ihm lächelte, wie dieses Kind, das ab von seiner p1c_159.013 Mutter Brust sich wendet, und nach einer schönen Rose p1c_159.014 sieht. ─ ─ Allein nicht immer lächelt alles um ihn her, p1c_159.015 und weniges in dieser Unschuld“ u. s. w. ─ Zu dem Niedlichschönenp1c_159.016 kann auch manches in den Sapphischen Fragmenten p1c_159.017 gerechnet werden, z. B. das Bild von der Venus: p1c_159.018 Πατρος τε δομον λιποῖσα χρυσεον ἦλθες, ἁρμ' ὑποζευξασα· p1c_159.019 καλοι δε σ' ἀγον ὠκεες ϛρουθοι, πτερυγας μελαινας p1c_159.020 πυκνα δινεοντες ἀπ' ὠραν' ἀιθερος δια μεσσω. ─ p1c_159.021 Die Griechische Anthologie, besonders die spätern Stücke, p1c_159.022 sind voll niedlichschöner Gedanken. Bey den Römern gehört p1c_159.023 der passer des Katulls hierher: Passer deliciae meae p1c_159.024 puellae, quam plus illa oculis suis amabat. nam p1c_159.025 mellitus erat suamque norat ipsam tam bene, quam p1c_159.026 puella matrem, nec sese a gremio illius mouebat, p1c_159.027 sed circumsiliens modo huc modo illuc ad solam p1c_159.028 dominam usque pipilabat. ─ Ausonius und Martial
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/217>, abgerufen am 25.11.2024.
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