p1c_158.001 anthos, rodon earos melema - - to de gar theon p1c_158.002 aema, to de kai broton to kharma, kharisin t' agalm' en p1c_158.003 orais, poluantheon eroton, aphrodision t' athurma, to p1c_158.004 de kai melema muthois, kharien phuton te mouson. Welch p1c_158.005 ein erhabener Gedanke im Niedlichen, daß die Rose p1c_158.006 die Todten im Grabe beschützt. Tode kai nekrois amunei. p1c_158.007 Von ähnlicher Schönheit ist die Beschreibung der Rose in p1c_158.008 Pervigilio Veneris: Ipsa jussit, mane ut udae virgines p1c_158.009 nubant rosae, factae Cypris (oder: Adonis) de p1c_158.010 cruore, deque amoris osculis, deque gemmis, deque p1c_158.011 flammis, deque solis purpuris. Den Deutschen ist die p1c_158.012 Nachahmung des Anakreon selten gelungen; unsere Sprache p1c_158.013 ist zu ernsthaft. Gar leicht fällt sie, wenn sie tändeln will, p1c_158.014 in das Läppische und Gemeine, z. B. das Gedicht p1c_158.015 Gleims an eine schwarze Lerche: "Lerche, mit dem schwarzen p1c_158.016 Kopfe, mit dem glänzend schwarzen Schnabel. Sage! p1c_158.017 bist du nicht ein Hähnchen? Deine freye Vogelmiene ist p1c_158.018 so männlich, wie die meine. - - Sage! hast du denn p1c_158.019 kein Weibchen, sind dir deine Kinder ähnlich, oder hast du p1c_158.020 keine Schwestern? Wo sind deine Anverwandte? Gleicht p1c_158.021 dein Vater dir an Farbe, oder was hat ihn bewogen,p1c_158.022 daß er dich so schwarz gefärbet? - Vogel, schaffe mir p1c_158.023 geschwinde junge Lerchen, die dir gleichen. Ja, du mußt p1c_158.024 dich gleich verlieben. Sieh, hier ist für dich ein Weibchen. p1c_158.025 Sieh, mein Mädchen soll dirs geben, nimms und p1c_158.026 schaffe mir Brünetten. - Mädchen sieh, er wird sich p1c_158.027 paaren, Mädchen sieh, er ist kein Hähnchen. Sieh, p1c_158.028 wie artig kann man irren. - Doris, ja du kannst ja
p1c_158.001 ἀνθος, ροδον ἐαρος μελημα ─ ─ το δε γαρ θεων p1c_158.002 ἀημα, το δε και βροτῶν το χαρμα, χαρισιν τ' ἀγαλμ' ἐν p1c_158.003 ὡραις, πολυανθεων ἐρωτων, αφροδισιον τ' ἀθυρμα, το p1c_158.004 δε και μελημα μυθοις, χαριεν φυτον τε μουσων. Welch p1c_158.005 ein erhabener Gedanke im Niedlichen, daß die Rose p1c_158.006 die Todten im Grabe beschützt. Τοδε και νεκροῖς ἀμυνει. p1c_158.007 Von ähnlicher Schönheit ist die Beschreibung der Rose in p1c_158.008 Pervigilio Veneris: Ipsa jussit, mane ut udae virgines p1c_158.009 nubant rosae, factae Cypris (oder: Adonis) de p1c_158.010 cruore, deque amoris osculis, deque gemmis, deque p1c_158.011 flammis, deque solis purpuris. Den Deutschen ist die p1c_158.012 Nachahmung des Anakreon selten gelungen; unsere Sprache p1c_158.013 ist zu ernsthaft. Gar leicht fällt sie, wenn sie tändeln will, p1c_158.014 in das Läppische und Gemeine, z. B. das Gedicht p1c_158.015 Gleims an eine schwarze Lerche: „Lerche, mit dem schwarzen p1c_158.016 Kopfe, mit dem glänzend schwarzen Schnabel. Sage! p1c_158.017 bist du nicht ein Hähnchen? Deine freye Vogelmiene ist p1c_158.018 so männlich, wie die meine. ─ ─ Sage! hast du denn p1c_158.019 kein Weibchen, sind dir deine Kinder ähnlich, oder hast du p1c_158.020 keine Schwestern? Wo sind deine Anverwandte? Gleicht p1c_158.021 dein Vater dir an Farbe, oder was hat ihn bewogen,p1c_158.022 daß er dich so schwarz gefärbet? ─ Vogel, schaffe mir p1c_158.023 geschwinde junge Lerchen, die dir gleichen. Ja, du mußt p1c_158.024 dich gleich verlieben. Sieh, hier ist für dich ein Weibchen. p1c_158.025 Sieh, mein Mädchen soll dirs geben, nimms und p1c_158.026 schaffe mir Brünetten. ─ Mädchen sieh, er wird sich p1c_158.027 paaren, Mädchen sieh, er ist kein Hähnchen. Sieh, p1c_158.028 wie artig kann man irren. ─ Doris, ja du kannst ja
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/216>, abgerufen am 27.07.2024.
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