p1c_062.001 Lehre und Gebot weissest, sondern wenn die Stimme kommt, p1c_062.002 die da sagt: Christus sey dein eigen mit Leben, Lehren, p1c_062.003 Werken, Sterben, Auferstehn und allem, was er ist, hat, p1c_062.004 thut und vermag." Wer die Offenbarung für eine vergangene p1c_062.005 historische Thatsache hält, die nur historischp1c_062.006 für wahr gehalten werden soll, wer allein um dieses p1c_062.007 historischen Real-Glaubens willen selig zu werden verlangt, p1c_062.008 dieser verdient nicht den Nahmen eines Christen, am wenigsten p1c_062.009 die Würde eines christlichen Lehrers. Er würde zu p1c_062.010 Christi Zeiten eben so gut, wie die Juden, auf welche er so p1c_062.011 stolz herabblickt, gerufen haben: Steige vom Kreuze herab, p1c_062.012 wenn du Gott bist! Nein. Die Offenbarung ist ein wohlthätiges p1c_062.013 Feuer, das Christus zu entzünden gesandt war, p1c_062.014 das von Herz zu Herz, von Geschlecht zu Geschlecht sich p1c_062.015 fortpflanzen, und die Menschheit immer höher zur Göttlichkeit p1c_062.016 hinanheben sollte: Wenn der Mensch der Macht seiner p1c_062.017 Sinnlichkeit entzogen werden soll, mnß er auch der Tyranney p1c_062.018 entzogen werden, die eine geistlose Gelehrsamkeit, und p1c_062.019 die so genannte Geschichte über ihn ausübt. Die so stolze p1c_062.020 Geschichte, die nur ein Kind, und oft nur ein lügenhaftes p1c_062.021 Kind des Augenblicks ist, diese Ephemere im unsterblichen p1c_062.022 Leben der Geister lege ihren angemaßten Scepter weg, und p1c_062.023 lerne, was schon Aristoteles sagt, daß ihr die eigentliche p1c_062.024 höhere Wahrheit von der Poesie vorgehalten werde, daß von p1c_062.025 den menschlichen Dingen nichts überbleiben darf und kann, p1c_062.026 als die Jdee einer Weltgeschichte. Jmmerhin mag p1c_062.027 man historische Kunde sammeln, aber man muß nur darauf p1c_062.028 nicht Ueberzeugungen gründen wollen, die dem Menschen
p1c_062.001 Lehre und Gebot weissest, sondern wenn die Stimme kommt, p1c_062.002 die da sagt: Christus sey dein eigen mit Leben, Lehren, p1c_062.003 Werken, Sterben, Auferstehn und allem, was er ist, hat, p1c_062.004 thut und vermag.“ Wer die Offenbarung für eine vergangene p1c_062.005 historische Thatsache hält, die nur historischp1c_062.006 für wahr gehalten werden soll, wer allein um dieses p1c_062.007 historischen Real-Glaubens willen selig zu werden verlangt, p1c_062.008 dieser verdient nicht den Nahmen eines Christen, am wenigsten p1c_062.009 die Würde eines christlichen Lehrers. Er würde zu p1c_062.010 Christi Zeiten eben so gut, wie die Juden, auf welche er so p1c_062.011 stolz herabblickt, gerufen haben: Steige vom Kreuze herab, p1c_062.012 wenn du Gott bist! Nein. Die Offenbarung ist ein wohlthätiges p1c_062.013 Feuer, das Christus zu entzünden gesandt war, p1c_062.014 das von Herz zu Herz, von Geschlecht zu Geschlecht sich p1c_062.015 fortpflanzen, und die Menschheit immer höher zur Göttlichkeit p1c_062.016 hinanheben sollte: Wenn der Mensch der Macht seiner p1c_062.017 Sinnlichkeit entzogen werden soll, mnß er auch der Tyranney p1c_062.018 entzogen werden, die eine geistlose Gelehrsamkeit, und p1c_062.019 die so genannte Geschichte über ihn ausübt. Die so stolze p1c_062.020 Geschichte, die nur ein Kind, und oft nur ein lügenhaftes p1c_062.021 Kind des Augenblicks ist, diese Ephemere im unsterblichen p1c_062.022 Leben der Geister lege ihren angemaßten Scepter weg, und p1c_062.023 lerne, was schon Aristoteles sagt, daß ihr die eigentliche p1c_062.024 höhere Wahrheit von der Poesie vorgehalten werde, daß von p1c_062.025 den menschlichen Dingen nichts überbleiben darf und kann, p1c_062.026 als die Jdee einer Weltgeschichte. Jmmerhin mag p1c_062.027 man historische Kunde sammeln, aber man muß nur darauf p1c_062.028 nicht Ueberzeugungen gründen wollen, die dem Menschen
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/120>, abgerufen am 23.11.2024.
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