p1c_059.001 und so soll auch das Gefühl der Religion den Menschen nicht p1c_059.002 zum Schwärmer machen, er soll nicht im Schooße des p1c_059.003 Ewigen schwelgen wollen, sondern fortdauernd arbeiten. Er p1c_059.004 soll nicht genialisch göttlich, sondern menschlich folgsam handeln. p1c_059.005 Daher erwacht von neuem in uns der Jmperatifp1c_059.006 des höhern Lebens, und treibt uns an, das was wir im p1c_059.007 Schönen doch nur als eine oberflächliche Ahnung fühlten, p1c_059.008 zu realisiren. So besteht also das Leben des Geistes: p1c_059.009 volles Urgefühl der Jntelligenz, ein ernster Kampf des p1c_059.010 Jdealen mit dem Realen, des Guten und Wahrenp1c_059.011 mit dem Wirklichen, in ewigem Schaffen und Werdenp1c_059.012 des Urseyns, dann ein Rückblick anf das Gewordene p1c_059.013 im Wissen, und zu Zeiten ein begriff = und schrankenloses p1c_059.014 seliges Gefühl von der Harmonie im Urseyn, ein reflektirtes p1c_059.015 Bewußtseyn des Göttlichen im Schönen. Der ewige p1c_059.016 Geist, den wir nicht kennen, zeugt in dem Schooße des p1c_059.017 Nichts dies zeitliche Daseyn, stellt es sich gegenüber, p1c_059.018 als einen schwachen Spiegel seines undarstellbaren unerschöpflichen p1c_059.019 Selbsts, läßt sein Bild bald dunkler, bald heller p1c_059.020 aufgehen, und ruft das Gezeugte in seligen alle Zeit p1c_059.021 endenden Augenblicken in seinen Schooß zurück. Der Augenblick p1c_059.022 schwindet, und das Geschaffene geht gestärkt vom p1c_059.023 göttlichen Urquell wieder heraus, um für seinen Schöpfer p1c_059.024 immer empfänglicher, ihm an Wahrheit und Güte und p1c_059.025 Jdealität immer ähnlicher zu werden.
p1c_059.026 Anmerk. 3. Das Schöne ist höher, als alles p1c_059.027 zum Wissen realisirte Wahre. Die Phantasie bringt
p1c_059.001 und so soll auch das Gefühl der Religion den Menschen nicht p1c_059.002 zum Schwärmer machen, er soll nicht im Schooße des p1c_059.003 Ewigen schwelgen wollen, sondern fortdauernd arbeiten. Er p1c_059.004 soll nicht genialisch göttlich, sondern menschlich folgsam handeln. p1c_059.005 Daher erwacht von neuem in uns der Jmperatifp1c_059.006 des höhern Lebens, und treibt uns an, das was wir im p1c_059.007 Schönen doch nur als eine oberflächliche Ahnung fühlten, p1c_059.008 zu realisiren. So besteht also das Leben des Geistes: p1c_059.009 volles Urgefühl der Jntelligenz, ein ernster Kampf des p1c_059.010 Jdealen mit dem Realen, des Guten und Wahrenp1c_059.011 mit dem Wirklichen, in ewigem Schaffen und Werdenp1c_059.012 des Urseyns, dann ein Rückblick anf das Gewordene p1c_059.013 im Wissen, und zu Zeiten ein begriff = und schrankenloses p1c_059.014 seliges Gefühl von der Harmonie im Urseyn, ein reflektirtes p1c_059.015 Bewußtseyn des Göttlichen im Schönen. Der ewige p1c_059.016 Geist, den wir nicht kennen, zeugt in dem Schooße des p1c_059.017 Nichts dies zeitliche Daseyn, stellt es sich gegenüber, p1c_059.018 als einen schwachen Spiegel seines undarstellbaren unerschöpflichen p1c_059.019 Selbsts, läßt sein Bild bald dunkler, bald heller p1c_059.020 aufgehen, und ruft das Gezeugte in seligen alle Zeit p1c_059.021 endenden Augenblicken in seinen Schooß zurück. Der Augenblick p1c_059.022 schwindet, und das Geschaffene geht gestärkt vom p1c_059.023 göttlichen Urquell wieder heraus, um für seinen Schöpfer p1c_059.024 immer empfänglicher, ihm an Wahrheit und Güte und p1c_059.025 Jdealität immer ähnlicher zu werden.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/117>, abgerufen am 23.11.2024.
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