p1c_042.001 wollen, sondern auch eine Materie um der Form willen, p1c_042.002 ich muß ein Objektbegehren, etwas realisiren wollen. p1c_042.003 Entweder ich habe kein höheres Leben, oder das höherep1c_042.004 Leben muß auch ein Objekt haben, wodurch Kants vor dem p1c_042.005 Moralgesetz vorhergehende Lehrsätze widerlegt sind. p1c_042.006 Wollte man vorschützen, es werde ja doch am Ende ein p1c_042.007 Objekt postulirt, ein Zweck des Handelns, nämlich das p1c_042.008 Kantische höchste Gut, nach Würden vertheilte Glückseligkeit, p1c_042.009 so antworte ich, daß, wenn ich um der Form willen p1c_042.010 die Materie Glückseligkeit zu verachten gelernt p1c_042.011 habe, ich jener Form selbst nicht mehr achten kann, die p1c_042.012 sich als weiter nichts ankündigt, denn als Würdigkeit, p1c_042.013 glücklich zu seyn. Die Form hebt also in dem Objektp1c_042.014 für vernunftmäßige, endliche Wesen, die Materiep1c_042.015 und die Materie die Form auf. Es ist ein Widerspruch, p1c_042.016 dieses Objekt, und es ist schon das ein Widerspruch, daß p1c_042.017 man erst das Gesetz Handlungen ohne Objekt gebieten läßt, p1c_042.018 und am Ende doch ein Objekt für endliche Wesen postulirt. p1c_042.019 Man setzt stillschweigend voraus, jedermann werde wohl p1c_042.020 glücklich seyn und überhaupt leben wollen, welches der Erfahrung p1c_042.021 widerspricht, welches auf dem Standpunkte der p1c_042.022 Freyheit nicht angenommen werden kann. Ein praktisches p1c_042.023 Grundgesetz muß mich nicht allein nöthigen, recht zu handeln, p1c_042.024 sondern überhaupt nöthigen zu handeln. Ein p1c_042.025 vernünftig freyes Wesen wird aber nur dann genöthigtp1c_042.026 zu handeln, wenn ihm, seiner innern Natur nach, p1c_042.027 ein Objekt des Handelns und Wollens gegeben ist, das p1c_042.028 durch dies Handeln nach und nach hervorgebracht werden
p1c_042.001 wollen, sondern auch eine Materie um der Form willen, p1c_042.002 ich muß ein Objektbegehren, etwas realisiren wollen. p1c_042.003 Entweder ich habe kein höheres Leben, oder das höherep1c_042.004 Leben muß auch ein Objekt haben, wodurch Kants vor dem p1c_042.005 Moralgesetz vorhergehende Lehrsätze widerlegt sind. p1c_042.006 Wollte man vorschützen, es werde ja doch am Ende ein p1c_042.007 Objekt postulirt, ein Zweck des Handelns, nämlich das p1c_042.008 Kantische höchste Gut, nach Würden vertheilte Glückseligkeit, p1c_042.009 so antworte ich, daß, wenn ich um der Form willen p1c_042.010 die Materie Glückseligkeit zu verachten gelernt p1c_042.011 habe, ich jener Form selbst nicht mehr achten kann, die p1c_042.012 sich als weiter nichts ankündigt, denn als Würdigkeit, p1c_042.013 glücklich zu seyn. Die Form hebt also in dem Objektp1c_042.014 für vernunftmäßige, endliche Wesen, die Materiep1c_042.015 und die Materie die Form auf. Es ist ein Widerspruch, p1c_042.016 dieses Objekt, und es ist schon das ein Widerspruch, daß p1c_042.017 man erst das Gesetz Handlungen ohne Objekt gebieten läßt, p1c_042.018 und am Ende doch ein Objekt für endliche Wesen postulirt. p1c_042.019 Man setzt stillschweigend voraus, jedermann werde wohl p1c_042.020 glücklich seyn und überhaupt leben wollen, welches der Erfahrung p1c_042.021 widerspricht, welches auf dem Standpunkte der p1c_042.022 Freyheit nicht angenommen werden kann. Ein praktisches p1c_042.023 Grundgesetz muß mich nicht allein nöthigen, recht zu handeln, p1c_042.024 sondern überhaupt nöthigen zu handeln. Ein p1c_042.025 vernünftig freyes Wesen wird aber nur dann genöthigtp1c_042.026 zu handeln, wenn ihm, seiner innern Natur nach, p1c_042.027 ein Objekt des Handelns und Wollens gegeben ist, das p1c_042.028 durch dies Handeln nach und nach hervorgebracht werden
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/100>, abgerufen am 24.11.2024.
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