Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
a) die Verpflegung, welche man dem Gegner abzuschnei-
den oder zu beschränken sucht;
b) die Vereinigung mit anderen Korps;
c) die Bedrohung anderer Verbindungen mit dem In-
nern des Landes oder mit andern Armeen und Korps;
d) die Bedrohung des Rückzuges;
e) der Angriff einzelner Punkte mit überlegenen Kräften.

Diese fünf Interessen können sich in den allerkleinsten
Einzelnheiten der individuellen Lage festsetzen, und diese da-
durch zu dem Gegenstand werden um den sich eine Zeit
lang Alles dreht. Eine Brücke, eine Straße, eine Schanze
spielen dann oft die Hauptrolle. Es ist leicht in jedem
Fall darzuthun, daß nur die Beziehung, die sie zu einem
der eben genannten Gegenstände haben, ihnen die Wichtig-
keit giebt.

f) Das Resultat eines glücklichen Manövers ist dann
für den Angreifenden, oder vielmehr für den aktiven Theil,
welches allerdings auch der Vertheidigende sein kann, ein
Stückchen Land, ein Magazin u. s. w.

g) Bei dem strategischen Manöver kommen zwei Ge-
gensätze vor, die das Ansehn verschiedener Manöver haben
und auch wohl zu Ableitung falscher Maximen und Regeln
gebraucht worden sind, wovon vier Glieder, aber im Grunde
alle nothwendige Bestandtheile der Sache sind und als
solche betrachtet werden müssen. Der erste Gegensatz ist das
Umfassen und das Wirken auf inneren Linien, der zweite
das Zusammenhalten der Kräfte und das Ausdehnen in
vielen Posten.

h) Was den ersten Gegensatz betrifft, so kann man
durchaus nicht sagen daß eins der beiden Glieder vor dem
andern einen allgemeinen Vorzug verdiene; denn theils ist
es natürlich, daß das Bestreben der einen Art die andere

a) die Verpflegung, welche man dem Gegner abzuſchnei-
den oder zu beſchraͤnken ſucht;
b) die Vereinigung mit anderen Korps;
c) die Bedrohung anderer Verbindungen mit dem In-
nern des Landes oder mit andern Armeen und Korps;
d) die Bedrohung des Ruͤckzuges;
e) der Angriff einzelner Punkte mit uͤberlegenen Kraͤften.

Dieſe fuͤnf Intereſſen koͤnnen ſich in den allerkleinſten
Einzelnheiten der individuellen Lage feſtſetzen, und dieſe da-
durch zu dem Gegenſtand werden um den ſich eine Zeit
lang Alles dreht. Eine Bruͤcke, eine Straße, eine Schanze
ſpielen dann oft die Hauptrolle. Es iſt leicht in jedem
Fall darzuthun, daß nur die Beziehung, die ſie zu einem
der eben genannten Gegenſtaͤnde haben, ihnen die Wichtig-
keit giebt.

f) Das Reſultat eines gluͤcklichen Manoͤvers iſt dann
fuͤr den Angreifenden, oder vielmehr fuͤr den aktiven Theil,
welches allerdings auch der Vertheidigende ſein kann, ein
Stuͤckchen Land, ein Magazin u. ſ. w.

g) Bei dem ſtrategiſchen Manoͤver kommen zwei Ge-
genſaͤtze vor, die das Anſehn verſchiedener Manoͤver haben
und auch wohl zu Ableitung falſcher Maximen und Regeln
gebraucht worden ſind, wovon vier Glieder, aber im Grunde
alle nothwendige Beſtandtheile der Sache ſind und als
ſolche betrachtet werden muͤſſen. Der erſte Gegenſatz iſt das
Umfaſſen und das Wirken auf inneren Linien, der zweite
das Zuſammenhalten der Kraͤfte und das Ausdehnen in
vielen Poſten.

h) Was den erſten Gegenſatz betrifft, ſo kann man
durchaus nicht ſagen daß eins der beiden Glieder vor dem
andern einen allgemeinen Vorzug verdiene; denn theils iſt
es natuͤrlich, daß das Beſtreben der einen Art die andere

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0045" n="31"/>
          <list>
            <item><hi rendition="#aq">a</hi>) die Verpflegung, welche man dem Gegner abzu&#x017F;chnei-<lb/>
den oder zu be&#x017F;chra&#x0364;nken &#x017F;ucht;</item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">b</hi>) die Vereinigung mit anderen Korps;</item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">c</hi>) die Bedrohung anderer Verbindungen mit dem In-<lb/>
nern des Landes oder mit andern Armeen und Korps;</item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">d</hi>) die Bedrohung des Ru&#x0364;ckzuges;</item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">e</hi>) der Angriff einzelner Punkte mit u&#x0364;berlegenen Kra&#x0364;ften.</item>
          </list><lb/>
          <p>Die&#x017F;e fu&#x0364;nf Intere&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen &#x017F;ich in den allerklein&#x017F;ten<lb/>
Einzelnheiten der individuellen Lage fe&#x017F;t&#x017F;etzen, und die&#x017F;e da-<lb/>
durch zu dem Gegen&#x017F;tand werden um den &#x017F;ich eine Zeit<lb/>
lang Alles dreht. Eine Bru&#x0364;cke, eine Straße, eine Schanze<lb/>
&#x017F;pielen dann oft die Hauptrolle. Es i&#x017F;t leicht in jedem<lb/>
Fall darzuthun, daß nur die Beziehung, die &#x017F;ie zu einem<lb/>
der eben genannten Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde haben, ihnen die Wichtig-<lb/>
keit giebt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">f</hi>) Das Re&#x017F;ultat eines glu&#x0364;cklichen Mano&#x0364;vers i&#x017F;t dann<lb/>
fu&#x0364;r den Angreifenden, oder vielmehr fu&#x0364;r den aktiven Theil,<lb/>
welches allerdings auch der Vertheidigende &#x017F;ein kann, ein<lb/>
Stu&#x0364;ckchen Land, ein Magazin u. &#x017F;. w.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">g</hi>) Bei dem &#x017F;trategi&#x017F;chen Mano&#x0364;ver kommen zwei Ge-<lb/>
gen&#x017F;a&#x0364;tze vor, die das An&#x017F;ehn ver&#x017F;chiedener Mano&#x0364;ver haben<lb/>
und auch wohl zu Ableitung fal&#x017F;cher Maximen und Regeln<lb/>
gebraucht worden &#x017F;ind, wovon vier Glieder, aber im Grunde<lb/>
alle nothwendige Be&#x017F;tandtheile der Sache &#x017F;ind und als<lb/>
&#x017F;olche betrachtet werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Der er&#x017F;te Gegen&#x017F;atz i&#x017F;t das<lb/>
Umfa&#x017F;&#x017F;en und das Wirken auf inneren Linien, der zweite<lb/>
das Zu&#x017F;ammenhalten der Kra&#x0364;fte und das Ausdehnen in<lb/>
vielen Po&#x017F;ten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">h</hi>) Was den er&#x017F;ten Gegen&#x017F;atz betrifft, &#x017F;o kann man<lb/>
durchaus nicht &#x017F;agen daß eins der beiden Glieder vor dem<lb/>
andern einen allgemeinen Vorzug verdiene; denn theils i&#x017F;t<lb/>
es natu&#x0364;rlich, daß das Be&#x017F;treben der einen Art die andere<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0045] a) die Verpflegung, welche man dem Gegner abzuſchnei- den oder zu beſchraͤnken ſucht; b) die Vereinigung mit anderen Korps; c) die Bedrohung anderer Verbindungen mit dem In- nern des Landes oder mit andern Armeen und Korps; d) die Bedrohung des Ruͤckzuges; e) der Angriff einzelner Punkte mit uͤberlegenen Kraͤften. Dieſe fuͤnf Intereſſen koͤnnen ſich in den allerkleinſten Einzelnheiten der individuellen Lage feſtſetzen, und dieſe da- durch zu dem Gegenſtand werden um den ſich eine Zeit lang Alles dreht. Eine Bruͤcke, eine Straße, eine Schanze ſpielen dann oft die Hauptrolle. Es iſt leicht in jedem Fall darzuthun, daß nur die Beziehung, die ſie zu einem der eben genannten Gegenſtaͤnde haben, ihnen die Wichtig- keit giebt. f) Das Reſultat eines gluͤcklichen Manoͤvers iſt dann fuͤr den Angreifenden, oder vielmehr fuͤr den aktiven Theil, welches allerdings auch der Vertheidigende ſein kann, ein Stuͤckchen Land, ein Magazin u. ſ. w. g) Bei dem ſtrategiſchen Manoͤver kommen zwei Ge- genſaͤtze vor, die das Anſehn verſchiedener Manoͤver haben und auch wohl zu Ableitung falſcher Maximen und Regeln gebraucht worden ſind, wovon vier Glieder, aber im Grunde alle nothwendige Beſtandtheile der Sache ſind und als ſolche betrachtet werden muͤſſen. Der erſte Gegenſatz iſt das Umfaſſen und das Wirken auf inneren Linien, der zweite das Zuſammenhalten der Kraͤfte und das Ausdehnen in vielen Poſten. h) Was den erſten Gegenſatz betrifft, ſo kann man durchaus nicht ſagen daß eins der beiden Glieder vor dem andern einen allgemeinen Vorzug verdiene; denn theils iſt es natuͤrlich, daß das Beſtreben der einen Art die andere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/45
Zitationshilfe: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/45>, abgerufen am 25.11.2024.