er vor sich hat zu geben; und hierin liegt ein neuer Quell der Unentschlossenheit.
Man kann sich diese Ungewißheit nicht groß genug denken und es ist wichtig sich von Hause aus darauf vor- zubereiten.
Hat man Alles vorher ruhig überlegt, hat man den wahrscheinlichsten Fall ohne Vorurtheil gesucht und gefun- den, so muß man nicht gleich bereit sein die frühere Mei- nung aufzugeben, sondern die Nachrichten welche einlaufen einer gewissen Kritik unterwerfen, mehrere mit einander vergleichen, nach neuen Nachrichten ausschicken u. s. w. Sehr häufig widerlegen sich die falschen Nachrichten da- durch auf der Stelle, oft werden sich die ersten Nachrich- ten bestätigen, in beiden Fällen wird man also Gewißheit erhalten und danach seinen Entschluß nehmen können. Fehlt es an dieser Gewißheit, so muß man sich selbst sa- gen daß im Kriege Nichts ohne Wagen ausgeführt werden kann; daß die Natur des Krieges durchaus nicht erlaubt immer zu sehen wo man hinschreitet; daß das Wahrschein- liche doch immer wahrscheinlich bleibt, wenn es auch nicht gleich sinnlich in die Augen fällt; und daß man bei sonst vernünftigen Einrichtungen selbst durch einen Irrthum nicht gleich zu Grunde gerichtet werden kann.
3. Die Ungewißheit über den jedesmaligen Zustand der Dinge betrifft nicht bloß den Feind, sondern auch die eigene Armee. Diese kann selten so zusammengehalten werden daß man in jedem Augenblick alle Theile derselben klar überschaute. Ist man nun zur Ängstlichkeit geneigt, so werden neue Zweifel entstehen. Man will abwarten und ein Aufenthalt in der Wirkung des Ganzen ist die unvermeidliche Folge.
Man muß also das Vertrauen zu seinen eigenen
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er vor ſich hat zu geben; und hierin liegt ein neuer Quell der Unentſchloſſenheit.
Man kann ſich dieſe Ungewißheit nicht groß genug denken und es iſt wichtig ſich von Hauſe aus darauf vor- zubereiten.
Hat man Alles vorher ruhig uͤberlegt, hat man den wahrſcheinlichſten Fall ohne Vorurtheil geſucht und gefun- den, ſo muß man nicht gleich bereit ſein die fruͤhere Mei- nung aufzugeben, ſondern die Nachrichten welche einlaufen einer gewiſſen Kritik unterwerfen, mehrere mit einander vergleichen, nach neuen Nachrichten ausſchicken u. ſ. w. Sehr haͤufig widerlegen ſich die falſchen Nachrichten da- durch auf der Stelle, oft werden ſich die erſten Nachrich- ten beſtaͤtigen, in beiden Faͤllen wird man alſo Gewißheit erhalten und danach ſeinen Entſchluß nehmen koͤnnen. Fehlt es an dieſer Gewißheit, ſo muß man ſich ſelbſt ſa- gen daß im Kriege Nichts ohne Wagen ausgefuͤhrt werden kann; daß die Natur des Krieges durchaus nicht erlaubt immer zu ſehen wo man hinſchreitet; daß das Wahrſchein- liche doch immer wahrſcheinlich bleibt, wenn es auch nicht gleich ſinnlich in die Augen faͤllt; und daß man bei ſonſt vernuͤnftigen Einrichtungen ſelbſt durch einen Irrthum nicht gleich zu Grunde gerichtet werden kann.
3. Die Ungewißheit uͤber den jedesmaligen Zuſtand der Dinge betrifft nicht bloß den Feind, ſondern auch die eigene Armee. Dieſe kann ſelten ſo zuſammengehalten werden daß man in jedem Augenblick alle Theile derſelben klar uͤberſchaute. Iſt man nun zur Ängſtlichkeit geneigt, ſo werden neue Zweifel entſtehen. Man will abwarten und ein Aufenthalt in der Wirkung des Ganzen iſt die unvermeidliche Folge.
Man muß alſo das Vertrauen zu ſeinen eigenen
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er vor ſich hat zu geben; und hierin liegt ein neuer Quell
der Unentſchloſſenheit.
Man kann ſich dieſe Ungewißheit nicht groß genug
denken und es iſt wichtig ſich von Hauſe aus darauf vor-
zubereiten.
Hat man Alles vorher ruhig uͤberlegt, hat man den
wahrſcheinlichſten Fall ohne Vorurtheil geſucht und gefun-
den, ſo muß man nicht gleich bereit ſein die fruͤhere Mei-
nung aufzugeben, ſondern die Nachrichten welche einlaufen
einer gewiſſen Kritik unterwerfen, mehrere mit einander
vergleichen, nach neuen Nachrichten ausſchicken u. ſ. w.
Sehr haͤufig widerlegen ſich die falſchen Nachrichten da-
durch auf der Stelle, oft werden ſich die erſten Nachrich-
ten beſtaͤtigen, in beiden Faͤllen wird man alſo Gewißheit
erhalten und danach ſeinen Entſchluß nehmen koͤnnen.
Fehlt es an dieſer Gewißheit, ſo muß man ſich ſelbſt ſa-
gen daß im Kriege Nichts ohne Wagen ausgefuͤhrt werden
kann; daß die Natur des Krieges durchaus nicht erlaubt
immer zu ſehen wo man hinſchreitet; daß das Wahrſchein-
liche doch immer wahrſcheinlich bleibt, wenn es auch nicht
gleich ſinnlich in die Augen faͤllt; und daß man bei ſonſt
vernuͤnftigen Einrichtungen ſelbſt durch einen Irrthum
nicht gleich zu Grunde gerichtet werden kann.
3. Die Ungewißheit uͤber den jedesmaligen Zuſtand
der Dinge betrifft nicht bloß den Feind, ſondern auch die
eigene Armee. Dieſe kann ſelten ſo zuſammengehalten
werden daß man in jedem Augenblick alle Theile derſelben
klar uͤberſchaute. Iſt man nun zur Ängſtlichkeit geneigt,
ſo werden neue Zweifel entſtehen. Man will abwarten
und ein Aufenthalt in der Wirkung des Ganzen iſt die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/270>, abgerufen am 25.11.2024.
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