bloßen Feuern beruhen lassen, sondern immer einen be- deutenden Theil seiner Truppen ( 1/3 bis 1/2) zum Anfall mit dem Bajonet bereit haben muß in Kolonnen. Ist man also ganz schwach, so muß man bloß die Feuerlinie (Schützen und Kanonen) so nahe stellen daß sie das Hin- derniß beschießen, die übrigen Truppen aber in Kolonnen, wo möglich verdeckt, 6- bis 800 Schritte weiter zurück.
9. Eine andere Benutzungsart der Zugangshinder- nisse vor der Fronte ist die, wenn man dieselben etwas weiter vor der Fronte liegen läßt, so daß man sie nur unter dem wirksamen Kanonenschuß hat (1000 bis 2000 Schritte) und indem der Feind mit seinen Kolonnen über- geht, diese von allen Seiten anfällt.
(Bei Minden that der Herzog Ferdinand etwas Ähnliches.)
Alsdann dient das Terrainhinderniß der Absicht sich aktiv zu vertheidigen, und diese aktive Vertheidigung, von der wir früher schon gesprochen haben, wird dann auf der Fronte ausgeführt.
10. In dem Bisherigen sind die Hindernisse des Bodens und der Gegend vorzüglich als zusammenhängende Linien für größere Stellungen betrachtet worden. Es ist aber nöthig noch Etwas über einzelne Punkte zu sagen.
Einzelne isolirte Punkte können überhaupt nur ver- theidigt werden durch Schanzen oder bei einem starken Terrainhinderniß. Von den ersten ist hier nicht die Rede. Terrainhindernisse die isolirt gehalten werden sollen können nur sein:
a) isolirte steile Höhen.
Hier sind Schanzen gleichfalls unentbehrlich, weil der Feind hier immer in einer mehr oder weniger großen Fronte gegen den Vertheidiger anrücken kann, dieser also
bloßen Feuern beruhen laſſen, ſondern immer einen be- deutenden Theil ſeiner Truppen (⅓ bis ½) zum Anfall mit dem Bajonet bereit haben muß in Kolonnen. Iſt man alſo ganz ſchwach, ſo muß man bloß die Feuerlinie (Schuͤtzen und Kanonen) ſo nahe ſtellen daß ſie das Hin- derniß beſchießen, die uͤbrigen Truppen aber in Kolonnen, wo moͤglich verdeckt, 6- bis 800 Schritte weiter zuruͤck.
9. Eine andere Benutzungsart der Zugangshinder- niſſe vor der Fronte iſt die, wenn man dieſelben etwas weiter vor der Fronte liegen laͤßt, ſo daß man ſie nur unter dem wirkſamen Kanonenſchuß hat (1000 bis 2000 Schritte) und indem der Feind mit ſeinen Kolonnen uͤber- geht, dieſe von allen Seiten anfaͤllt.
(Bei Minden that der Herzog Ferdinand etwas Ähnliches.)
Alsdann dient das Terrainhinderniß der Abſicht ſich aktiv zu vertheidigen, und dieſe aktive Vertheidigung, von der wir fruͤher ſchon geſprochen haben, wird dann auf der Fronte ausgefuͤhrt.
10. In dem Bisherigen ſind die Hinderniſſe des Bodens und der Gegend vorzuͤglich als zuſammenhaͤngende Linien fuͤr groͤßere Stellungen betrachtet worden. Es iſt aber noͤthig noch Etwas uͤber einzelne Punkte zu ſagen.
Einzelne iſolirte Punkte koͤnnen uͤberhaupt nur ver- theidigt werden durch Schanzen oder bei einem ſtarken Terrainhinderniß. Von den erſten iſt hier nicht die Rede. Terrainhinderniſſe die iſolirt gehalten werden ſollen koͤnnen nur ſein:
a) iſolirte ſteile Hoͤhen.
Hier ſind Schanzen gleichfalls unentbehrlich, weil der Feind hier immer in einer mehr oder weniger großen Fronte gegen den Vertheidiger anruͤcken kann, dieſer alſo
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bloßen Feuern beruhen laſſen, ſondern immer einen be-
deutenden Theil ſeiner Truppen (⅓ bis ½) zum Anfall
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man alſo ganz ſchwach, ſo muß man bloß die Feuerlinie
(Schuͤtzen und Kanonen) ſo nahe ſtellen daß ſie das Hin-
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wo moͤglich verdeckt, 6- bis 800 Schritte weiter zuruͤck.
9. Eine andere Benutzungsart der Zugangshinder-
niſſe vor der Fronte iſt die, wenn man dieſelben etwas
weiter vor der Fronte liegen laͤßt, ſo daß man ſie nur
unter dem wirkſamen Kanonenſchuß hat (1000 bis 2000
Schritte) und indem der Feind mit ſeinen Kolonnen uͤber-
geht, dieſe von allen Seiten anfaͤllt.
(Bei Minden that der Herzog Ferdinand etwas
Ähnliches.)
Alsdann dient das Terrainhinderniß der Abſicht ſich
aktiv zu vertheidigen, und dieſe aktive Vertheidigung, von
der wir fruͤher ſchon geſprochen haben, wird dann auf
der Fronte ausgefuͤhrt.
10. In dem Bisherigen ſind die Hinderniſſe des
Bodens und der Gegend vorzuͤglich als zuſammenhaͤngende
Linien fuͤr groͤßere Stellungen betrachtet worden. Es iſt
aber noͤthig noch Etwas uͤber einzelne Punkte zu ſagen.
Einzelne iſolirte Punkte koͤnnen uͤberhaupt nur ver-
theidigt werden durch Schanzen oder bei einem ſtarken
Terrainhinderniß. Von den erſten iſt hier nicht die Rede.
Terrainhinderniſſe die iſolirt gehalten werden ſollen koͤnnen
nur ſein:
a) iſolirte ſteile Hoͤhen.
Hier ſind Schanzen gleichfalls unentbehrlich, weil der
Feind hier immer in einer mehr oder weniger großen
Fronte gegen den Vertheidiger anruͤcken kann, dieſer alſo
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/249>, abgerufen am 17.07.2024.
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