der Nebenunternehmungen, wovon wir schon gespro- chen haben.
Nun hat jeder koncentrische Angriff, in der Strategie wie in der Taktik, die Tendenz der größeren Erfolge; denn wenn er gelingt, so ist nicht ein einfaches Werfen, sondern mehr oder weniger ein Abschneiden der feindlichen Armeen die Folge davon. Der koncentrische Angriff ist also immer der erfolgreichere, aber wegen der getrenn- ten Theile und des vergrößerten Kriegstheaters auch der gewagtere; es verhält sich damit wie mit Angriff und Vertheidigung, die schwächere Form hat den größten Er- folg für sich.
Es kommt also darauf an, ob sich der Angreifende stark genug fühlt nach diesem großen Ziel zu streben.
Als Friedrich der Große im Jahr 1757 in Böhmen vordringen wollte, that er es mit getrennter Macht von Sachsen und Schlesien aus. Die beiden Hauptgründe dazu waren: daß seine Macht sich im Winter so aufgestellt fand und ein Zusammenziehen derselben auf einen Punkt dem Stoß die Überraschung benommen haben würde; nächstdem aber daß durch dieses koncentrische Vordringen jedes der beiden östreichischen Kriegstheater in seiner Flanke und im Rücken bedroht war. Die Gefahr, welcher sich Friedrich der Große dabei aussetzte, war, daß eine seiner beiden Armeen von überlegener Macht zu Grunde gerichtet würde; verstanden die Östreicher das nicht, so konnten sie die Schlacht entweder nur im Centro annehmen oder sie waren in Gefahr auf der einen oder andern Seite ganz aus ihrer Rückzugslinie hinausgeworfen zu werden und eine Katastrophe zu erleben; und dies war der erhöhete Erfolg welchen dieses Vordringen dem Könige versprach. Die Östreicher zogen die Schlacht im Centro vor, aber
der Nebenunternehmungen, wovon wir ſchon geſpro- chen haben.
Nun hat jeder koncentriſche Angriff, in der Strategie wie in der Taktik, die Tendenz der groͤßeren Erfolge; denn wenn er gelingt, ſo iſt nicht ein einfaches Werfen, ſondern mehr oder weniger ein Abſchneiden der feindlichen Armeen die Folge davon. Der koncentriſche Angriff iſt alſo immer der erfolgreichere, aber wegen der getrenn- ten Theile und des vergroͤßerten Kriegstheaters auch der gewagtere; es verhaͤlt ſich damit wie mit Angriff und Vertheidigung, die ſchwaͤchere Form hat den groͤßten Er- folg fuͤr ſich.
Es kommt alſo darauf an, ob ſich der Angreifende ſtark genug fuͤhlt nach dieſem großen Ziel zu ſtreben.
Als Friedrich der Große im Jahr 1757 in Boͤhmen vordringen wollte, that er es mit getrennter Macht von Sachſen und Schleſien aus. Die beiden Hauptgruͤnde dazu waren: daß ſeine Macht ſich im Winter ſo aufgeſtellt fand und ein Zuſammenziehen derſelben auf einen Punkt dem Stoß die Überraſchung benommen haben wuͤrde; naͤchſtdem aber daß durch dieſes koncentriſche Vordringen jedes der beiden oͤſtreichiſchen Kriegstheater in ſeiner Flanke und im Ruͤcken bedroht war. Die Gefahr, welcher ſich Friedrich der Große dabei ausſetzte, war, daß eine ſeiner beiden Armeen von uͤberlegener Macht zu Grunde gerichtet wuͤrde; verſtanden die Öſtreicher das nicht, ſo konnten ſie die Schlacht entweder nur im Centro annehmen oder ſie waren in Gefahr auf der einen oder andern Seite ganz aus ihrer Ruͤckzugslinie hinausgeworfen zu werden und eine Kataſtrophe zu erleben; und dies war der erhoͤhete Erfolg welchen dieſes Vordringen dem Koͤnige verſprach. Die Öſtreicher zogen die Schlacht im Centro vor, aber
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der Nebenunternehmungen, wovon wir ſchon geſpro-
chen haben.
Nun hat jeder koncentriſche Angriff, in der Strategie
wie in der Taktik, die Tendenz der groͤßeren Erfolge;
denn wenn er gelingt, ſo iſt nicht ein einfaches Werfen,
ſondern mehr oder weniger ein Abſchneiden der feindlichen
Armeen die Folge davon. Der koncentriſche Angriff iſt
alſo immer der erfolgreichere, aber wegen der getrenn-
ten Theile und des vergroͤßerten Kriegstheaters auch der
gewagtere; es verhaͤlt ſich damit wie mit Angriff und
Vertheidigung, die ſchwaͤchere Form hat den groͤßten Er-
folg fuͤr ſich.
Es kommt alſo darauf an, ob ſich der Angreifende
ſtark genug fuͤhlt nach dieſem großen Ziel zu ſtreben.
Als Friedrich der Große im Jahr 1757 in Boͤhmen
vordringen wollte, that er es mit getrennter Macht von
Sachſen und Schleſien aus. Die beiden Hauptgruͤnde
dazu waren: daß ſeine Macht ſich im Winter ſo aufgeſtellt
fand und ein Zuſammenziehen derſelben auf einen Punkt
dem Stoß die Überraſchung benommen haben wuͤrde;
naͤchſtdem aber daß durch dieſes koncentriſche Vordringen
jedes der beiden oͤſtreichiſchen Kriegstheater in ſeiner Flanke
und im Ruͤcken bedroht war. Die Gefahr, welcher ſich
Friedrich der Große dabei ausſetzte, war, daß eine ſeiner
beiden Armeen von uͤberlegener Macht zu Grunde gerichtet
wuͤrde; verſtanden die Öſtreicher das nicht, ſo konnten
ſie die Schlacht entweder nur im Centro annehmen oder
ſie waren in Gefahr auf der einen oder andern Seite ganz
aus ihrer Ruͤckzugslinie hinausgeworfen zu werden und
eine Kataſtrophe zu erleben; und dies war der erhoͤhete
Erfolg welchen dieſes Vordringen dem Koͤnige verſprach.
Die Öſtreicher zogen die Schlacht im Centro vor, aber
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/180>, abgerufen am 27.11.2024.
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