Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.als ein einziger betrachten, um so eher können wir unsere Wir würden also den Grundsatz aufstellen, daß, so Es giebt sehr wenig Fälle wo diese Vorstellungsart Wir wenden uns nun bestimmter zu der Frage, wann Zuerst muß unsere Streitkraft hinreichend sein: 1. einen entscheidenden Sieg über die feindliche zu er- halten; 2. den Kraftaufwand zu machen welcher nöthig ist wenn wir den Sieg bis auf den Punkt verfolgen wo die Herstellung des Gleichgewichts nicht mehr denkbar ist. Sodann müssen wir nach unserer politischen Lage sicher Frankreich konnte im Jahr 1806 Preußen völlig als ein einziger betrachten, um ſo eher koͤnnen wir unſere Wir wuͤrden alſo den Grundſatz aufſtellen, daß, ſo Es giebt ſehr wenig Faͤlle wo dieſe Vorſtellungsart Wir wenden uns nun beſtimmter zu der Frage, wann Zuerſt muß unſere Streitkraft hinreichend ſein: 1. einen entſcheidenden Sieg uͤber die feindliche zu er- halten; 2. den Kraftaufwand zu machen welcher noͤthig iſt wenn wir den Sieg bis auf den Punkt verfolgen wo die Herſtellung des Gleichgewichts nicht mehr denkbar iſt. Sodann muͤſſen wir nach unſerer politiſchen Lage ſicher Frankreich konnte im Jahr 1806 Preußen voͤllig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0139" n="125"/> als ein einziger betrachten, um ſo eher koͤnnen wir unſere<lb/> Hauptunternehmung zu einem Hauptſtoß vereinfachen; und<lb/> ſo lange dies irgend moͤglich iſt, bleibt es das durchgrei-<lb/> fendſte Mittel zum Erfolg.</p><lb/> <p>Wir wuͤrden alſo den Grundſatz aufſtellen, daß, ſo<lb/> lange wir im Stande ſind die uͤbrigen Gegner in einem<lb/> zu beſiegen, die Niederwerfung dieſes einen das Ziel des<lb/> Krieges ſein muß, weil wir in dieſem einen den gemein-<lb/> ſchaftlichen Schwerpunkt des ganzen Krieges treffen.</p><lb/> <p>Es giebt ſehr wenig Faͤlle wo dieſe Vorſtellungsart<lb/> nicht zulaͤſſig, wo dieſe Reduction mehrerer Schwerpunkte<lb/> auf einen ohne Realitaͤt waͤre. Wo dies aber nicht iſt,<lb/> bleibt freilich Nichts uͤbrig als den Krieg wie zwei oder<lb/> mehrere zu betrachten, wovon jeder ſein eigenes Ziel hat.<lb/> Da dieſer Fall die Selbſtſtaͤndigkeit mehrerer Feinde, folg-<lb/> lich die große Überlegenheit aller vorausſetzt, ſo wird darin<lb/> von Niederwerfung des Gegners uͤberhaupt nicht die Rede<lb/> ſein koͤnnen.</p><lb/> <p>Wir wenden uns nun beſtimmter zu der Frage, wann<lb/> ein ſolches Ziel moͤglich und rathſam iſt.</p><lb/> <p>Zuerſt muß unſere Streitkraft hinreichend ſein:</p><lb/> <list> <item>1. einen entſcheidenden Sieg uͤber die feindliche zu er-<lb/> halten;</item><lb/> <item>2. den Kraftaufwand zu machen welcher noͤthig iſt wenn<lb/> wir den Sieg bis auf den Punkt verfolgen wo die<lb/> Herſtellung des Gleichgewichts nicht mehr denkbar iſt.</item> </list><lb/> <p>Sodann muͤſſen wir nach unſerer politiſchen Lage ſicher<lb/> ſein durch einen ſolchen Erfolg nicht Feinde zu erwecken,<lb/> die uns auf der Stelle zwingen koͤnnen von dem erſten<lb/> Gegner abzulaſſen.</p><lb/> <p>Frankreich konnte im Jahr 1806 Preußen voͤllig<lb/> niederwerfen, wenn es ſich auch dadurch die ganze ruſſiſche<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0139]
als ein einziger betrachten, um ſo eher koͤnnen wir unſere
Hauptunternehmung zu einem Hauptſtoß vereinfachen; und
ſo lange dies irgend moͤglich iſt, bleibt es das durchgrei-
fendſte Mittel zum Erfolg.
Wir wuͤrden alſo den Grundſatz aufſtellen, daß, ſo
lange wir im Stande ſind die uͤbrigen Gegner in einem
zu beſiegen, die Niederwerfung dieſes einen das Ziel des
Krieges ſein muß, weil wir in dieſem einen den gemein-
ſchaftlichen Schwerpunkt des ganzen Krieges treffen.
Es giebt ſehr wenig Faͤlle wo dieſe Vorſtellungsart
nicht zulaͤſſig, wo dieſe Reduction mehrerer Schwerpunkte
auf einen ohne Realitaͤt waͤre. Wo dies aber nicht iſt,
bleibt freilich Nichts uͤbrig als den Krieg wie zwei oder
mehrere zu betrachten, wovon jeder ſein eigenes Ziel hat.
Da dieſer Fall die Selbſtſtaͤndigkeit mehrerer Feinde, folg-
lich die große Überlegenheit aller vorausſetzt, ſo wird darin
von Niederwerfung des Gegners uͤberhaupt nicht die Rede
ſein koͤnnen.
Wir wenden uns nun beſtimmter zu der Frage, wann
ein ſolches Ziel moͤglich und rathſam iſt.
Zuerſt muß unſere Streitkraft hinreichend ſein:
1. einen entſcheidenden Sieg uͤber die feindliche zu er-
halten;
2. den Kraftaufwand zu machen welcher noͤthig iſt wenn
wir den Sieg bis auf den Punkt verfolgen wo die
Herſtellung des Gleichgewichts nicht mehr denkbar iſt.
Sodann muͤſſen wir nach unſerer politiſchen Lage ſicher
ſein durch einen ſolchen Erfolg nicht Feinde zu erwecken,
die uns auf der Stelle zwingen koͤnnen von dem erſten
Gegner abzulaſſen.
Frankreich konnte im Jahr 1806 Preußen voͤllig
niederwerfen, wenn es ſich auch dadurch die ganze ruſſiſche
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