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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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wenig vom gestrigen Ballstaube und vom langen
Schlaf, und da durfte man ihnen eine solche
Anstrengung nicht zumuthen. -- Lisette trat wieder
ein, und brachte ein Packet, welches der Postbote
gestern aus der Stadt geholt hatte; es enthielt
die neusten Musikalien, und zugleich die Auffor¬
derung, am Pianoforte zu versuchen, was eigentlich
an den Sächelchen sei. Mein Gott, wie hatte
sich das Instrument plötzlich verstimmt! Wahr¬
scheinlich war die ungewohnte Ofenwärme daran
schuld, denn seit einigen Tagen hatte man wieder
eingehitzt; und das vertrug die gute Stimmung
nicht. Die Guittarre; nein, es war ordentlich
darauf abgesehn, sie zum Besten zu haben, denn
es waren doch nicht weniger, als drei Saiten
gesprungen, und jetzt neue aufzuziehn, war eine
gar zu langweilige Sache.

Der kleine allerliebste Amor auf der Spieluhr
unterm Spiegel legte seinen Pfeil auf den Schleif¬
stein, und nachdem er elfmal darauf gedrückt, und
die silberhelle Glocke dieselbe Stunde angegeben,
meinte Tina, es sei unverzeihlich an einem hellen
Tage im Zimmer zu sitzen und Gedankenspäne zu
schnitzen, wenn gleich es ihr bedünken wollte, als
habe der kleine Cupido auf der Uhr wirklich den
nadelspitz geschliffenen Pfeil an seine eigentliche

wenig vom geſtrigen Ballſtaube und vom langen
Schlaf, und da durfte man ihnen eine ſolche
Anſtrengung nicht zumuthen. — Liſette trat wieder
ein, und brachte ein Packet, welches der Poſtbote
geſtern aus der Stadt geholt hatte; es enthielt
die neuſten Muſikalien, und zugleich die Auffor¬
derung, am Pianoforte zu verſuchen, was eigentlich
an den Saͤchelchen ſei. Mein Gott, wie hatte
ſich das Inſtrument ploͤtzlich verſtimmt! Wahr¬
ſcheinlich war die ungewohnte Ofenwaͤrme daran
ſchuld, denn ſeit einigen Tagen hatte man wieder
eingehitzt; und das vertrug die gute Stimmung
nicht. Die Guittarre; nein, es war ordentlich
darauf abgeſehn, ſie zum Beſten zu haben, denn
es waren doch nicht weniger, als drei Saiten
geſprungen, und jetzt neue aufzuziehn, war eine
gar zu langweilige Sache.

Der kleine allerliebſte Amor auf der Spieluhr
unterm Spiegel legte ſeinen Pfeil auf den Schleif¬
ſtein, und nachdem er elfmal darauf gedruͤckt, und
die ſilberhelle Glocke dieſelbe Stunde angegeben,
meinte Tina, es ſei unverzeihlich an einem hellen
Tage im Zimmer zu ſitzen und Gedankenſpaͤne zu
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[91/0097] wenig vom geſtrigen Ballſtaube und vom langen Schlaf, und da durfte man ihnen eine ſolche Anſtrengung nicht zumuthen. — Liſette trat wieder ein, und brachte ein Packet, welches der Poſtbote geſtern aus der Stadt geholt hatte; es enthielt die neuſten Muſikalien, und zugleich die Auffor¬ derung, am Pianoforte zu verſuchen, was eigentlich an den Saͤchelchen ſei. Mein Gott, wie hatte ſich das Inſtrument ploͤtzlich verſtimmt! Wahr¬ ſcheinlich war die ungewohnte Ofenwaͤrme daran ſchuld, denn ſeit einigen Tagen hatte man wieder eingehitzt; und das vertrug die gute Stimmung nicht. Die Guittarre; nein, es war ordentlich darauf abgeſehn, ſie zum Beſten zu haben, denn es waren doch nicht weniger, als drei Saiten geſprungen, und jetzt neue aufzuziehn, war eine gar zu langweilige Sache. Der kleine allerliebſte Amor auf der Spieluhr unterm Spiegel legte ſeinen Pfeil auf den Schleif¬ ſtein, und nachdem er elfmal darauf gedruͤckt, und die ſilberhelle Glocke dieſelbe Stunde angegeben, meinte Tina, es ſei unverzeihlich an einem hellen Tage im Zimmer zu ſitzen und Gedankenſpaͤne zu ſchnitzen, wenn gleich es ihr beduͤnken wollte, als habe der kleine Cupido auf der Uhr wirklich den nadelſpitz geſchliffenen Pfeil an ſeine eigentliche

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/97>, abgerufen am 24.11.2024.