"Herr!" rief Blauenstein gereizt, und ahnete, daß der schändliche Verläumder sich vielleicht nur einen niedrigen Scherz erlaube, "mich geht die Comtesse nichts an, aber sind Ihre Geschichten eine Erfindung von Ihnen, so sind Sie ein Kind des Todes!"
Er wollte den erschrockenen Narren beim Kragen fassen, aber Antönchen sprang mit fran¬ zösischen Katzensprüngen über die Hausflur in sein Zimmer, und schloß hinter sich in aller Eile ab.
Blauenstein ging selbst nach der Schmiede, um nach dem Wagen zu sehn, denn es litt ihn nicht mehr in der unausstehlichen Nähe des schänd¬ lichen Verläumders. Konnte Tina wirklich, -- aber nein, das war ja niederträchtige Erfindung
vielleicht unwillkommene Bothſchaft, denn Sie ſind ganz blaß. Reden wir von andern Dingen.“
„Woher haben Sie Ihre Nachrichten?“ fragte Blauenſtein raſch.
„Herr!“ rief Blauenſtein gereizt, und ahnete, daß der ſchaͤndliche Verlaͤumder ſich vielleicht nur einen niedrigen Scherz erlaube, „mich geht die Comteſſe nichts an, aber ſind Ihre Geſchichten eine Erfindung von Ihnen, ſo ſind Sie ein Kind des Todes!“
Er wollte den erſchrockenen Narren beim Kragen faſſen, aber Antoͤnchen ſprang mit fran¬ zoͤſiſchen Katzenſpruͤngen uͤber die Hausflur in ſein Zimmer, und ſchloß hinter ſich in aller Eile ab.
Blauenſtein ging ſelbſt nach der Schmiede, um nach dem Wagen zu ſehn, denn es litt ihn nicht mehr in der unausſtehlichen Naͤhe des ſchaͤnd¬ lichen Verlaͤumders. Konnte Tina wirklich, — aber nein, das war ja niedertraͤchtige Erfindung
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vielleicht unwillkommene Bothſchaft, denn Sie
ſind ganz blaß. Reden wir von andern Dingen.“
„Woher haben Sie Ihre Nachrichten?“ fragte
Blauenſtein raſch.
„Wie geſagt,“ entgegnete Antoͤnchen freundlich,
„aus reiner Quelle.“
„Herr!“ rief Blauenſtein gereizt, und ahnete,
daß der ſchaͤndliche Verlaͤumder ſich vielleicht nur
einen niedrigen Scherz erlaube, „mich geht die
Comteſſe nichts an, aber ſind Ihre Geſchichten
eine Erfindung von Ihnen, ſo ſind Sie ein Kind
des Todes!“
Er wollte den erſchrockenen Narren beim
Kragen faſſen, aber Antoͤnchen ſprang mit fran¬
zoͤſiſchen Katzenſpruͤngen uͤber die Hausflur in
ſein Zimmer, und ſchloß hinter ſich in aller
Eile ab.
Blauenſtein ging ſelbſt nach der Schmiede,
um nach dem Wagen zu ſehn, denn es litt ihn
nicht mehr in der unausſtehlichen Naͤhe des ſchaͤnd¬
lichen Verlaͤumders. Konnte Tina wirklich, —
aber nein, das war ja niedertraͤchtige Erfindung
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/175>, abgerufen am 17.02.2025.
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