Wunsch, daß mein geliebter Sohn und einziger Erbe dem Mädchen seine Hand reichen möge, die ich ihm im Stillen zur treuen Gattin erwählt, vorausgesetzt, daß ihm von Seiten der letztem keine Hindernisse in den Weg gelegt werden. Ist dies letztere der Fall, oder vermag mein Sohn und Erbe diesen meinen liebsten Wunsch nicht zu erfüllen, so soll das sub. Art. V erwähnte Capi¬ tal von 80,000 Rthlr. Gold der Armenanstalt hiesiger Residenz nach Ablauf von einem Jahre anheim fallen. Der Name so wie die ander¬ weitigen Verhältnisse des Mädchens sind in der Beilage enthalten, welche nach Publication des Testaments meinem geliebten Sohne behändigt werden sollen."
Blauenstein suchte seine Rührung zu bekäm¬ pfen; aber er konnte die Frage an den Geheimde¬ rath nicht unterlassen, ob dieser als Freund des Seligen von der erwähnten jungen Dame keine Kenntniß habe. Der letztere verneinte dies, und übergab dem Erben die erwähnten Papiere.
Mit ängstlicher Unruhe bestieg er seinen Wagen, und fuhr nach seiner Wohnung zurück. Der Secretair Blum fragte eilig und voll Theil¬ nahme nach dem Erfahrenen; sein junger Gönner
Wunſch, daß mein geliebter Sohn und einziger Erbe dem Maͤdchen ſeine Hand reichen moͤge, die ich ihm im Stillen zur treuen Gattin erwaͤhlt, vorausgeſetzt, daß ihm von Seiten der letztem keine Hinderniſſe in den Weg gelegt werden. Iſt dies letztere der Fall, oder vermag mein Sohn und Erbe dieſen meinen liebſten Wunſch nicht zu erfuͤllen, ſo ſoll das ſub. Art. V erwaͤhnte Capi¬ tal von 80,000 Rthlr. Gold der Armenanſtalt hieſiger Reſidenz nach Ablauf von einem Jahre anheim fallen. Der Name ſo wie die ander¬ weitigen Verhaͤltniſſe des Maͤdchens ſind in der Beilage enthalten, welche nach Publication des Teſtaments meinem geliebten Sohne behaͤndigt werden ſollen.“
Blauenſtein ſuchte ſeine Ruͤhrung zu bekaͤm¬ pfen; aber er konnte die Frage an den Geheimde¬ rath nicht unterlaſſen, ob dieſer als Freund des Seligen von der erwaͤhnten jungen Dame keine Kenntniß habe. Der letztere verneinte dies, und uͤbergab dem Erben die erwaͤhnten Papiere.
Mit aͤngſtlicher Unruhe beſtieg er ſeinen Wagen, und fuhr nach ſeiner Wohnung zuruͤck. Der Secretair Blum fragte eilig und voll Theil¬ nahme nach dem Erfahrenen; ſein junger Goͤnner
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Wunſch, daß mein geliebter Sohn und einziger
Erbe dem Maͤdchen ſeine Hand reichen moͤge, die
ich ihm im Stillen zur treuen Gattin erwaͤhlt,
vorausgeſetzt, daß ihm von Seiten der letztem
keine Hinderniſſe in den Weg gelegt werden.
Iſt dies letztere der Fall, oder vermag mein Sohn
und Erbe dieſen meinen liebſten Wunſch nicht zu
erfuͤllen, ſo ſoll das ſub. Art. V erwaͤhnte Capi¬
tal von 80,000 Rthlr. Gold der Armenanſtalt
hieſiger Reſidenz nach Ablauf von einem Jahre
anheim fallen. Der Name ſo wie die ander¬
weitigen Verhaͤltniſſe des Maͤdchens ſind in der
Beilage enthalten, welche nach Publication des
Teſtaments meinem geliebten Sohne behaͤndigt
werden ſollen.“
Blauenſtein ſuchte ſeine Ruͤhrung zu bekaͤm¬
pfen; aber er konnte die Frage an den Geheimde¬
rath nicht unterlaſſen, ob dieſer als Freund des
Seligen von der erwaͤhnten jungen Dame keine
Kenntniß habe. Der letztere verneinte dies, und
uͤbergab dem Erben die erwaͤhnten Papiere.
Mit aͤngſtlicher Unruhe beſtieg er ſeinen
Wagen, und fuhr nach ſeiner Wohnung zuruͤck.
Der Secretair Blum fragte eilig und voll Theil¬
nahme nach dem Erfahrenen; ſein junger Goͤnner
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/117>, abgerufen am 27.07.2024.
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