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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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Martin berichtete, der junge Herr sei auf der
Jagd. Der Oncle murmelte Einiges, was wie
ein Fluch klang, und machte sich ebenfalls zur
Jagd zurecht. Aber er hatte den Forst beinahe
nach allen Richtungen durchstreift, und Staunitz
war nicht zu finden; mit Anstrengung stieg er
in das Wolfsthal hinab, wo manche unheimlichen
Erinnerungen der Vorzeit schauerlich geweckt
wurden, aber er mußte unverrichteter Sache auf
der andern Seite des Klippenthales wieder hinauf
klimmen. Eine halbe Stunde von da wohnte
der Forstinspector Kluge in einem einsamen Hause,
aber freundlich und anlockend; Staunitz pflegte
den biedern Mann sonst wohl zu besuchen; viel¬
leicht war er auch heute dort, und es blieb das Räth¬
lichste, nun auf das Forsthaus loszusteuern. Das
letztere lag etwas versteckt von der einen Seite,
so daß man aus der Ferne nicht leicht bemerkt
weiden konnte Heinrich kam immer näher, und
blieb zuletzt voll unangenehmer Überraschung stehn.
Hatte er sich nicht ganz und gar geirrt, so stand
Vetter Staunitz oben im Eckzimmer des Hauses,
und hatte seinen Arm um eine junge, schöne Dame
geschlungen. Er sah noch einmal hin, und zwar
mit einem guten Dollond bewaffnet, den er aus
Vorliebe für Aussichten in die Ferne gern bei
sich führte. Richtig, es war Staunitz; aber er

Martin berichtete, der junge Herr ſei auf der
Jagd. Der Oncle murmelte Einiges, was wie
ein Fluch klang, und machte ſich ebenfalls zur
Jagd zurecht. Aber er hatte den Forſt beinahe
nach allen Richtungen durchſtreift, und Staunitz
war nicht zu finden; mit Anſtrengung ſtieg er
in das Wolfsthal hinab, wo manche unheimlichen
Erinnerungen der Vorzeit ſchauerlich geweckt
wurden, aber er mußte unverrichteter Sache auf
der andern Seite des Klippenthales wieder hinauf
klimmen. Eine halbe Stunde von da wohnte
der Forſtinſpector Kluge in einem einſamen Hauſe,
aber freundlich und anlockend; Staunitz pflegte
den biedern Mann ſonſt wohl zu beſuchen; viel¬
leicht war er auch heute dort, und es blieb das Raͤth¬
lichſte, nun auf das Forſthaus loszuſteuern. Das
letztere lag etwas verſteckt von der einen Seite,
ſo daß man aus der Ferne nicht leicht bemerkt
weiden konnte Heinrich kam immer naͤher, und
blieb zuletzt voll unangenehmer Überraſchung ſtehn.
Hatte er ſich nicht ganz und gar geirrt, ſo ſtand
Vetter Staunitz oben im Eckzimmer des Hauſes,
und hatte ſeinen Arm um eine junge, ſchoͤne Dame
geſchlungen. Er ſah noch einmal hin, und zwar
mit einem guten Dollond bewaffnet, den er aus
Vorliebe fuͤr Ausſichten in die Ferne gern bei
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[98/0104] Martin berichtete, der junge Herr ſei auf der Jagd. Der Oncle murmelte Einiges, was wie ein Fluch klang, und machte ſich ebenfalls zur Jagd zurecht. Aber er hatte den Forſt beinahe nach allen Richtungen durchſtreift, und Staunitz war nicht zu finden; mit Anſtrengung ſtieg er in das Wolfsthal hinab, wo manche unheimlichen Erinnerungen der Vorzeit ſchauerlich geweckt wurden, aber er mußte unverrichteter Sache auf der andern Seite des Klippenthales wieder hinauf klimmen. Eine halbe Stunde von da wohnte der Forſtinſpector Kluge in einem einſamen Hauſe, aber freundlich und anlockend; Staunitz pflegte den biedern Mann ſonſt wohl zu beſuchen; viel¬ leicht war er auch heute dort, und es blieb das Raͤth¬ lichſte, nun auf das Forſthaus loszuſteuern. Das letztere lag etwas verſteckt von der einen Seite, ſo daß man aus der Ferne nicht leicht bemerkt weiden konnte Heinrich kam immer naͤher, und blieb zuletzt voll unangenehmer Überraſchung ſtehn. Hatte er ſich nicht ganz und gar geirrt, ſo ſtand Vetter Staunitz oben im Eckzimmer des Hauſes, und hatte ſeinen Arm um eine junge, ſchoͤne Dame geſchlungen. Er ſah noch einmal hin, und zwar mit einem guten Dollond bewaffnet, den er aus Vorliebe fuͤr Ausſichten in die Ferne gern bei ſich fuͤhrte. Richtig, es war Staunitz; aber er

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/104>, abgerufen am 23.11.2024.