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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Entdeckungen über die Theorie des Klanges. Leipzig, 1787.

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sey, und mithin der Anfang der schwingenden Bewegung nicht gehindert
werde. Man wird aber leicht einsehen, daß dieses nicht der wahre Grund
des Klingens oder Nichtklingens ist, sondern daß nach dem schnellen Loslas-
sen der vorher zusammengehaltenen Enden die Feuerzange deswegen nicht
klinge, weil die beyden Schenkel viel zu langsam schwingen, als daß ein
hörbarer Klang dabey Statt finden könne; daß aber der Klang bey dem An-
schlagen deswegen stärker sey, weil die Feuerzange sodann einen und andern
von den mannigfaltigen höhern Tönen giebt, die sie so, wie jeder andere ela-
stische Blechstreifen, geben kann. Es scheint überhaupt, als ob fast alles,
was schon lange vorher Daniel Bernoulli und Euler über die schwingende
Bewegung elastischer Stäbe und Blechstreifen entdeckt hatten, dem Herrn
Professor Funk, als er den jetzt angeführten Aufsatz schrieb, eben so, wie
noch verschiednen andern Schriftstellern, die sich eigentlich davon hätten un-
terrichten sollen, ganz unbekannt gewesen sey. Jn des Hrn. v. Crousaz
Abhandlung vom Schönen m) findet man über die Töne der Cylinder viel un-
richtiges, z. B. daß man, um bey Cylindern, die aus der nämlichen Ma-
terie versertiget sind, die Verhältnisse ihrer Töne zu finden, ihre Höhe durch
das Quadrat ihres Diameters multipliciren müsse, u. s. w. Selbst Eu-
ler
n) hat, bevor er auf Veranlassung des Daniel Bernoulli genauere Un-
tersuchungen über die Schwingungen solcher elastischer Körper angestellt hat-
te, die ungegründete Meynung geäußert, als ob die Töne cylindrischer und
prismatischer Stäbe blos von ihrer Länge abhiengen; indem man annehmen
müsse, daß jede Faser für sich erzittere.

So
m) Jch habe nur die deutsche Uebersetzung bey der Hand, welche sich in dem er-
sten und zweyten Bande von Forkels musikalisch-kritischer Bibliothek findet.
Die hier angeführte Stelle ist im 2ten Bande der musik. krit. Bibl. S. 83.
n) Tentamen novae theoriae Musicae cap. 1, §. 23.

ſey, und mithin der Anfang der ſchwingenden Bewegung nicht gehindert
werde. Man wird aber leicht einſehen, daß dieſes nicht der wahre Grund
des Klingens oder Nichtklingens iſt, ſondern daß nach dem ſchnellen Loslaſ-
ſen der vorher zuſammengehaltenen Enden die Feuerzange deswegen nicht
klinge, weil die beyden Schenkel viel zu langſam ſchwingen, als daß ein
hoͤrbarer Klang dabey Statt finden koͤnne; daß aber der Klang bey dem An-
ſchlagen deswegen ſtaͤrker ſey, weil die Feuerzange ſodann einen und andern
von den mannigfaltigen hoͤhern Toͤnen giebt, die ſie ſo, wie jeder andere ela-
ſtiſche Blechſtreifen, geben kann. Es ſcheint uͤberhaupt, als ob faſt alles,
was ſchon lange vorher Daniel Bernoulli und Euler uͤber die ſchwingende
Bewegung elaſtiſcher Staͤbe und Blechſtreifen entdeckt hatten, dem Herrn
Profeſſor Funk, als er den jetzt angefuͤhrten Aufſatz ſchrieb, eben ſo, wie
noch verſchiednen andern Schriftſtellern, die ſich eigentlich davon haͤtten un-
terrichten ſollen, ganz unbekannt geweſen ſey. Jn des Hrn. v. Crouſaz
Abhandlung vom Schoͤnen m) findet man uͤber die Toͤne der Cylinder viel un-
richtiges, z. B. daß man, um bey Cylindern, die aus der naͤmlichen Ma-
terie verſertiget ſind, die Verhaͤltniſſe ihrer Toͤne zu finden, ihre Hoͤhe durch
das Quadrat ihres Diameters multipliciren muͤſſe, u. ſ. w. Selbſt Eu-
ler
n) hat, bevor er auf Veranlaſſung des Daniel Bernoulli genauere Un-
terſuchungen uͤber die Schwingungen ſolcher elaſtiſcher Koͤrper angeſtellt hat-
te, die ungegruͤndete Meynung geaͤußert, als ob die Toͤne cylindriſcher und
prismatiſcher Staͤbe blos von ihrer Laͤnge abhiengen; indem man annehmen
muͤſſe, daß jede Faſer fuͤr ſich erzittere.

So
m) Jch habe nur die deutſche Ueberſetzung bey der Hand, welche ſich in dem er-
ſten und zweyten Bande von Forkels muſikaliſch-kritiſcher Bibliothek findet.
Die hier angefuͤhrte Stelle iſt im 2ten Bande der muſik. krit. Bibl. S. 83.
n) Tentamen novae theoriae Muſicae cap. 1, §. 23.
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[15/0023] ſey, und mithin der Anfang der ſchwingenden Bewegung nicht gehindert werde. Man wird aber leicht einſehen, daß dieſes nicht der wahre Grund des Klingens oder Nichtklingens iſt, ſondern daß nach dem ſchnellen Loslaſ- ſen der vorher zuſammengehaltenen Enden die Feuerzange deswegen nicht klinge, weil die beyden Schenkel viel zu langſam ſchwingen, als daß ein hoͤrbarer Klang dabey Statt finden koͤnne; daß aber der Klang bey dem An- ſchlagen deswegen ſtaͤrker ſey, weil die Feuerzange ſodann einen und andern von den mannigfaltigen hoͤhern Toͤnen giebt, die ſie ſo, wie jeder andere ela- ſtiſche Blechſtreifen, geben kann. Es ſcheint uͤberhaupt, als ob faſt alles, was ſchon lange vorher Daniel Bernoulli und Euler uͤber die ſchwingende Bewegung elaſtiſcher Staͤbe und Blechſtreifen entdeckt hatten, dem Herrn Profeſſor Funk, als er den jetzt angefuͤhrten Aufſatz ſchrieb, eben ſo, wie noch verſchiednen andern Schriftſtellern, die ſich eigentlich davon haͤtten un- terrichten ſollen, ganz unbekannt geweſen ſey. Jn des Hrn. v. Crouſaz Abhandlung vom Schoͤnen m) findet man uͤber die Toͤne der Cylinder viel un- richtiges, z. B. daß man, um bey Cylindern, die aus der naͤmlichen Ma- terie verſertiget ſind, die Verhaͤltniſſe ihrer Toͤne zu finden, ihre Hoͤhe durch das Quadrat ihres Diameters multipliciren muͤſſe, u. ſ. w. Selbſt Eu- ler n) hat, bevor er auf Veranlaſſung des Daniel Bernoulli genauere Un- terſuchungen uͤber die Schwingungen ſolcher elaſtiſcher Koͤrper angeſtellt hat- te, die ungegruͤndete Meynung geaͤußert, als ob die Toͤne cylindriſcher und prismatiſcher Staͤbe blos von ihrer Laͤnge abhiengen; indem man annehmen muͤſſe, daß jede Faſer fuͤr ſich erzittere. So m) Jch habe nur die deutſche Ueberſetzung bey der Hand, welche ſich in dem er- ſten und zweyten Bande von Forkels muſikaliſch-kritiſcher Bibliothek findet. Die hier angefuͤhrte Stelle iſt im 2ten Bande der muſik. krit. Bibl. S. 83. n) Tentamen novae theoriae Muſicae cap. 1, §. 23.

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Entdeckungen über die Theorie des Klanges. Leipzig, 1787, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_klang_1787/23>, abgerufen am 22.11.2024.