nicht allemahl angewendet werden. Wir können nehmlich nicht Zeugen aufsuchen, wie wir wol- len: Weil dieselben öffters gar nicht mehr vor- handen sind: Wir können auch die vorhandenen Autores nicht fragen, wie wir wollen, sondern wir müssen uns an ihren Aussagen, die wir haben, gnügen lassan. Wiewohl man bey öfftern und wiederhohlten Nachschlagen, und durch verdoppelte Aufmercksamkeit öffters dasje- nige endlich findet, was man gesucht, und gleich- sam gefragt hat.
§. 30. Beschreibungen und Erzehlungen von sehr entfernten Dingen.
Die Beschreibungen von sehr entfernten Ländern, und einige etwa damit verknüpffte Er- zehlungen, sind mit den alten Geschichten in Anse- hung der Schwierigkeiten gar wohl in Verglei- chung zu stellen. Jn solche Länder kommen nur wenige. Und wer in ein sehr entferntes Land kommt, befindet sich in solchen Umständen, wor- innen sich derjenige befindet, der zum ersten mahl zu einer Sache kommt: welches wir als einen be- sondern Sehepunckt bemerckt haben. (§. 17. C. 5.) Jeder weiß, daß dem, wer zum ersten mahl zu ei- ner Sache kommt, alles fremde vorkomme. Und in diesem Zustande wird alles mit Verwunde- rung, meistens auch mit Uebereilung angese- hen; welches freylich sehr unrichtige Erzehlungen hervor bringen muß. So dann siehet man in ei- nem sehr entfernten Lande alles als ein Fremder an. (§. 22. C. 5.) Endlich aber, so ist es eine
gemeine
von alten u. auslaͤndiſch. Geſchichten.
nicht allemahl angewendet werden. Wir koͤnnen nehmlich nicht Zeugen aufſuchen, wie wir wol- len: Weil dieſelben oͤffters gar nicht mehr vor- handen ſind: Wir koͤnnen auch die vorhandenen Autores nicht fragen, wie wir wollen, ſondern wir muͤſſen uns an ihren Ausſagen, die wir haben, gnuͤgen laſſan. Wiewohl man bey oͤfftern und wiederhohlten Nachſchlagen, und durch verdoppelte Aufmerckſamkeit oͤffters dasje- nige endlich findet, was man geſucht, und gleich- ſam gefragt hat.
§. 30. Beſchreibungen und Erzehlungen von ſehr entfernten Dingen.
Die Beſchreibungen von ſehr entfernten Laͤndern, und einige etwa damit verknuͤpffte Er- zehlungen, ſind mit den alten Geſchichten in Anſe- hung der Schwierigkeiten gar wohl in Verglei- chung zu ſtellen. Jn ſolche Laͤnder kommen nur wenige. Und wer in ein ſehr entferntes Land kommt, befindet ſich in ſolchen Umſtaͤnden, wor- innen ſich derjenige befindet, der zum erſten mahl zu einer Sache kommt: welches wir als einen be- ſondern Sehepunckt bemerckt haben. (§. 17. C. 5.) Jeder weiß, daß dem, wer zum erſten mahl zu ei- ner Sache kommt, alles fremde vorkomme. Und in dieſem Zuſtande wird alles mit Verwunde- rung, meiſtens auch mit Uebereilung angeſe- hen; welches freylich ſehr unrichtige Erzehlungen hervor bringen muß. So dann ſiehet man in ei- nem ſehr entfernten Lande alles als ein Fremder an. (§. 22. C. 5.) Endlich aber, ſo iſt es eine
gemeine
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von alten u. auslaͤndiſch. Geſchichten.
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nehmlich nicht Zeugen aufſuchen, wie wir wol-
len: Weil dieſelben oͤffters gar nicht mehr vor-
handen ſind: Wir koͤnnen auch die vorhandenen
Autores nicht fragen, wie wir wollen, ſondern
wir muͤſſen uns an ihren Ausſagen, die
wir haben, gnuͤgen laſſan. Wiewohl man bey
oͤfftern und wiederhohlten Nachſchlagen, und
durch verdoppelte Aufmerckſamkeit oͤffters dasje-
nige endlich findet, was man geſucht, und gleich-
ſam gefragt hat.
§. 30.
Beſchreibungen und Erzehlungen von ſehr
entfernten Dingen.
Die Beſchreibungen von ſehr entfernten
Laͤndern, und einige etwa damit verknuͤpffte Er-
zehlungen, ſind mit den alten Geſchichten in Anſe-
hung der Schwierigkeiten gar wohl in Verglei-
chung zu ſtellen. Jn ſolche Laͤnder kommen nur
wenige. Und wer in ein ſehr entferntes Land
kommt, befindet ſich in ſolchen Umſtaͤnden, wor-
innen ſich derjenige befindet, der zum erſten mahl
zu einer Sache kommt: welches wir als einen be-
ſondern Sehepunckt bemerckt haben. (§. 17. C. 5.)
Jeder weiß, daß dem, wer zum erſten mahl zu ei-
ner Sache kommt, alles fremde vorkomme. Und
in dieſem Zuſtande wird alles mit Verwunde-
rung, meiſtens auch mit Uebereilung angeſe-
hen; welches freylich ſehr unrichtige Erzehlungen
hervor bringen muß. So dann ſiehet man in ei-
nem ſehr entfernten Lande alles als ein Fremder
an. (§. 22. C. 5.) Endlich aber, ſo iſt es eine
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/415>, abgerufen am 16.06.2024.
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