tigkeit mit der vorhergehenden Geschichte der Köni- gin Elisabeth nicht übereinkommt. Ja man ist in solchen Fällen, wie die vorigen Thaten, mit de- nen, deren Ursachen man untersucht, gar nicht übereinkommen, offt zweifelhafft, ob nicht zu ei- nem, auch sehr harten Verfahren, dennoch drin- gende Ursachen vorhanden gewesen sind?
§. 41. Von den Ursachen bey Handlungen, die mit Ambt und Stande keine allgemeine Verbindung haben.
Wenn iemand etwas unternimmt, welches aus dem allgemeinen Begriffe seines Ambtes, Standes, und kundbaren Umstände nicht kan verstanden werden, wo auch das etwa damit ver- knüpfte Vergnügen (wegen der auf der andern Seite damit verknüpften Beschwehrlichkeiten) die Ursache allein nicht seyn kan: so müssen besondere Umstände, die nicht jedem in die Augen fallen, da- von die Ursache seyn: und die Handlung muß ent- weder der Anfang, Mittel oder Ende eines An- schlags seyn. (§. 21.) Man nimmt z. E. will- kührlich eine Reise für, ohne durch sein Ambt oder Stand darzu gedrungen zu seyn, sondern nur um die Welt zu sehen, diesen oder jenen zu sprechen, und den guten Würckungen einer häuffigen und starcken Motion theilhafftig zu werden. Wie be- schäfftigen sich nicht offt Leute damit, die Ursachen davon zu ergründen, die doch die gantze Sache we- nig angehet, und denen es gleichgültig seyn kan, aus was vor Ursache solches auch geschehen mag.
Grosser
Achtes Capitel,
tigkeit mit der vorhergehenden Geſchichte der Koͤni- gin Eliſabeth nicht uͤbereinkommt. Ja man iſt in ſolchen Faͤllen, wie die vorigen Thaten, mit de- nen, deren Urſachen man unterſucht, gar nicht uͤbereinkommen, offt zweifelhafft, ob nicht zu ei- nem, auch ſehr harten Verfahren, dennoch drin- gende Urſachen vorhanden geweſen ſind?
§. 41. Von den Urſachen bey Handlungen, die mit Ambt und Stande keine allgemeine Verbindung haben.
Wenn iemand etwas unternimmt, welches aus dem allgemeinen Begriffe ſeines Ambtes, Standes, und kundbaren Umſtaͤnde nicht kan verſtanden werden, wo auch das etwa damit ver- knuͤpfte Vergnuͤgen (wegen der auf der andern Seite damit verknuͤpften Beſchwehrlichkeiten) die Urſache allein nicht ſeyn kan: ſo muͤſſen beſondere Umſtaͤnde, die nicht jedem in die Augen fallen, da- von die Urſache ſeyn: und die Handlung muß ent- weder der Anfang, Mittel oder Ende eines An- ſchlags ſeyn. (§. 21.) Man nimmt z. E. will- kuͤhrlich eine Reiſe fuͤr, ohne durch ſein Ambt oder Stand darzu gedrungen zu ſeyn, ſondern nur um die Welt zu ſehen, dieſen oder jenen zu ſprechen, und den guten Wuͤrckungen einer haͤuffigen und ſtarcken Motion theilhafftig zu werden. Wie be- ſchaͤfftigen ſich nicht offt Leute damit, die Urſachen davon zu ergruͤnden, die doch die gantze Sache we- nig angehet, und denen es gleichguͤltig ſeyn kan, aus was vor Urſache ſolches auch geſchehen mag.
Groſſer
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0294"n="258"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Achtes Capitel,</hi></fw><lb/>
tigkeit mit der vorhergehenden Geſchichte der Koͤni-<lb/>
gin Eliſabeth nicht uͤbereinkommt. Ja man iſt in<lb/>ſolchen Faͤllen, wie die vorigen Thaten, mit de-<lb/>
nen, deren Urſachen man unterſucht, gar nicht<lb/>
uͤbereinkommen, offt zweifelhafft, ob nicht zu ei-<lb/>
nem, auch ſehr harten Verfahren, dennoch drin-<lb/>
gende Urſachen vorhanden geweſen ſind?</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 41.<lb/>
Von den Urſachen bey Handlungen, die mit Ambt<lb/>
und Stande keine allgemeine Verbindung<lb/>
haben.</head><lb/><p>Wenn iemand etwas unternimmt, welches aus<lb/>
dem <hirendition="#fr">allgemeinen</hi> Begriffe ſeines <hirendition="#fr">Ambtes,<lb/>
Standes,</hi> und kundbaren Umſtaͤnde nicht kan<lb/>
verſtanden werden, wo auch das etwa damit ver-<lb/>
knuͤpfte Vergnuͤgen (wegen der auf der andern<lb/>
Seite damit verknuͤpften Beſchwehrlichkeiten) die<lb/>
Urſache allein nicht ſeyn kan: ſo muͤſſen beſondere<lb/>
Umſtaͤnde, die nicht jedem in die Augen fallen, da-<lb/>
von die Urſache ſeyn: und die Handlung muß ent-<lb/>
weder der Anfang, Mittel oder Ende eines An-<lb/>ſchlags ſeyn. (§. 21.) Man nimmt z. E. will-<lb/>
kuͤhrlich eine Reiſe fuͤr, ohne durch ſein Ambt oder<lb/>
Stand darzu gedrungen zu ſeyn, ſondern nur um<lb/>
die Welt zu ſehen, dieſen oder jenen zu ſprechen,<lb/>
und den guten Wuͤrckungen einer haͤuffigen und<lb/>ſtarcken Motion theilhafftig zu werden. Wie be-<lb/>ſchaͤfftigen ſich nicht offt Leute damit, die Urſachen<lb/>
davon zu ergruͤnden, die doch die gantze Sache we-<lb/>
nig angehet, und denen es gleichguͤltig ſeyn kan,<lb/>
aus was vor Urſache ſolches auch geſchehen mag.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Groſſer</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[258/0294]
Achtes Capitel,
tigkeit mit der vorhergehenden Geſchichte der Koͤni-
gin Eliſabeth nicht uͤbereinkommt. Ja man iſt in
ſolchen Faͤllen, wie die vorigen Thaten, mit de-
nen, deren Urſachen man unterſucht, gar nicht
uͤbereinkommen, offt zweifelhafft, ob nicht zu ei-
nem, auch ſehr harten Verfahren, dennoch drin-
gende Urſachen vorhanden geweſen ſind?
§. 41.
Von den Urſachen bey Handlungen, die mit Ambt
und Stande keine allgemeine Verbindung
haben.
Wenn iemand etwas unternimmt, welches aus
dem allgemeinen Begriffe ſeines Ambtes,
Standes, und kundbaren Umſtaͤnde nicht kan
verſtanden werden, wo auch das etwa damit ver-
knuͤpfte Vergnuͤgen (wegen der auf der andern
Seite damit verknuͤpften Beſchwehrlichkeiten) die
Urſache allein nicht ſeyn kan: ſo muͤſſen beſondere
Umſtaͤnde, die nicht jedem in die Augen fallen, da-
von die Urſache ſeyn: und die Handlung muß ent-
weder der Anfang, Mittel oder Ende eines An-
ſchlags ſeyn. (§. 21.) Man nimmt z. E. will-
kuͤhrlich eine Reiſe fuͤr, ohne durch ſein Ambt oder
Stand darzu gedrungen zu ſeyn, ſondern nur um
die Welt zu ſehen, dieſen oder jenen zu ſprechen,
und den guten Wuͤrckungen einer haͤuffigen und
ſtarcken Motion theilhafftig zu werden. Wie be-
ſchaͤfftigen ſich nicht offt Leute damit, die Urſachen
davon zu ergruͤnden, die doch die gantze Sache we-
nig angehet, und denen es gleichguͤltig ſeyn kan,
aus was vor Urſache ſolches auch geſchehen mag.
Groſſer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/294>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.