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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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Vorrede.
wärtiger Abhandlung schon damahls, in die
Einleitung zur systematischen Theologie, als
einen besondern Abschnitt eingeschaltet habe.

Das an dem academischen Gymnasio zu
Coburg geführte Directorat hat mir sodann
noch anderweitige Gelegenheit gegeben, dieser
neuen Wissenschaft, deren Grundriß ich ein-
mahl in Sinn gefasset hatte, weiter nachzu-
dencken. Es war meines Amts, auf die Er-
leichterung bey Erlernung der schönen Wis-
senschaften, da man ietzo alles gerne leicht er-
lernen will, meine Gedancken gerichtet seyn
zu lassen. Hier aber herrschet überall die
historische Erkenntniß augenscheinlich. Nur
eins ins besondere zu gedencken. Welchen
Rang hat nicht unter den schönen Wissen-
schaften die Beredsamkeit? Man sehe aber
nur die grösten Meisterstücke alter und neuer
Redner an, so wird man gewahr werden, daß
jede Rede nichts anders als ein rechtes Ge-
webe von lauter Erzehlungen von verschiede-
ner Größe und Einrichtung ist. Die meisten
Reden sind gleich ihrem Hauptinnhalte nach
historisch. Wenn aber auch ein Redner sich
allenfalls mit einer allgemeinen Wahrheit be-
schäfftiget, so wird man doch finden, daß der
oratorische Vortrag solcher Wahrheiten fast

in
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Vorrede.
waͤrtiger Abhandlung ſchon damahls, in die
Einleitung zur ſyſtematiſchen Theologie, als
einen beſondern Abſchnitt eingeſchaltet habe.

Das an dem academiſchen Gymnaſio zu
Coburg gefuͤhrte Directorat hat mir ſodann
noch anderweitige Gelegenheit gegeben, dieſer
neuen Wiſſenſchaft, deren Grundriß ich ein-
mahl in Sinn gefaſſet hatte, weiter nachzu-
dencken. Es war meines Amts, auf die Er-
leichterung bey Erlernung der ſchoͤnen Wiſ-
ſenſchaften, da man ietzo alles gerne leicht er-
lernen will, meine Gedancken gerichtet ſeyn
zu laſſen. Hier aber herrſchet uͤberall die
hiſtoriſche Erkenntniß augenſcheinlich. Nur
eins ins beſondere zu gedencken. Welchen
Rang hat nicht unter den ſchoͤnen Wiſſen-
ſchaften die Beredſamkeit? Man ſehe aber
nur die groͤſten Meiſterſtuͤcke alter und neuer
Redner an, ſo wird man gewahr werden, daß
jede Rede nichts anders als ein rechtes Ge-
webe von lauter Erzehlungen von verſchiede-
ner Groͤße und Einrichtung iſt. Die meiſten
Reden ſind gleich ihrem Hauptinnhalte nach
hiſtoriſch. Wenn aber auch ein Redner ſich
allenfalls mit einer allgemeinen Wahrheit be-
ſchaͤfftiget, ſo wird man doch finden, daß der
oratoriſche Vortrag ſolcher Wahrheiten faſt

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[0023] Vorrede. waͤrtiger Abhandlung ſchon damahls, in die Einleitung zur ſyſtematiſchen Theologie, als einen beſondern Abſchnitt eingeſchaltet habe. Das an dem academiſchen Gymnaſio zu Coburg gefuͤhrte Directorat hat mir ſodann noch anderweitige Gelegenheit gegeben, dieſer neuen Wiſſenſchaft, deren Grundriß ich ein- mahl in Sinn gefaſſet hatte, weiter nachzu- dencken. Es war meines Amts, auf die Er- leichterung bey Erlernung der ſchoͤnen Wiſ- ſenſchaften, da man ietzo alles gerne leicht er- lernen will, meine Gedancken gerichtet ſeyn zu laſſen. Hier aber herrſchet uͤberall die hiſtoriſche Erkenntniß augenſcheinlich. Nur eins ins beſondere zu gedencken. Welchen Rang hat nicht unter den ſchoͤnen Wiſſen- ſchaften die Beredſamkeit? Man ſehe aber nur die groͤſten Meiſterſtuͤcke alter und neuer Redner an, ſo wird man gewahr werden, daß jede Rede nichts anders als ein rechtes Ge- webe von lauter Erzehlungen von verſchiede- ner Groͤße und Einrichtung iſt. Die meiſten Reden ſind gleich ihrem Hauptinnhalte nach hiſtoriſch. Wenn aber auch ein Redner ſich allenfalls mit einer allgemeinen Wahrheit be- ſchaͤfftiget, ſo wird man doch finden, daß der oratoriſche Vortrag ſolcher Wahrheiten faſt in b 2

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/23>, abgerufen am 24.11.2024.