Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite
18.

Es können also die Secunden, Terzen, Sexten und Septimen groß oder klein
seyn, die Quinten und Quarten aber nicht. Wenn sie aber um einen kleinen halben Ton
[25/24] erhöht werden, so nennt man sie, eben so, wie die um eben so viel erhöhten großen
Secunden, Terzen, Sexten und Septimen, übermäßig; wenn aber eine Quarte oder
Quinte, oder auch eine kleine Secunde, Terz, Sexte oder Septime um eben so viel er-
niedrigt wird, so nennt man sie vermindert.

Durch Umkehrung wird allemahl aus einem großen Jntervalle ein kleines, aus
einem kleinen ein großes, aus einem verminderten ein übermäßiges und aus einem über-
mäßigen ein vermindertes Jntervall.

Die durch solche Erhöhungen oder Erniedrigungen um entstehenden übermäßigen
und verminderten Jntervalle sind, in so weit man sie zum Gebrauche anwendet, folgende:

Die übermäßige Secunde x = oder auch x = nebst
ihrer Umkehrung, der verminderten Septime x = oder x = .

Die verminderte Terz x = nebst ihrer Umkehrung, der über-
mäßigen Sexte
x = .

Die verminderte Quarte x = nebst ihrer Umkehrung, der über-
mäßigen Quinte
x = .

Die schon erwähnte übermäßige Quarte x = und deren Umkehrung,
die verminderte Quinte, welche auch von einigen falsche Quinte genannt wird
x = .

Eine übermäßige Terz x = und eine verminderte Sexte als
deren Umkehrung, x = sind nicht gebräuchlich.

Alle bisher erwähnten Jntervalle weeden sich in der §. 25 befindlichen Tabelle
am besten übersehen lassen.

Anm. Marpurg in seinem Versuche über die Temperatur §. 42 und 43 läßt die ver-
minderten und übermäßigen Terzen und Sexten nicht auf diese Art entstehen, weil die verminderte
Terz etwas weniges kleiner, als die übermäßige Secunde, die übermäßige Terz etwas größer, als
die verminderte Quarte, die vernundert. Sexte etwas kleiner, als die übermäßige Quinte, und
die übermäßige Sexte etwas größer, als die verminderte Septime seyn würde. Er behauptet
nahmlich, daß jede Stufe ihre bestimmten Gränzen habe, und nicht in das Gebieth der andern
eingreifen dürfe. Er theilt also den kleinen halben Ton arithmetisch in zwey Theile, und
C
18.

Es koͤnnen alſo die Secunden, Terzen, Sexten und Septimen groß oder klein
ſeyn, die Quinten und Quarten aber nicht. Wenn ſie aber um einen kleinen halben Ton
[25/24] erhoͤht werden, ſo nennt man ſie, eben ſo, wie die um eben ſo viel erhoͤhten großen
Secunden, Terzen, Sexten und Septimen, uͤbermaͤßig; wenn aber eine Quarte oder
Quinte, oder auch eine kleine Secunde, Terz, Sexte oder Septime um eben ſo viel er-
niedrigt wird, ſo nennt man ſie vermindert.

Durch Umkehrung wird allemahl aus einem großen Jntervalle ein kleines, aus
einem kleinen ein großes, aus einem verminderten ein uͤbermaͤßiges und aus einem uͤber-
maͤßigen ein vermindertes Jntervall.

Die durch ſolche Erhoͤhungen oder Erniedrigungen um entſtehenden uͤbermaͤßigen
und verminderten Jntervalle ſind, in ſo weit man ſie zum Gebrauche anwendet, folgende:

Die uͤbermaͤßige Secunde × = oder auch × = nebſt
ihrer Umkehrung, der verminderten Septime × = oder × = .

Die verminderte Terz × = nebſt ihrer Umkehrung, der uͤber-
maͤßigen Sexte
× = .

Die verminderte Quarte × = nebſt ihrer Umkehrung, der uͤber-
maͤßigen Quinte
× = .

Die ſchon erwaͤhnte uͤbermaͤßige Quarte × = und deren Umkehrung,
die verminderte Quinte, welche auch von einigen falſche Quinte genannt wird
× = .

Eine uͤbermaͤßige Terz × = und eine verminderte Sexte als
deren Umkehrung, × = ſind nicht gebraͤuchlich.

Alle bisher erwaͤhnten Jntervalle weeden ſich in der §. 25 befindlichen Tabelle
am beſten uͤberſehen laſſen.

Anm. Marpurg in ſeinem Verſuche uͤber die Temperatur §. 42 und 43 laͤßt die ver-
minderten und uͤbermaͤßigen Terzen und Sexten nicht auf dieſe Art entſtehen, weil die verminderte
Terz etwas weniges kleiner, als die uͤbermaͤßige Secunde, die uͤbermaͤßige Terz etwas groͤßer, als
die verminderte Quarte, die vernundert. Sexte etwas kleiner, als die uͤbermaͤßige Quinte, und
die uͤbermaͤßige Sexte etwas groͤßer, als die verminderte Septime ſeyn wuͤrde. Er behauptet
nahmlich, daß jede Stufe ihre beſtimmten Graͤnzen habe, und nicht in das Gebieth der andern
eingreifen duͤrfe. Er theilt alſo den kleinen halben Ton arithmetiſch in zwey Theile, und
C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0051" n="17"/>
          <div n="3">
            <head>18.</head><lb/>
            <p>Es ko&#x0364;nnen al&#x017F;o die Secunden, Terzen, Sexten und Septimen groß oder klein<lb/>
&#x017F;eyn, die Quinten und Quarten aber nicht. Wenn &#x017F;ie aber um einen kleinen halben Ton<lb/><supplied>25/24</supplied> erho&#x0364;ht werden, &#x017F;o nennt man &#x017F;ie, eben &#x017F;o, wie die um eben &#x017F;o viel erho&#x0364;hten großen<lb/>
Secunden, Terzen, Sexten und Septimen, <hi rendition="#g">u&#x0364;berma&#x0364;ßig;</hi> wenn aber eine Quarte oder<lb/>
Quinte, oder auch eine kleine Secunde, Terz, Sexte oder Septime um eben &#x017F;o viel er-<lb/>
niedrigt wird, &#x017F;o nennt man &#x017F;ie <hi rendition="#g">vermindert.</hi></p><lb/>
            <p>Durch Umkehrung wird allemahl aus einem großen Jntervalle ein kleines, aus<lb/>
einem kleinen ein großes, aus einem verminderten ein u&#x0364;berma&#x0364;ßiges und aus einem u&#x0364;ber-<lb/>
ma&#x0364;ßigen ein vermindertes Jntervall.</p><lb/>
            <p>Die durch &#x017F;olche Erho&#x0364;hungen oder Erniedrigungen um <formula notation="TeX">\frac{25}{24}</formula> ent&#x017F;tehenden u&#x0364;berma&#x0364;ßigen<lb/>
und verminderten Jntervalle &#x017F;ind, in &#x017F;o weit man &#x017F;ie zum Gebrauche anwendet, folgende:</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#g">u&#x0364;berma&#x0364;ßige Secunde</hi> <formula notation="TeX">\frac{9}{8}</formula> × <formula notation="TeX">\frac{25}{24}</formula> = <formula notation="TeX">\frac{75}{64}</formula> oder auch <formula notation="TeX">\frac{10}{9}</formula> × <formula notation="TeX">\frac{25}{24}</formula> = <formula notation="TeX">\frac{125}{108}</formula> neb&#x017F;t<lb/>
ihrer Umkehrung, der verminderten Septime <formula notation="TeX">\frac{16}{9}</formula> × <formula notation="TeX">\frac{24}{25}</formula> = <formula notation="TeX">\frac{128}{75}</formula> oder <formula notation="TeX">\frac{9}{5}</formula> × <formula notation="TeX">\frac{25}{24}</formula> = <formula notation="TeX">\frac{215}{125}</formula>.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#g">verminderte Terz</hi> <formula notation="TeX">\frac{6}{5}</formula> × <formula notation="TeX">\frac{24}{25}</formula> = <formula notation="TeX">\frac{144}{125}</formula> neb&#x017F;t ihrer Umkehrung, der <hi rendition="#g">u&#x0364;ber-<lb/>
ma&#x0364;ßigen Sexte</hi> <formula notation="TeX">\frac{5}{3}</formula> × <formula notation="TeX">\frac{25}{24}</formula> = <formula notation="TeX">\frac{125}{72}</formula>.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#g">verminderte Quarte</hi> <formula notation="TeX">\frac{4}{3}</formula> × <formula notation="TeX">\frac{24}{25}</formula> = <formula notation="TeX">\frac{32}{25}</formula> neb&#x017F;t ihrer Umkehrung, der <hi rendition="#g">u&#x0364;ber-<lb/>
ma&#x0364;ßigen Quinte</hi> <formula notation="TeX">\frac{3}{2}</formula> × <formula notation="TeX">\frac{25}{24}</formula> = <formula notation="TeX">\frac{25}{16}</formula>.</p><lb/>
            <p>Die &#x017F;chon erwa&#x0364;hnte <hi rendition="#g">u&#x0364;berma&#x0364;ßige Quarte</hi> <formula notation="TeX">\frac{4}{3}</formula> × <formula notation="TeX">\frac{25}{24}</formula> = <formula notation="TeX">\frac{23}{18}</formula> und deren Umkehrung,<lb/>
die <hi rendition="#g">verminderte Quinte,</hi> welche auch von einigen <hi rendition="#g">fal&#x017F;che Quinte</hi> genannt wird<lb/><formula notation="TeX">\frac{3}{2}</formula> × <formula notation="TeX">\frac{25}{24}</formula> = <formula notation="TeX">\frac{35}{25}</formula>.</p><lb/>
            <p>Eine <hi rendition="#g">u&#x0364;berma&#x0364;ßige Terz</hi> <formula notation="TeX">\frac{5}{4}</formula> × <formula notation="TeX">\frac{24}{25}</formula> = <formula notation="TeX">\frac{125}{96}</formula> und eine <hi rendition="#g">verminderte Sexte</hi> als<lb/>
deren Umkehrung, <formula notation="TeX">\frac{8}{5}</formula> × <formula notation="TeX">\frac{24}{25}</formula> = <formula notation="TeX">\frac{192}{123}</formula> &#x017F;ind nicht gebra&#x0364;uchlich.</p><lb/>
            <p>Alle bisher erwa&#x0364;hnten Jntervalle weeden &#x017F;ich in der §. 25 befindlichen Tabelle<lb/>
am be&#x017F;ten u&#x0364;ber&#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <list>
              <item><hi rendition="#g">Anm. Marpurg</hi> in &#x017F;einem <hi rendition="#g">Ver&#x017F;uche u&#x0364;ber die Temperatur</hi> §. 42 und 43 la&#x0364;ßt die ver-<lb/>
minderten und u&#x0364;berma&#x0364;ßigen Terzen und Sexten nicht auf die&#x017F;e Art ent&#x017F;tehen, weil die verminderte<lb/>
Terz etwas weniges kleiner, als die u&#x0364;berma&#x0364;ßige Secunde, die u&#x0364;berma&#x0364;ßige Terz etwas gro&#x0364;ßer, als<lb/>
die verminderte Quarte, die vernundert. Sexte etwas kleiner, als die u&#x0364;berma&#x0364;ßige Quinte, und<lb/>
die u&#x0364;berma&#x0364;ßige Sexte etwas gro&#x0364;ßer, als die verminderte Septime &#x017F;eyn wu&#x0364;rde. Er behauptet<lb/>
nahmlich, daß jede Stufe ihre be&#x017F;timmten Gra&#x0364;nzen habe, und nicht in das Gebieth der andern<lb/>
eingreifen du&#x0364;rfe. Er theilt al&#x017F;o den kleinen halben Ton <formula notation="TeX">\frac{25}{24}</formula> arithmeti&#x017F;ch in zwey Theile, und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0051] 18. Es koͤnnen alſo die Secunden, Terzen, Sexten und Septimen groß oder klein ſeyn, die Quinten und Quarten aber nicht. Wenn ſie aber um einen kleinen halben Ton 25/24 erhoͤht werden, ſo nennt man ſie, eben ſo, wie die um eben ſo viel erhoͤhten großen Secunden, Terzen, Sexten und Septimen, uͤbermaͤßig; wenn aber eine Quarte oder Quinte, oder auch eine kleine Secunde, Terz, Sexte oder Septime um eben ſo viel er- niedrigt wird, ſo nennt man ſie vermindert. Durch Umkehrung wird allemahl aus einem großen Jntervalle ein kleines, aus einem kleinen ein großes, aus einem verminderten ein uͤbermaͤßiges und aus einem uͤber- maͤßigen ein vermindertes Jntervall. Die durch ſolche Erhoͤhungen oder Erniedrigungen um [FORMEL] entſtehenden uͤbermaͤßigen und verminderten Jntervalle ſind, in ſo weit man ſie zum Gebrauche anwendet, folgende: Die uͤbermaͤßige Secunde [FORMEL] × [FORMEL] = [FORMEL] oder auch [FORMEL] × [FORMEL] = [FORMEL] nebſt ihrer Umkehrung, der verminderten Septime [FORMEL] × [FORMEL] = [FORMEL] oder [FORMEL] × [FORMEL] = [FORMEL]. Die verminderte Terz [FORMEL] × [FORMEL] = [FORMEL] nebſt ihrer Umkehrung, der uͤber- maͤßigen Sexte [FORMEL] × [FORMEL] = [FORMEL]. Die verminderte Quarte [FORMEL] × [FORMEL] = [FORMEL] nebſt ihrer Umkehrung, der uͤber- maͤßigen Quinte [FORMEL] × [FORMEL] = [FORMEL]. Die ſchon erwaͤhnte uͤbermaͤßige Quarte [FORMEL] × [FORMEL] = [FORMEL] und deren Umkehrung, die verminderte Quinte, welche auch von einigen falſche Quinte genannt wird [FORMEL] × [FORMEL] = [FORMEL]. Eine uͤbermaͤßige Terz [FORMEL] × [FORMEL] = [FORMEL] und eine verminderte Sexte als deren Umkehrung, [FORMEL] × [FORMEL] = [FORMEL] ſind nicht gebraͤuchlich. Alle bisher erwaͤhnten Jntervalle weeden ſich in der §. 25 befindlichen Tabelle am beſten uͤberſehen laſſen. Anm. Marpurg in ſeinem Verſuche uͤber die Temperatur §. 42 und 43 laͤßt die ver- minderten und uͤbermaͤßigen Terzen und Sexten nicht auf dieſe Art entſtehen, weil die verminderte Terz etwas weniges kleiner, als die uͤbermaͤßige Secunde, die uͤbermaͤßige Terz etwas groͤßer, als die verminderte Quarte, die vernundert. Sexte etwas kleiner, als die uͤbermaͤßige Quinte, und die uͤbermaͤßige Sexte etwas groͤßer, als die verminderte Septime ſeyn wuͤrde. Er behauptet nahmlich, daß jede Stufe ihre beſtimmten Graͤnzen habe, und nicht in das Gebieth der andern eingreifen duͤrfe. Er theilt alſo den kleinen halben Ton [FORMEL] arithmetiſch in zwey Theile, und C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/51
Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/51>, abgerufen am 21.11.2024.