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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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mit unveränderter Stärke geschehenden Fortdauer des Schalles gegen alle Puncte des Hori
zontes gedreht, so wird man den Schall bald stärker, bald schwächer hören, nachdem die
akustische Axe des offenen Ohres sich der Richtung des Schalles nähert, oder sich von derselben
entfernt, und die Empfindung wird am stärksten seyn, wenn die akustische Axe mit der Rich-
tung der Schwingungen zusammentrift, man wird also durch ein einziges Ohr auf diese Art
die wahre Richtung des Schalles entdecken können. Sind beyde Ohren geöffnet, so wird man
aus der Ungleichheit der durch ein Ohr mehr als durch das andere gegebenen Empfindung die
wahre Richtung des Schalles erkennen, außer wenn bey unveränderter Stellung des Hörenden
der Schall gerade vor ihm oder hinter ihm erregt wird, welches sich nicht von einander unter-
scheiden läßt. Man bemerkt bey Thieren, daß sie zuweilen die Ohren nach der Seite wenden,
wo der Schall herkommt, wodurch unstreitig die Richtung desselben leichter bemerkbar wird;
weshalb es auch den Menschen nützlich seyn würde, wenn sie die zur Bewegung des Ohres
bestimmten Muskeln, welche gewöhnlich schon in der frühesten Jugend durch die Kopfbe-
deckungen gelähmt werden, zu dieser Absicht gebrauchen könnten.



Zweyter Abschnitt.
Von dem Gehöre bey verschiedenen Thiererten.


251.

Bey Vergleichung der menschlichen Gehörwerkzeuge mit den Gehörwerkzeugen verschiedener
Thierarten finden sich bey Allen gewisse Theile, welche zum Gehöre schlechterdings nothwendig
scheinen, nähmlich häutige mit einer Feuchtigkeit angefüllte Röhrchen oder Säckchen, welche
die Substanz des Gehörnerven in breyicher Gestalt enthalten; aber sowohl in Ansehung des
Baues dieser Theile, als auch in Ansehung des Daseyns und des Baues anderer Theile,
welche zu einem mehr oder weniger feinen oder den besondern Verhältnissen der verschiedenen
Thiere angemessenen Gehöre erforderlich sind, zeigt sich eine große Mannigfaltigkeit.

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mit unveraͤnderter Staͤrke geſchehenden Fortdauer des Schalles gegen alle Puncte des Hori
zontes gedreht, ſo wird man den Schall bald ſtaͤrker, bald ſchwaͤcher hoͤren, nachdem die
akuſtiſche Axe des offenen Ohres ſich der Richtung des Schalles naͤhert, oder ſich von derſelben
entfernt, und die Empfindung wird am ſtaͤrkſten ſeyn, wenn die akuſtiſche Axe mit der Rich-
tung der Schwingungen zuſammentrift, man wird alſo durch ein einziges Ohr auf dieſe Art
die wahre Richtung des Schalles entdecken koͤnnen. Sind beyde Ohren geoͤffnet, ſo wird man
aus der Ungleichheit der durch ein Ohr mehr als durch das andere gegebenen Empfindung die
wahre Richtung des Schalles erkennen, außer wenn bey unveraͤnderter Stellung des Hoͤrenden
der Schall gerade vor ihm oder hinter ihm erregt wird, welches ſich nicht von einander unter-
ſcheiden laͤßt. Man bemerkt bey Thieren, daß ſie zuweilen die Ohren nach der Seite wenden,
wo der Schall herkommt, wodurch unſtreitig die Richtung deſſelben leichter bemerkbar wird;
weshalb es auch den Menſchen nuͤtzlich ſeyn wuͤrde, wenn ſie die zur Bewegung des Ohres
beſtimmten Muſkeln, welche gewoͤhnlich ſchon in der fruͤheſten Jugend durch die Kopfbe-
deckungen gelaͤhmt werden, zu dieſer Abſicht gebrauchen koͤnnten.



Zweyter Abſchnitt.
Von dem Gehoͤre bey verſchiedenen Thiererten.


251.

Bey Vergleichung der menſchlichen Gehoͤrwerkzeuge mit den Gehoͤrwerkzeugen verſchiedener
Thierarten finden ſich bey Allen gewiſſe Theile, welche zum Gehoͤre ſchlechterdings nothwendig
ſcheinen, naͤhmlich haͤutige mit einer Feuchtigkeit angefuͤllte Roͤhrchen oder Saͤckchen, welche
die Subſtanz des Gehoͤrnerven in breyicher Geſtalt enthalten; aber ſowohl in Anſehung des
Baues dieſer Theile, als auch in Anſehung des Daſeyns und des Baues anderer Theile,
welche zu einem mehr oder weniger feinen oder den beſondern Verhaͤltniſſen der verſchiedenen
Thiere angemeſſenen Gehoͤre erforderlich ſind, zeigt ſich eine große Mannigfaltigkeit.

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[297/0331] mit unveraͤnderter Staͤrke geſchehenden Fortdauer des Schalles gegen alle Puncte des Hori zontes gedreht, ſo wird man den Schall bald ſtaͤrker, bald ſchwaͤcher hoͤren, nachdem die akuſtiſche Axe des offenen Ohres ſich der Richtung des Schalles naͤhert, oder ſich von derſelben entfernt, und die Empfindung wird am ſtaͤrkſten ſeyn, wenn die akuſtiſche Axe mit der Rich- tung der Schwingungen zuſammentrift, man wird alſo durch ein einziges Ohr auf dieſe Art die wahre Richtung des Schalles entdecken koͤnnen. Sind beyde Ohren geoͤffnet, ſo wird man aus der Ungleichheit der durch ein Ohr mehr als durch das andere gegebenen Empfindung die wahre Richtung des Schalles erkennen, außer wenn bey unveraͤnderter Stellung des Hoͤrenden der Schall gerade vor ihm oder hinter ihm erregt wird, welches ſich nicht von einander unter- ſcheiden laͤßt. Man bemerkt bey Thieren, daß ſie zuweilen die Ohren nach der Seite wenden, wo der Schall herkommt, wodurch unſtreitig die Richtung deſſelben leichter bemerkbar wird; weshalb es auch den Menſchen nuͤtzlich ſeyn wuͤrde, wenn ſie die zur Bewegung des Ohres beſtimmten Muſkeln, welche gewoͤhnlich ſchon in der fruͤheſten Jugend durch die Kopfbe- deckungen gelaͤhmt werden, zu dieſer Abſicht gebrauchen koͤnnten. Zweyter Abſchnitt. Von dem Gehoͤre bey verſchiedenen Thiererten. 251. Bey Vergleichung der menſchlichen Gehoͤrwerkzeuge mit den Gehoͤrwerkzeugen verſchiedener Thierarten finden ſich bey Allen gewiſſe Theile, welche zum Gehoͤre ſchlechterdings nothwendig ſcheinen, naͤhmlich haͤutige mit einer Feuchtigkeit angefuͤllte Roͤhrchen oder Saͤckchen, welche die Subſtanz des Gehoͤrnerven in breyicher Geſtalt enthalten; aber ſowohl in Anſehung des Baues dieſer Theile, als auch in Anſehung des Daſeyns und des Baues anderer Theile, welche zu einem mehr oder weniger feinen oder den beſondern Verhaͤltniſſen der verſchiedenen Thiere angemeſſenen Gehoͤre erforderlich ſind, zeigt ſich eine große Mannigfaltigkeit. P p

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/331>, abgerufen am 24.11.2024.