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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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wird auch überhaupt mehr, als andere, verstärkt werden. Allenfalls kann zu Versuchen dieser
Art ein nicht allzu dickes Bret oder [ein] hölzerner Kasten schon als Resonanzboden dienen.
Noch mehr zeigt sich diese mehrere oder mindere Verstärkung eines Tones an gewissen Stellen,
und diese vorzügliche Verstärkung gewisser Töne vor andern, wenn man einen an dem einen
Ende zugespitzten eisernen Stab oder Stift an verschiedenen Stellen in ein Bret, oder in den
Boden eines hölzernen Kastens einschlägt.

Es kann ein Resonanzboden, eben so wie jeder andere elastische Körper (nach dem
9ten Abschnitte des vorigen Theiles) vielerley Schwingungsarten zugleich annehmen, ohne daß
eine die andere hindert, er kann also viele Töne zugleich verstärken.

Anm. Maupertuis hat in seiner Abhandlung sur la forme des instrumens a Musique in den
Memores de l'Academie de Paris 1724. den Umstand, daß ein Resonanzbaden mehrere Töne
zugleich verstarkt, auf eine sehr unnatürliche Art erklärt, indem er annimmt, daß durch jeden Ton
nur gewisse Fasern des Resonanzbodens, die eine diesem Tone gemäße Elasticität haben, erschüt-
tern würden, daß also ein Resonanzboden, oder ein musikalisches Jnstrument, um mehrere Töne
zu verstärken, aus Fasern von verschiedener Länge bestehen müsse. Es wird vielmehr ein vierecki-
ger Resonanzboden, wo alle Fasern gleich lang, und von einerley Beschaffenheit sind, alle Töne
ebensowohl verstärken, als einer von anderer Gestalt. Die Erklärung von Maupertuts ist ein
Gegenstück zu der eben so unnatürlichen Schalltheorie von Mairan in Mem. de l'Acad. de Paris
1737, wo dieser die Verbreitung mehrerer Tone durch die Luft dadurch erklären will, daß er die
Luft aus Theilchen von verschiedener Elasticitat bestehen läßt, wo also jeder Ton nur gewisse Luft-
theilchen erschüttern soll.
229.

Ein entweder durch die Luft, oder auch durch feste Körper verbreiteter Klang setzt alle
klingenden Körper, die in denselben Zeiträumen schwingen können, in Bewegung. Wenn
an einem Jnstrumente, oder auch an verschiedenen, die durch die Luft oder durch einen Zusam-
menhang von festen Körpern auf einander würken können, zwey Saiten in Einklang gestemmt
werden, und man setzt die eine in Bewegung, so klingt die andere ebenfalls, weil sie bey
jeder Schwingung, die sie machen kann, durch jede Schwingung des andern klingenden
Körpers einen neuen Stoß erhält. Dieses findet auch Statt, wenn einer, oder beyde Töne
solche sind, die durch Eintheilung der Saite oder eines andern klingenden Körpers in mehrere

wird auch uͤberhaupt mehr, als andere, verſtaͤrkt werden. Allenfalls kann zu Verſuchen dieſer
Art ein nicht allzu dickes Bret oder [ein] hoͤlzerner Kaſten ſchon als Reſonanzboden dienen.
Noch mehr zeigt ſich dieſe mehrere oder mindere Verſtaͤrkung eines Tones an gewiſſen Stellen,
und dieſe vorzuͤgliche Verſtaͤrkung gewiſſer Toͤne vor andern, wenn man einen an dem einen
Ende zugeſpitzten eiſernen Stab oder Stift an verſchiedenen Stellen in ein Bret, oder in den
Boden eines hoͤlzernen Kaſtens einſchlaͤgt.

Es kann ein Reſonanzboden, eben ſo wie jeder andere elaſtiſche Koͤrper (nach dem
9ten Abſchnitte des vorigen Theiles) vielerley Schwingungsarten zugleich annehmen, ohne daß
eine die andere hindert, er kann alſo viele Toͤne zugleich verſtaͤrken.

Anm. Maupertuis hat in ſeiner Abhandlung sur la forme des instrumens à Musique in den
Mémores de l’Académie de Paris 1724. den Umſtand, daß ein Reſonanzbaden mehrere Toͤne
zugleich verſtarkt, auf eine ſehr unnatuͤrliche Art erklaͤrt, indem er annimmt, daß durch jeden Ton
nur gewiſſe Faſern des Reſonanzbodens, die eine dieſem Tone gemaͤße Elaſticitaͤt haben, erſchuͤt-
tern wuͤrden, daß alſo ein Reſonanzboden, oder ein muſikaliſches Jnſtrument, um mehrere Toͤne
zu verſtaͤrken, aus Faſern von verſchiedener Laͤnge beſtehen muͤſſe. Es wird vielmehr ein vierecki-
ger Reſonanzboden, wo alle Faſern gleich lang, und von einerley Beſchaffenheit ſind, alle Toͤne
ebenſowohl verſtaͤrken, als einer von anderer Geſtalt. Die Erklaͤrung von Maupertuts iſt ein
Gegenſtuͤck zu der eben ſo unnatuͤrlichen Schalltheorie von Mairan in Mém. de l’Acad. de Paris
1737, wo dieſer die Verbreitung mehrerer Tone durch die Luft dadurch erklaͤren will, daß er die
Luft aus Theilchen von verſchiedener Elaſticitat beſtehen laͤßt, wo alſo jeder Ton nur gewiſſe Luft-
theilchen erſchuͤttern ſoll.
229.

Ein entweder durch die Luft, oder auch durch feſte Koͤrper verbreiteter Klang ſetzt alle
klingenden Koͤrper, die in denſelben Zeitraͤumen ſchwingen koͤnnen, in Bewegung. Wenn
an einem Jnſtrumente, oder auch an verſchiedenen, die durch die Luft oder durch einen Zuſam-
menhang von feſten Koͤrpern auf einander wuͤrken koͤnnen, zwey Saiten in Einklang geſtemmt
werden, und man ſetzt die eine in Bewegung, ſo klingt die andere ebenfalls, weil ſie bey
jeder Schwingung, die ſie machen kann, durch jede Schwingung des andern klingenden
Koͤrpers einen neuen Stoß erhaͤlt. Dieſes findet auch Statt, wenn einer, oder beyde Toͤne
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[270/0304] wird auch uͤberhaupt mehr, als andere, verſtaͤrkt werden. Allenfalls kann zu Verſuchen dieſer Art ein nicht allzu dickes Bret oder ein hoͤlzerner Kaſten ſchon als Reſonanzboden dienen. Noch mehr zeigt ſich dieſe mehrere oder mindere Verſtaͤrkung eines Tones an gewiſſen Stellen, und dieſe vorzuͤgliche Verſtaͤrkung gewiſſer Toͤne vor andern, wenn man einen an dem einen Ende zugeſpitzten eiſernen Stab oder Stift an verſchiedenen Stellen in ein Bret, oder in den Boden eines hoͤlzernen Kaſtens einſchlaͤgt. Es kann ein Reſonanzboden, eben ſo wie jeder andere elaſtiſche Koͤrper (nach dem 9ten Abſchnitte des vorigen Theiles) vielerley Schwingungsarten zugleich annehmen, ohne daß eine die andere hindert, er kann alſo viele Toͤne zugleich verſtaͤrken. Anm. Maupertuis hat in ſeiner Abhandlung sur la forme des instrumens à Musique in den Mémores de l’Académie de Paris 1724. den Umſtand, daß ein Reſonanzbaden mehrere Toͤne zugleich verſtarkt, auf eine ſehr unnatuͤrliche Art erklaͤrt, indem er annimmt, daß durch jeden Ton nur gewiſſe Faſern des Reſonanzbodens, die eine dieſem Tone gemaͤße Elaſticitaͤt haben, erſchuͤt- tern wuͤrden, daß alſo ein Reſonanzboden, oder ein muſikaliſches Jnſtrument, um mehrere Toͤne zu verſtaͤrken, aus Faſern von verſchiedener Laͤnge beſtehen muͤſſe. Es wird vielmehr ein vierecki- ger Reſonanzboden, wo alle Faſern gleich lang, und von einerley Beſchaffenheit ſind, alle Toͤne ebenſowohl verſtaͤrken, als einer von anderer Geſtalt. Die Erklaͤrung von Maupertuts iſt ein Gegenſtuͤck zu der eben ſo unnatuͤrlichen Schalltheorie von Mairan in Mém. de l’Acad. de Paris 1737, wo dieſer die Verbreitung mehrerer Tone durch die Luft dadurch erklaͤren will, daß er die Luft aus Theilchen von verſchiedener Elaſticitat beſtehen laͤßt, wo alſo jeder Ton nur gewiſſe Luft- theilchen erſchuͤttern ſoll. 229. Ein entweder durch die Luft, oder auch durch feſte Koͤrper verbreiteter Klang ſetzt alle klingenden Koͤrper, die in denſelben Zeitraͤumen ſchwingen koͤnnen, in Bewegung. Wenn an einem Jnſtrumente, oder auch an verſchiedenen, die durch die Luft oder durch einen Zuſam- menhang von feſten Koͤrpern auf einander wuͤrken koͤnnen, zwey Saiten in Einklang geſtemmt werden, und man ſetzt die eine in Bewegung, ſo klingt die andere ebenfalls, weil ſie bey jeder Schwingung, die ſie machen kann, durch jede Schwingung des andern klingenden Koͤrpers einen neuen Stoß erhaͤlt. Dieſes findet auch Statt, wenn einer, oder beyde Toͤne ſolche ſind, die durch Eintheilung der Saite oder eines andern klingenden Koͤrpers in mehrere

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/304>, abgerufen am 24.11.2024.