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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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Sehr bekannt ist die Würkung der Brechung in einem elliptischen Sale, wo der
aus dem einen Brennpuncte ausgehende Schall sich in dem andern Brennpuncte vereinigt.
Da aber ein ganzes versammeltes Publicum nicht in einem dieser Puncte, so wie auch ein
Orchester nicht in dem andern, beysammen seyn kann, so folgt, daß die elliptische Gestalt eine
der untauglichsten ist, weil manche Zuhörer vorzüglich gut, und andere desto weniger würden
hören können, wie denn auch der Nachhall wahrscheinlich viel zu stark seyn würde, als daß die
Deutlichkeit nicht dadurch sollte verhindert werden. Eine ganz runde Gestalt ist auch nicht
zu empfehlen, weil der Schall darin wegen der vielen Brechungen an den Wänden umher
gewöhnlich sehr lange nachhallt, wie z. B. in der Kupel der Paulskirche in London, wo jeder
Schall gewissermaßen an den Wänden herumzulaufen scheint, ingleichen in dem Pantheon oder
der Rotonda in Rom, wo diese Würkung des Schalles so auffallend seyn soll, daß, wenn
darin gepredigt worden ist, viele nur hineingegangen sind, um dieses wahrzunehmen. Jedoch
findet sich in dem runden Sale der Berliner Akademie der Künste, wo die von Fasch gestiftete
und von Herrn Zelter fortgesetzte Singacademie gehalten wird, dieser Fehler gar nicht, und
es thut der Gesang vielmehr eine sehr vortheilhafte Würkung, wahrscheinlich deswegen, weil
durch die beträchtlichen Vertiefungen, in welchen sich die Fenster befinden, die vielen Bre-
chungen des Schalles verhindert werden, welche sonst in die Runde herumgehen, und den
Schall undeutlich machen könnten. Jn einem großen halbrunden Sale fand ich auch einen
sehr starken Nachhall. Wo es darauf ankommt, einen Redner, oder einen Solospieler oder
S[ä]nger an allen Stellen eines Sales gleich deutlich zu hören, möchte wohl eine parabolische
Ges[t]alt, wo zur Verlängerung des Sales wie in der 265sten Figur die beyden Schenkel der
Parabel in parallele gerade Linien übergehen könnten, sehr vortheilhaft seyn. Etwas ähnliches
findet sich in manchen alten Basiliken, wo alles, was an dem abgerundeten Eade gesprochen
wird, an dem andern sehr deutlich zu hören ist. Es hat nähmlich eine Parabel die Eigen-
schaft, daß alle aus dem Brennpuncte ausgehenden Stralen mit einander parallel nach der
Richtung der Axe zurückgebrochen werden; derjenige, welcher verzüglich deutlich auch an den
entferntesten Stellen gehört werden soll, müßte sich also in dem Brennpuncte der Parabel
befinden, so wie in Fig. 265. an der mit einem Puncte bezeichneten Stelle. Die Decke könnte
auch an dem abgerundeten Ende parabolisch gewölbt seyn. Ueberhaupt trägt eine hinter und
über einem Orchester oder einer Orgel befindliche gewölbte Kupel nach den Bemerkungen
und Erfahrungen des Abt Vogler vorzüglich viel zur Verstärkung des Schalles bey. Die
vortheilhafteste Gestalt, welche man einem Musiksale geben könnte, möchte also wohl seyn,

Sehr bekannt iſt die Wuͤrkung der Brechung in einem elliptiſchen Sale, wo der
aus dem einen Brennpuncte ausgehende Schall ſich in dem andern Brennpuncte vereinigt.
Da aber ein ganzes verſammeltes Publicum nicht in einem dieſer Puncte, ſo wie auch ein
Orcheſter nicht in dem andern, beyſammen ſeyn kann, ſo folgt, daß die elliptiſche Geſtalt eine
der untauglichſten iſt, weil manche Zuhoͤrer vorzuͤglich gut, und andere deſto weniger wuͤrden
hoͤren koͤnnen, wie denn auch der Nachhall wahrſcheinlich viel zu ſtark ſeyn wuͤrde, als daß die
Deutlichkeit nicht dadurch ſollte verhindert werden. Eine ganz runde Geſtalt iſt auch nicht
zu empfehlen, weil der Schall darin wegen der vielen Brechungen an den Waͤnden umher
gewoͤhnlich ſehr lange nachhallt, wie z. B. in der Kupel der Paulskirche in London, wo jeder
Schall gewiſſermaßen an den Waͤnden herumzulaufen ſcheint, ingleichen in dem Pantheon oder
der Rotonda in Rom, wo dieſe Wuͤrkung des Schalles ſo auffallend ſeyn ſoll, daß, wenn
darin gepredigt worden iſt, viele nur hineingegangen ſind, um dieſes wahrzunehmen. Jedoch
findet ſich in dem runden Sale der Berliner Akademie der Kuͤnſte, wo die von Faſch geſtiftete
und von Herrn Zelter fortgeſetzte Singacademie gehalten wird, dieſer Fehler gar nicht, und
es thut der Geſang vielmehr eine ſehr vortheilhafte Wuͤrkung, wahrſcheinlich deswegen, weil
durch die betraͤchtlichen Vertiefungen, in welchen ſich die Fenſter befinden, die vielen Bre-
chungen des Schalles verhindert werden, welche ſonſt in die Runde herumgehen, und den
Schall undeutlich machen koͤnnten. Jn einem großen halbrunden Sale fand ich auch einen
ſehr ſtarken Nachhall. Wo es darauf ankommt, einen Redner, oder einen Soloſpieler oder
S[aͤ]nger an allen Stellen eines Sales gleich deutlich zu hoͤren, moͤchte wohl eine paraboliſche
Geſ[t]alt, wo zur Verlaͤngerung des Sales wie in der 265ſten Figur die beyden Schenkel der
Parabel in parallele gerade Linien uͤbergehen koͤnnten, ſehr vortheilhaft ſeyn. Etwas aͤhnliches
findet ſich in manchen alten Baſiliken, wo alles, was an dem abgerundeten Eade geſprochen
wird, an dem andern ſehr deutlich zu hoͤren iſt. Es hat naͤhmlich eine Parabel die Eigen-
ſchaft, daß alle aus dem Brennpuncte ausgehenden Stralen mit einander parallel nach der
Richtung der Axe zuruͤckgebrochen werden; derjenige, welcher verzuͤglich deutlich auch an den
entfernteſten Stellen gehoͤrt werden ſoll, muͤßte ſich alſo in dem Brennpuncte der Parabel
befinden, ſo wie in Fig. 265. an der mit einem Puncte bezeichneten Stelle. Die Decke koͤnnte
auch an dem abgerundeten Ende paraboliſch gewoͤlbt ſeyn. Ueberhaupt traͤgt eine hinter und
uͤber einem Orcheſter oder einer Orgel befindliche gewoͤlbte Kupel nach den Bemerkungen
und Erfahrungen des Abt Vogler vorzuͤglich viel zur Verſtaͤrkung des Schalles bey. Die
vortheilhafteſte Geſtalt, welche man einem Muſikſale geben koͤnnte, moͤchte alſo wohl ſeyn,

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[253/0287] Sehr bekannt iſt die Wuͤrkung der Brechung in einem elliptiſchen Sale, wo der aus dem einen Brennpuncte ausgehende Schall ſich in dem andern Brennpuncte vereinigt. Da aber ein ganzes verſammeltes Publicum nicht in einem dieſer Puncte, ſo wie auch ein Orcheſter nicht in dem andern, beyſammen ſeyn kann, ſo folgt, daß die elliptiſche Geſtalt eine der untauglichſten iſt, weil manche Zuhoͤrer vorzuͤglich gut, und andere deſto weniger wuͤrden hoͤren koͤnnen, wie denn auch der Nachhall wahrſcheinlich viel zu ſtark ſeyn wuͤrde, als daß die Deutlichkeit nicht dadurch ſollte verhindert werden. Eine ganz runde Geſtalt iſt auch nicht zu empfehlen, weil der Schall darin wegen der vielen Brechungen an den Waͤnden umher gewoͤhnlich ſehr lange nachhallt, wie z. B. in der Kupel der Paulskirche in London, wo jeder Schall gewiſſermaßen an den Waͤnden herumzulaufen ſcheint, ingleichen in dem Pantheon oder der Rotonda in Rom, wo dieſe Wuͤrkung des Schalles ſo auffallend ſeyn ſoll, daß, wenn darin gepredigt worden iſt, viele nur hineingegangen ſind, um dieſes wahrzunehmen. Jedoch findet ſich in dem runden Sale der Berliner Akademie der Kuͤnſte, wo die von Faſch geſtiftete und von Herrn Zelter fortgeſetzte Singacademie gehalten wird, dieſer Fehler gar nicht, und es thut der Geſang vielmehr eine ſehr vortheilhafte Wuͤrkung, wahrſcheinlich deswegen, weil durch die betraͤchtlichen Vertiefungen, in welchen ſich die Fenſter befinden, die vielen Bre- chungen des Schalles verhindert werden, welche ſonſt in die Runde herumgehen, und den Schall undeutlich machen koͤnnten. Jn einem großen halbrunden Sale fand ich auch einen ſehr ſtarken Nachhall. Wo es darauf ankommt, einen Redner, oder einen Soloſpieler oder Saͤnger an allen Stellen eines Sales gleich deutlich zu hoͤren, moͤchte wohl eine paraboliſche Geſtalt, wo zur Verlaͤngerung des Sales wie in der 265ſten Figur die beyden Schenkel der Parabel in parallele gerade Linien uͤbergehen koͤnnten, ſehr vortheilhaft ſeyn. Etwas aͤhnliches findet ſich in manchen alten Baſiliken, wo alles, was an dem abgerundeten Eade geſprochen wird, an dem andern ſehr deutlich zu hoͤren iſt. Es hat naͤhmlich eine Parabel die Eigen- ſchaft, daß alle aus dem Brennpuncte ausgehenden Stralen mit einander parallel nach der Richtung der Axe zuruͤckgebrochen werden; derjenige, welcher verzuͤglich deutlich auch an den entfernteſten Stellen gehoͤrt werden ſoll, muͤßte ſich alſo in dem Brennpuncte der Parabel befinden, ſo wie in Fig. 265. an der mit einem Puncte bezeichneten Stelle. Die Decke koͤnnte auch an dem abgerundeten Ende paraboliſch gewoͤlbt ſeyn. Ueberhaupt traͤgt eine hinter und uͤber einem Orcheſter oder einer Orgel befindliche gewoͤlbte Kupel nach den Bemerkungen und Erfahrungen des Abt Vogler vorzuͤglich viel zur Verſtaͤrkung des Schalles bey. Die vortheilhafteſte Geſtalt, welche man einem Muſikſale geben koͤnnte, moͤchte alſo wohl ſeyn,

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/287>, abgerufen am 24.11.2024.