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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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der geraden Linie zwischen den beyden Thürmen laut ausgerufen wird, hört man 12 bis 13mahl
in gleichen Zeiträumen, doch immer schwächer. Wenn man sich von der geraden Linie ent-
fernt, hört man keine Wiederholung; zwischen dem Thurme und dem Hauptgebäude hört man
nur eine einzige. Auf einem Landgute nahe bey Mayland ist (nach Philos. transact. 480, n. 8.)
bey einem mit zwey Seitenflügeln versehenen Gebäude ein Echo, welches einen Pistolenschuß
wohl 60mahl wiederholt. Bey Rosneath in Schottland soll am Flusse Clyde ein Echo seyn,
welches eine Melodie 3mahl wiederholt, und zwar jedesmahl in einem tiefern Tone, welches
letztere ich kaum glaublich finde.

214.

Es wäre sehr zu wünschen, daß man in allen Fällen unfehlbar angeben könnte, wie
ein zum Hören bestimmtes Gebäude, z. B. ein Musiksahl, oder ein Schauspielhaus,
oder ein Verfammlungsort, wo man einen Redner hören will, ohne manche entweder zu
gewissen Zwecken erforderliche, oder als conventionell angenommene Eigenschaften aufzuopfern,
so einzurichten sey, daß man die Musik oder die Stimme überall gleich stark und deutlich hören
könne. Bey den meisten Gebäuden, welche diese Eigenschaft haben, mag sie wohl mehr ein
Werk des Zufalles, als einer bestimmten Theorie seyn. Die besten Belehrungen über diesen
Gegenstand, besonders in Ansehung der Schauspielhäuser, finden sich meines Erachtens in
einer kleinen Schrift von J. G. Rhode: Theorie der Verbreitung des Schalles
für Baukünstler,
(Berlin 1800. 8.) aus welcher ich einige Bemerkungen entlehne.

Ein Gebäude kann zu dieser Absicht eingerichtet werden:

I) durch Beförderung einer gleichförmigen und ungehinderten natür-
lichen Verbreitung des Schalles,
II) durch künstliche Verstärkung desselben, welche entweder durch Mit-
klingen anderer Körper,
oder durch Brechungen des Schalles
geschehen kann.
Anm. Wenn hier das Wort: Brechung gebraucht wird, so ist es nicht etwa so zu verstehen,
als ob von dem Orte der Erregung des Schalles irgend etwas bis zu einem festen Gegenstande
gelangte, und von da zurückgeworfen würde (etwa wie das Licht von einem Spiegel), sondern
man muß es sich, wie schon bemerkt worden, vielmehr so vorstellen, daß die durch die Erregung
des Schalles zusammengepreßte Luftwelle sich so gegen eine Fläche stemmt, daß eine Rückwürkung
nach einer andern Richtung erfolgen muß, so, wie bey dem Echo, oder bey einem Sprachrohre.
J i

der geraden Linie zwiſchen den beyden Thuͤrmen laut ausgerufen wird, hoͤrt man 12 bis 13mahl
in gleichen Zeitraͤumen, doch immer ſchwaͤcher. Wenn man ſich von der geraden Linie ent-
fernt, hoͤrt man keine Wiederholung; zwiſchen dem Thurme und dem Hauptgebaͤude hoͤrt man
nur eine einzige. Auf einem Landgute nahe bey Mayland iſt (nach Philos. transact. 480, n. 8.)
bey einem mit zwey Seitenfluͤgeln verſehenen Gebaͤude ein Echo, welches einen Piſtolenſchuß
wohl 60mahl wiederholt. Bey Roſneath in Schottland ſoll am Fluſſe Clyde ein Echo ſeyn,
welches eine Melodie 3mahl wiederholt, und zwar jedesmahl in einem tiefern Tone, welches
letztere ich kaum glaublich finde.

214.

Es waͤre ſehr zu wuͤnſchen, daß man in allen Faͤllen unfehlbar angeben koͤnnte, wie
ein zum Hoͤren beſtimmtes Gebaͤude, z. B. ein Muſikſahl, oder ein Schauſpielhaus,
oder ein Verfammlungsort, wo man einen Redner hoͤren will, ohne manche entweder zu
gewiſſen Zwecken erforderliche, oder als conventionell angenommene Eigenſchaften aufzuopfern,
ſo einzurichten ſey, daß man die Muſik oder die Stimme uͤberall gleich ſtark und deutlich hoͤren
koͤnne. Bey den meiſten Gebaͤuden, welche dieſe Eigenſchaft haben, mag ſie wohl mehr ein
Werk des Zufalles, als einer beſtimmten Theorie ſeyn. Die beſten Belehrungen uͤber dieſen
Gegenſtand, beſonders in Anſehung der Schauſpielhaͤuſer, finden ſich meines Erachtens in
einer kleinen Schrift von J. G. Rhode: Theorie der Verbreitung des Schalles
fuͤr Baukuͤnſtler,
(Berlin 1800. 8.) aus welcher ich einige Bemerkungen entlehne.

Ein Gebaͤude kann zu dieſer Abſicht eingerichtet werden:

I) durch Befoͤrderung einer gleichfoͤrmigen und ungehinderten natuͤr-
lichen Verbreitung des Schalles,
II) durch kuͤnſtliche Verſtaͤrkung deſſelben, welche entweder durch Mit-
klingen anderer Koͤrper,
oder durch Brechungen des Schalles
geſchehen kann.
Anm. Wenn hier das Wort: Brechung gebraucht wird, ſo iſt es nicht etwa ſo zu verſtehen,
als ob von dem Orte der Erregung des Schalles irgend etwas bis zu einem feſten Gegenſtande
gelangte, und von da zuruͤckgeworfen wuͤrde (etwa wie das Licht von einem Spiegel), ſondern
man muß es ſich, wie ſchon bemerkt worden, vielmehr ſo vorſtellen, daß die durch die Erregung
des Schalles zuſammengepreßte Luftwelle ſich ſo gegen eine Flaͤche ſtemmt, daß eine Ruͤckwuͤrkung
nach einer andern Richtung erfolgen muß, ſo, wie bey dem Echo, oder bey einem Sprachrohre.
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[249/0283] der geraden Linie zwiſchen den beyden Thuͤrmen laut ausgerufen wird, hoͤrt man 12 bis 13mahl in gleichen Zeitraͤumen, doch immer ſchwaͤcher. Wenn man ſich von der geraden Linie ent- fernt, hoͤrt man keine Wiederholung; zwiſchen dem Thurme und dem Hauptgebaͤude hoͤrt man nur eine einzige. Auf einem Landgute nahe bey Mayland iſt (nach Philos. transact. 480, n. 8.) bey einem mit zwey Seitenfluͤgeln verſehenen Gebaͤude ein Echo, welches einen Piſtolenſchuß wohl 60mahl wiederholt. Bey Roſneath in Schottland ſoll am Fluſſe Clyde ein Echo ſeyn, welches eine Melodie 3mahl wiederholt, und zwar jedesmahl in einem tiefern Tone, welches letztere ich kaum glaublich finde. 214. Es waͤre ſehr zu wuͤnſchen, daß man in allen Faͤllen unfehlbar angeben koͤnnte, wie ein zum Hoͤren beſtimmtes Gebaͤude, z. B. ein Muſikſahl, oder ein Schauſpielhaus, oder ein Verfammlungsort, wo man einen Redner hoͤren will, ohne manche entweder zu gewiſſen Zwecken erforderliche, oder als conventionell angenommene Eigenſchaften aufzuopfern, ſo einzurichten ſey, daß man die Muſik oder die Stimme uͤberall gleich ſtark und deutlich hoͤren koͤnne. Bey den meiſten Gebaͤuden, welche dieſe Eigenſchaft haben, mag ſie wohl mehr ein Werk des Zufalles, als einer beſtimmten Theorie ſeyn. Die beſten Belehrungen uͤber dieſen Gegenſtand, beſonders in Anſehung der Schauſpielhaͤuſer, finden ſich meines Erachtens in einer kleinen Schrift von J. G. Rhode: Theorie der Verbreitung des Schalles fuͤr Baukuͤnſtler, (Berlin 1800. 8.) aus welcher ich einige Bemerkungen entlehne. Ein Gebaͤude kann zu dieſer Abſicht eingerichtet werden: I) durch Befoͤrderung einer gleichfoͤrmigen und ungehinderten natuͤr- lichen Verbreitung des Schalles, II) durch kuͤnſtliche Verſtaͤrkung deſſelben, welche entweder durch Mit- klingen anderer Koͤrper, oder durch Brechungen des Schalles geſchehen kann. Anm. Wenn hier das Wort: Brechung gebraucht wird, ſo iſt es nicht etwa ſo zu verſtehen, als ob von dem Orte der Erregung des Schalles irgend etwas bis zu einem feſten Gegenſtande gelangte, und von da zuruͤckgeworfen wuͤrde (etwa wie das Licht von einem Spiegel), ſondern man muß es ſich, wie ſchon bemerkt worden, vielmehr ſo vorſtellen, daß die durch die Erregung des Schalles zuſammengepreßte Luftwelle ſich ſo gegen eine Flaͤche ſtemmt, daß eine Ruͤckwuͤrkung nach einer andern Richtung erfolgen muß, ſo, wie bey dem Echo, oder bey einem Sprachrohre. J i

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/283>, abgerufen am 27.11.2024.