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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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könnte; denn bey den Versuchen von Priestley und Perolle hängt der Ton oder die Geschwindigkeit
der Schwingungen von der Zahl der Eindrücke ab, welche die angeschlagene Glocke, oder ein an-
derer klingender Körper der umher befindlichen clastischen Flüssigkeit giebt, und durch die Dichtig-
keit dieser Flüssigkeit wird die Stärke bestimmt, mit welcher der Schall fortgeleitet wird, so daß
nothwendig (einige auf chemischen Eigenschaften der Flüssigkeit beruhende Abweichungen nicht mit
gerechnet) in einer dichtern Flüssigkeit der Schall stärker seyn muß, als in einer dünnern. Bey
meinen Versuchen hingegen hängt der Ton oder die Geschwindigkeit der Schwingungen bey einerley
Länge der Pfeife von der Dichtigkeit der clastischen Flüssigkeit ab, so, daß eine dünnere Flüssig-
keit (weil bey einerley absoluter Elasticität weniger Masse in Bewegung gesetzt wird) nothwendig
schneller, als eine dichtere schwingen muß, und zwar (einige Abweichungen wegen ehemischer
Eigenschaften nicht mit in Anschlag gebracht) im umgekehrten Verhältnisse der Quadratwurzeln
der Dichtigkeit. Beyde Arten von Versuchen zusammengenommen lehren, daß, wie man auch
vorher vermuthen konnte, eine leichtere Gasart (mit Ausnahme einiger Abweichungen) den Schall
schneller, aber auch mit weniger Stärke, eine schwerere Gasart hingegen langsamer, jedoch mit
mehrerer Stärke fortleitet.
207.

Die Weite, in welcher man einen durch die Luft verbreiteten Schall hören kann,
hängt hauptsächlich von der Stärke ab, mit welcher er verbreitet wird, mithin von allen den
§. 205. erwähnten Umständen, durch welche die Stärke desselben bestimmt wird. Besenders
hat die Richtung des Windes vielen Einfluß darauf. Auch können verschiedene Nebenum-
stände, z. B. die Richtung der Gebürge zu der Hörbarkeit des Schalles in einer größern oder
geringern Weite beytragen. Sehr viel kommt auch darauf an, ob sonst alles umher still ist.

Bey einer Belagerung von Genua konnte man die Schüsse 90 Jtaliänische Meilen
weit (philosoph. transact. n. 113.) und bey der Belagerung von Manheim 1795. konnte man
sie zu Wallerstein und zu Nördlingen, also in einer Entfernung von ungefähr 21 deutschen
Meilen noch sehr deutlich hören. Unter den musikalischen Klängen ist die Russische Hörner-
musik, von welcher J. C. Hinrichs in einer zu Petersburg 1796. herausgekommenen Schrift
die besten Nachrichten giebt, am weitesten zu hören, wenn alles still ist, wohl 5 bis 7 Werste,
also fast eine deutsche Meile weit.

Ein gewöhnliches Mittel, um einen sehr entfernten Schall deutlicher zu hören, ist,
wenn man sich mit dem Ohre dicht an die Erde legt, wovon im Felde öfters Gebrauch gemacht
wird. Franklin (in Experiments and observations, London 1774, p. 445.) versichert,
den Schall zweyer Steine, die auf einander geworfen wurden, fast so deutlich gehört zu
haben, als ob es dicht vor seinem Ohre geschähe. Die Ursache, warum man auf diese Art

koͤnnte; denn bey den Verſuchen von Prieſtley und Perolle haͤngt der Ton oder die Geſchwindigkeit
der Schwingungen von der Zahl der Eindruͤcke ab, welche die angeſchlagene Glocke, oder ein an-
derer klingender Koͤrper der umher befindlichen claſtiſchen Fluͤſſigkeit giebt, und durch die Dichtig-
keit dieſer Fluͤſſigkeit wird die Staͤrke beſtimmt, mit welcher der Schall fortgeleitet wird, ſo daß
nothwendig (einige auf chemiſchen Eigenſchaften der Fluͤſſigkeit beruhende Abweichungen nicht mit
gerechnet) in einer dichtern Fluͤſſigkeit der Schall ſtaͤrker ſeyn muß, als in einer duͤnnern. Bey
meinen Verſuchen hingegen haͤngt der Ton oder die Geſchwindigkeit der Schwingungen bey einerley
Laͤnge der Pfeife von der Dichtigkeit der claſtiſchen Fluͤſſigkeit ab, ſo, daß eine duͤnnere Fluͤſſig-
keit (weil bey einerley abſoluter Elaſticitaͤt weniger Maſſe in Bewegung geſetzt wird) nothwendig
ſchneller, als eine dichtere ſchwingen muß, und zwar (einige Abweichungen wegen ehemiſcher
Eigenſchaften nicht mit in Anſchlag gebracht) im umgekehrten Verhaͤltniſſe der Quadratwurzeln
der Dichtigkeit. Beyde Arten von Verſuchen zuſammengenommen lehren, daß, wie man auch
vorher vermuthen konnte, eine leichtere Gasart (mit Ausnahme einiger Abweichungen) den Schall
ſchneller, aber auch mit weniger Staͤrke, eine ſchwerere Gasart hingegen langſamer, jedoch mit
mehrerer Staͤrke fortleitet.
207.

Die Weite, in welcher man einen durch die Luft verbreiteten Schall hoͤren kann,
haͤngt hauptſaͤchlich von der Staͤrke ab, mit welcher er verbreitet wird, mithin von allen den
§. 205. erwaͤhnten Umſtaͤnden, durch welche die Staͤrke deſſelben beſtimmt wird. Beſenders
hat die Richtung des Windes vielen Einfluß darauf. Auch koͤnnen verſchiedene Nebenum-
ſtaͤnde, z. B. die Richtung der Gebuͤrge zu der Hoͤrbarkeit des Schalles in einer groͤßern oder
geringern Weite beytragen. Sehr viel kommt auch darauf an, ob ſonſt alles umher ſtill iſt.

Bey einer Belagerung von Genua konnte man die Schuͤſſe 90 Jtaliaͤniſche Meilen
weit (philosoph. transact. n. 113.) und bey der Belagerung von Manheim 1795. konnte man
ſie zu Wallerſtein und zu Noͤrdlingen, alſo in einer Entfernung von ungefaͤhr 21 deutſchen
Meilen noch ſehr deutlich hoͤren. Unter den muſikaliſchen Klaͤngen iſt die Ruſſiſche Hoͤrner-
muſik, von welcher J. C. Hinrichs in einer zu Petersburg 1796. herausgekommenen Schrift
die beſten Nachrichten giebt, am weiteſten zu hoͤren, wenn alles ſtill iſt, wohl 5 bis 7 Werſte,
alſo faſt eine deutſche Meile weit.

Ein gewoͤhnliches Mittel, um einen ſehr entfernten Schall deutlicher zu hoͤren, iſt,
wenn man ſich mit dem Ohre dicht an die Erde legt, wovon im Felde oͤfters Gebrauch gemacht
wird. Franklin (in Experiments and observations, London 1774, p. 445.) verſichert,
den Schall zweyer Steine, die auf einander geworfen wurden, faſt ſo deutlich gehoͤrt zu
haben, als ob es dicht vor ſeinem Ohre geſchaͤhe. Die Urſache, warum man auf dieſe Art

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[236/0270] koͤnnte; denn bey den Verſuchen von Prieſtley und Perolle haͤngt der Ton oder die Geſchwindigkeit der Schwingungen von der Zahl der Eindruͤcke ab, welche die angeſchlagene Glocke, oder ein an- derer klingender Koͤrper der umher befindlichen claſtiſchen Fluͤſſigkeit giebt, und durch die Dichtig- keit dieſer Fluͤſſigkeit wird die Staͤrke beſtimmt, mit welcher der Schall fortgeleitet wird, ſo daß nothwendig (einige auf chemiſchen Eigenſchaften der Fluͤſſigkeit beruhende Abweichungen nicht mit gerechnet) in einer dichtern Fluͤſſigkeit der Schall ſtaͤrker ſeyn muß, als in einer duͤnnern. Bey meinen Verſuchen hingegen haͤngt der Ton oder die Geſchwindigkeit der Schwingungen bey einerley Laͤnge der Pfeife von der Dichtigkeit der claſtiſchen Fluͤſſigkeit ab, ſo, daß eine duͤnnere Fluͤſſig- keit (weil bey einerley abſoluter Elaſticitaͤt weniger Maſſe in Bewegung geſetzt wird) nothwendig ſchneller, als eine dichtere ſchwingen muß, und zwar (einige Abweichungen wegen ehemiſcher Eigenſchaften nicht mit in Anſchlag gebracht) im umgekehrten Verhaͤltniſſe der Quadratwurzeln der Dichtigkeit. Beyde Arten von Verſuchen zuſammengenommen lehren, daß, wie man auch vorher vermuthen konnte, eine leichtere Gasart (mit Ausnahme einiger Abweichungen) den Schall ſchneller, aber auch mit weniger Staͤrke, eine ſchwerere Gasart hingegen langſamer, jedoch mit mehrerer Staͤrke fortleitet. 207. Die Weite, in welcher man einen durch die Luft verbreiteten Schall hoͤren kann, haͤngt hauptſaͤchlich von der Staͤrke ab, mit welcher er verbreitet wird, mithin von allen den §. 205. erwaͤhnten Umſtaͤnden, durch welche die Staͤrke deſſelben beſtimmt wird. Beſenders hat die Richtung des Windes vielen Einfluß darauf. Auch koͤnnen verſchiedene Nebenum- ſtaͤnde, z. B. die Richtung der Gebuͤrge zu der Hoͤrbarkeit des Schalles in einer groͤßern oder geringern Weite beytragen. Sehr viel kommt auch darauf an, ob ſonſt alles umher ſtill iſt. Bey einer Belagerung von Genua konnte man die Schuͤſſe 90 Jtaliaͤniſche Meilen weit (philosoph. transact. n. 113.) und bey der Belagerung von Manheim 1795. konnte man ſie zu Wallerſtein und zu Noͤrdlingen, alſo in einer Entfernung von ungefaͤhr 21 deutſchen Meilen noch ſehr deutlich hoͤren. Unter den muſikaliſchen Klaͤngen iſt die Ruſſiſche Hoͤrner- muſik, von welcher J. C. Hinrichs in einer zu Petersburg 1796. herausgekommenen Schrift die beſten Nachrichten giebt, am weiteſten zu hoͤren, wenn alles ſtill iſt, wohl 5 bis 7 Werſte, alſo faſt eine deutſche Meile weit. Ein gewoͤhnliches Mittel, um einen ſehr entfernten Schall deutlicher zu hoͤren, iſt, wenn man ſich mit dem Ohre dicht an die Erde legt, wovon im Felde oͤfters Gebrauch gemacht wird. Franklin (in Experiments and observations, London 1774, p. 445.) verſichert, den Schall zweyer Steine, die auf einander geworfen wurden, faſt ſo deutlich gehoͤrt zu haben, als ob es dicht vor ſeinem Ohre geſchaͤhe. Die Urſache, warum man auf dieſe Art

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/270>, abgerufen am 27.11.2024.