ward also zu Vermeidung aller Beymischung der athmosphärischen Luft zugleich auch die Pfeife mit Wasser angefüllt. An den Hals der Glocke ward eine Blase angescheaubt, die ebenfalls mit einem Hahne versehen war, und vorher, soviel als möglich, zusammengedrückt und aus- gesogen ward. Hierauf ward sowohl die Glocke, als auch die an den Hals derselben ge- schraubte Blase mit dem zu untersuchenden Gas soweit angefüllt, daß das Wasser, womit die Glocke gesperrt war, innerhalb und außerhalb der Glocke gleiche Höhe hatte, so daß der Druck, welchen das Gas erhielt, dem Drucke der Athmosphäre gleich war. Das Anblasen der Pfeife geschah durch Drücken der Blase, es war hierbey alle Behutsamkeit nöthig, um zu verhindern, daß nicht etwa anstatt des tiefsten Tones einer der höhern in der natürlichen Zah- lensolge enthaltenen Töne zum Verschein kam; es war also ein schwacher und gleichförmiger Druck der Blase erforderlich, welcher aber, so oft man wollte, sich wiederholen ließ, weil bey einem Nachlassen des Drückens das überslüßige Gas wieder in die Blase zurückgieng. Das Verfahren war bey einer Gas-Art, wie bey der andern; auch die Temperatur war bey allen Versuchen ungefähr ebendieselbe, nähmlich so, wie sie an etwas kühlen Frühlingstagen, wo man es allenfalls ohne künstliche Wärme aushalten kann, zu seyn pflegt; nach dem Gefühle schätzte ich sie ungesähr auf 10 bis 12 Reaum. Grade. Zu genauerer Beurtheilung der Töne harte ich zwey Salten mit dem Tone, welchen gemeine Luft gab, in den Einklang gestimmt.
Zuvörderst ward, um zu sehen, ob die Geschwindigkeit der Schwingungen bey einer solchen clastischen Flüssigkeit durch die Einschließung derselben in die Glocke vielleicht etwas verändert würde, die Glocke sowohl als die Blase mit gemeiner Luft angefüllt, wobey aber der Ton ebenderselbe war, als wenn die Pfeife in freyer Lust angeblasen ward, nur aber weit schwächer, welches man auch nicht anders erwarten konnte, weil die Schwingungen der in der Glocke eingeschlossenen Luft nur durch die Wände der Glocke und durch das Wasser weiter verbreitet, und der übrigen athmosphärischen Luft mitgetheilt werden konnten. Ohngeachtet aus diesem Grunde der Klang auch bey den übrigen Versuchen etwas schwach war, konnte man ihn doch vollkommen deutlich hören.
Jn Sauerstoffgas aus Braunstein war der Klang über einen halben Ton oder beynahe einen ganzen Ton tiefer, als in gemeiner Luft. Dieses stimmt nur beynahe mit der Theorie überein, nach welcher der Unterschied etwas weniger als einen halben Ton betragen müßte, wenn die Schwere des Sauerstoffgas zu der Schwere der athmosphäri-
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ward alſo zu Vermeidung aller Beymiſchung der athmoſphaͤriſchen Luft zugleich auch die Pfeife mit Waſſer angefuͤllt. An den Hals der Glocke ward eine Blaſe angeſcheaubt, die ebenfalls mit einem Hahne verſehen war, und vorher, ſoviel als moͤglich, zuſammengedruͤckt und aus- geſogen ward. Hierauf ward ſowohl die Glocke, als auch die an den Hals derſelben ge- ſchraubte Blaſe mit dem zu unterſuchenden Gas ſoweit angefuͤllt, daß das Waſſer, womit die Glocke geſperrt war, innerhalb und außerhalb der Glocke gleiche Hoͤhe hatte, ſo daß der Druck, welchen das Gas erhielt, dem Drucke der Athmoſphaͤre gleich war. Das Anblaſen der Pfeife geſchah durch Druͤcken der Blaſe, es war hierbey alle Behutſamkeit noͤthig, um zu verhindern, daß nicht etwa anſtatt des tiefſten Tones einer der hoͤhern in der natuͤrlichen Zah- lenſolge enthaltenen Toͤne zum Verſchein kam; es war alſo ein ſchwacher und gleichfoͤrmiger Druck der Blaſe erforderlich, welcher aber, ſo oft man wollte, ſich wiederholen ließ, weil bey einem Nachlaſſen des Druͤckens das uͤberſluͤßige Gas wieder in die Blaſe zuruͤckgieng. Das Verfahren war bey einer Gas-Art, wie bey der andern; auch die Temperatur war bey allen Verſuchen ungefaͤhr ebendieſelbe, naͤhmlich ſo, wie ſie an etwas kuͤhlen Fruͤhlingstagen, wo man es allenfalls ohne kuͤnſtliche Waͤrme aushalten kann, zu ſeyn pflegt; nach dem Gefuͤhle ſchaͤtzte ich ſie ungeſaͤhr auf 10 bis 12 Reaum. Grade. Zu genauerer Beurtheilung der Toͤne harte ich zwey Salten mit dem Tone, welchen gemeine Luft gab, in den Einklang geſtimmt.
Zuvoͤrderſt ward, um zu ſehen, ob die Geſchwindigkeit der Schwingungen bey einer ſolchen claſtiſchen Fluͤſſigkeit durch die Einſchließung derſelben in die Glocke vielleicht etwas veraͤndert wuͤrde, die Glocke ſowohl als die Blaſe mit gemeiner Luft angefuͤllt, wobey aber der Ton ebenderſelbe war, als wenn die Pfeife in freyer Luſt angeblaſen ward, nur aber weit ſchwaͤcher, welches man auch nicht anders erwarten konnte, weil die Schwingungen der in der Glocke eingeſchloſſenen Luft nur durch die Waͤnde der Glocke und durch das Waſſer weiter verbreitet, und der uͤbrigen athmoſphaͤriſchen Luft mitgetheilt werden konnten. Ohngeachtet aus dieſem Grunde der Klang auch bey den uͤbrigen Verſuchen etwas ſchwach war, konnte man ihn doch vollkommen deutlich hoͤren.
Jn Sauerſtoffgas aus Braunſtein war der Klang uͤber einen halben Ton oder beynahe einen ganzen Ton tiefer, als in gemeiner Luft. Dieſes ſtimmt nur beynahe mit der Theorie uͤberein, nach welcher der Unterſchied etwas weniger als einen halben Ton betragen muͤßte, wenn die Schwere des Sauerſtoffgas zu der Schwere der athmoſphaͤri-
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ward alſo zu Vermeidung aller Beymiſchung der athmoſphaͤriſchen Luft zugleich auch die Pfeife
mit Waſſer angefuͤllt. An den Hals der Glocke ward eine Blaſe angeſcheaubt, die ebenfalls
mit einem Hahne verſehen war, und vorher, ſoviel als moͤglich, zuſammengedruͤckt und aus-
geſogen ward. Hierauf ward ſowohl die Glocke, als auch die an den Hals derſelben ge-
ſchraubte Blaſe mit dem zu unterſuchenden Gas ſoweit angefuͤllt, daß das Waſſer, womit die
Glocke geſperrt war, innerhalb und außerhalb der Glocke gleiche Hoͤhe hatte, ſo daß der
Druck, welchen das Gas erhielt, dem Drucke der Athmoſphaͤre gleich war. Das Anblaſen
der Pfeife geſchah durch Druͤcken der Blaſe, es war hierbey alle Behutſamkeit noͤthig, um zu
verhindern, daß nicht etwa anſtatt des tiefſten Tones einer der hoͤhern in der natuͤrlichen Zah-
lenſolge enthaltenen Toͤne zum Verſchein kam; es war alſo ein ſchwacher und gleichfoͤrmiger
Druck der Blaſe erforderlich, welcher aber, ſo oft man wollte, ſich wiederholen ließ, weil bey
einem Nachlaſſen des Druͤckens das uͤberſluͤßige Gas wieder in die Blaſe zuruͤckgieng. Das
Verfahren war bey einer Gas-Art, wie bey der andern; auch die Temperatur war bey allen
Verſuchen ungefaͤhr ebendieſelbe, naͤhmlich ſo, wie ſie an etwas kuͤhlen Fruͤhlingstagen, wo
man es allenfalls ohne kuͤnſtliche Waͤrme aushalten kann, zu ſeyn pflegt; nach dem Gefuͤhle
ſchaͤtzte ich ſie ungeſaͤhr auf 10 bis 12 Reaum. Grade. Zu genauerer Beurtheilung der
Toͤne harte ich zwey Salten mit dem Tone, welchen gemeine Luft gab, in den Einklang
geſtimmt.
Zuvoͤrderſt ward, um zu ſehen, ob die Geſchwindigkeit der Schwingungen bey einer
ſolchen claſtiſchen Fluͤſſigkeit durch die Einſchließung derſelben in die Glocke vielleicht etwas
veraͤndert wuͤrde, die Glocke ſowohl als die Blaſe mit gemeiner Luft angefuͤllt, wobey
aber der Ton ebenderſelbe war, als wenn die Pfeife in freyer Luſt angeblaſen ward, nur aber
weit ſchwaͤcher, welches man auch nicht anders erwarten konnte, weil die Schwingungen der
in der Glocke eingeſchloſſenen Luft nur durch die Waͤnde der Glocke und durch das Waſſer weiter
verbreitet, und der uͤbrigen athmoſphaͤriſchen Luft mitgetheilt werden konnten. Ohngeachtet
aus dieſem Grunde der Klang auch bey den uͤbrigen Verſuchen etwas ſchwach war, konnte
man ihn doch vollkommen deutlich hoͤren.
Jn Sauerſtoffgas aus Braunſtein war der Klang uͤber einen halben Ton
oder beynahe einen ganzen Ton tiefer, als in gemeiner Luft. Dieſes ſtimmt nur
beynahe mit der Theorie uͤberein, nach welcher der Unterſchied etwas weniger als einen halben
Ton betragen muͤßte, wenn die Schwere des Sauerſtoffgas zu der Schwere der athmoſphaͤri-
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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/261>, abgerufen am 16.07.2024.
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