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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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beyder Schenkel der Gabel ein Zusammentreffen aller. Arten von Schwingungen Statt.
Demohngeachtet aber wird ein Ton einer Gabel, z. B. einer Stimmgabel, rein und ange-
nehm klingen können, weil schon der zweyte Ton so sehr von dem ersten entfernt ist, daß man
ein solches Mitklingen nicht so leicht bemecket.

183.

An Scheiben von mancherley Art können auch mehrere Schwingungsarten und Töne
zugleich zugegen seyn, es werden aber die Töne, welche man zugleich hören kann, nie andere
Verhältnisse haben, als die im 7ten Abschnitte angegeben sind. Wenn man eine Scheibe,
sie sey gestaltet, wie man wolle, an einer beliebigen Stelle hält und anschlägt, so hört man
gewöhnlich ein Gemisch von mehreren unharmonischen Tönen; auch bey dem Streichen mit
dem Violinbogen hört man öfters mehr als einen Ton zugleich, wenn nähmlich die feste Stelle,
wo man hält, und die sich bewegende Stelle, wo man streicht, mehr als einer Schwingungs-
art zukommen; es erscheint sodann keine bestimmte Figur, bis man noch eine oder mehrere
Stellen zugleich berührt, die bey der einen, aber sonst bey keiner andern Schwingungsart in
Ruhe seyn können. Am leichtesten wird dieses Beysammenseyn mehrerer Töne sich bemerten
lassen, wenn man eine runde Scheibe blos in der Mitte hält, und an einer beliebigen Stelle
des Randes streicht; es wird nähmlich dieses Streichen nicht nur auf die erste, sondern auch
auf manche andere Schwingungsarten zugleich würken und man wird meistens nicht eher einen
reinen Ton und eine bestimmte Figur erhalten, als bis man durch Berührung einer oder meh-
rerer Stellen die andern Schwingungsarten und Töne ausschließt.

184.

An einer Glocke würkt das Anschlagen eben so, wie es jetzt an einer blos in der
Mitte gehaltenen runden Scheibe gezeigt worden ist, nicht blos auf die erste Schwingungsart,
sondern ebensowohl auch auf jede folgende, man wird also gewöhnlich außer dem Grundtone
auch noch ein Gemisch von höhern Tönen wahrnehmen können, deren Verhältnisse (§. 140.)
ungefähr mit den Quadraten von 2, 3, 4, 5 u. s. w. übereinkommen, jedoch läßt sich dieses
Mitklingen höherer Töne durch Dämpfungen, die auf einer Knotenlinie angebracht werden,
verhindern.

beyder Schenkel der Gabel ein Zuſammentreffen aller. Arten von Schwingungen Statt.
Demohngeachtet aber wird ein Ton einer Gabel, z. B. einer Stimmgabel, rein und ange-
nehm klingen koͤnnen, weil ſchon der zweyte Ton ſo ſehr von dem erſten entfernt iſt, daß man
ein ſolches Mitklingen nicht ſo leicht bemecket.

183.

An Scheiben von mancherley Art koͤnnen auch mehrere Schwingungsarten und Toͤne
zugleich zugegen ſeyn, es werden aber die Toͤne, welche man zugleich hoͤren kann, nie andere
Verhaͤltniſſe haben, als die im 7ten Abſchnitte angegeben ſind. Wenn man eine Scheibe,
ſie ſey geſtaltet, wie man wolle, an einer beliebigen Stelle haͤlt und anſchlaͤgt, ſo hoͤrt man
gewoͤhnlich ein Gemiſch von mehreren unharmoniſchen Toͤnen; auch bey dem Streichen mit
dem Violinbogen hoͤrt man oͤfters mehr als einen Ton zugleich, wenn naͤhmlich die feſte Stelle,
wo man haͤlt, und die ſich bewegende Stelle, wo man ſtreicht, mehr als einer Schwingungs-
art zukommen; es erſcheint ſodann keine beſtimmte Figur, bis man noch eine oder mehrere
Stellen zugleich beruͤhrt, die bey der einen, aber ſonſt bey keiner andern Schwingungsart in
Ruhe ſeyn koͤnnen. Am leichteſten wird dieſes Beyſammenſeyn mehrerer Toͤne ſich bemerten
laſſen, wenn man eine runde Scheibe blos in der Mitte haͤlt, und an einer beliebigen Stelle
des Randes ſtreicht; es wird naͤhmlich dieſes Streichen nicht nur auf die erſte, ſondern auch
auf manche andere Schwingungsarten zugleich wuͤrken und man wird meiſtens nicht eher einen
reinen Ton und eine beſtimmte Figur erhalten, als bis man durch Beruͤhrung einer oder meh-
rerer Stellen die andern Schwingungsarten und Toͤne ausſchließt.

184.

An einer Glocke wuͤrkt das Anſchlagen eben ſo, wie es jetzt an einer blos in der
Mitte gehaltenen runden Scheibe gezeigt worden iſt, nicht blos auf die erſte Schwingungsart,
ſondern ebenſowohl auch auf jede folgende, man wird alſo gewoͤhnlich außer dem Grundtone
auch noch ein Gemiſch von hoͤhern Toͤnen wahrnehmen koͤnnen, deren Verhaͤltniſſe (§. 140.)
ungefaͤhr mit den Quadraten von 2, 3, 4, 5 u. ſ. w. uͤbereinkommen, jedoch laͤßt ſich dieſes
Mitklingen hoͤherer Toͤne durch Daͤmpfungen, die auf einer Knotenlinie angebracht werden,
verhindern.

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[205/0239] beyder Schenkel der Gabel ein Zuſammentreffen aller. Arten von Schwingungen Statt. Demohngeachtet aber wird ein Ton einer Gabel, z. B. einer Stimmgabel, rein und ange- nehm klingen koͤnnen, weil ſchon der zweyte Ton ſo ſehr von dem erſten entfernt iſt, daß man ein ſolches Mitklingen nicht ſo leicht bemecket. 183. An Scheiben von mancherley Art koͤnnen auch mehrere Schwingungsarten und Toͤne zugleich zugegen ſeyn, es werden aber die Toͤne, welche man zugleich hoͤren kann, nie andere Verhaͤltniſſe haben, als die im 7ten Abſchnitte angegeben ſind. Wenn man eine Scheibe, ſie ſey geſtaltet, wie man wolle, an einer beliebigen Stelle haͤlt und anſchlaͤgt, ſo hoͤrt man gewoͤhnlich ein Gemiſch von mehreren unharmoniſchen Toͤnen; auch bey dem Streichen mit dem Violinbogen hoͤrt man oͤfters mehr als einen Ton zugleich, wenn naͤhmlich die feſte Stelle, wo man haͤlt, und die ſich bewegende Stelle, wo man ſtreicht, mehr als einer Schwingungs- art zukommen; es erſcheint ſodann keine beſtimmte Figur, bis man noch eine oder mehrere Stellen zugleich beruͤhrt, die bey der einen, aber ſonſt bey keiner andern Schwingungsart in Ruhe ſeyn koͤnnen. Am leichteſten wird dieſes Beyſammenſeyn mehrerer Toͤne ſich bemerten laſſen, wenn man eine runde Scheibe blos in der Mitte haͤlt, und an einer beliebigen Stelle des Randes ſtreicht; es wird naͤhmlich dieſes Streichen nicht nur auf die erſte, ſondern auch auf manche andere Schwingungsarten zugleich wuͤrken und man wird meiſtens nicht eher einen reinen Ton und eine beſtimmte Figur erhalten, als bis man durch Beruͤhrung einer oder meh- rerer Stellen die andern Schwingungsarten und Toͤne ausſchließt. 184. An einer Glocke wuͤrkt das Anſchlagen eben ſo, wie es jetzt an einer blos in der Mitte gehaltenen runden Scheibe gezeigt worden iſt, nicht blos auf die erſte Schwingungsart, ſondern ebenſowohl auch auf jede folgende, man wird alſo gewoͤhnlich außer dem Grundtone auch noch ein Gemiſch von hoͤhern Toͤnen wahrnehmen koͤnnen, deren Verhaͤltniſſe (§. 140.) ungefaͤhr mit den Quadraten von 2, 3, 4, 5 u. ſ. w. uͤbereinkommen, jedoch laͤßt ſich dieſes Mitklingen hoͤherer Toͤne durch Daͤmpfungen, die auf einer Knotenlinie angebracht werden, verhindern.

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/239>, abgerufen am 29.11.2024.