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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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Es versteht sich hierbey von selbst, daß, je mehrere Querlinien erscheinen sollen, desto mehr
die Haltungsstelle dem einen Ende der Scheibe sich nähern muß.

Um die Schwingungsart, wo ein in die Länge gezogener Kreiß, und eine in dem
längern Durchmesser gehende Linie, oder drey der Länge nach gehende Linien, ohne Querlinien
sich zeigen, Fig. 194, oder wie ich es hier kürzer ausdrücke, 0|3 hervorzubringen, hält man
die Scheibe nahe an dem einen Ende, da wo die Linien sich schneiden, und streicht ungefähr in
der Mitte einer Seite. Zu Hervorbringung der Schwingungsarten, wo die drey der Länge
nach gehenden Linien von Querlinien durchschnitten werden, Fig. 195--199, so wie auch der
übrigen Schwingungsarten, wo zwey Kreise (oder 4 Linien in die Länge), zwey Kreise und
eine im längern Durchmesser gehende Linie (oder 5 Linien in die Länge) u. s. w. entweder allein,
oder von Querlinien durchschnitten sich zeigen, verfährt man ungefähr eben so, wie ich es bey
den Schwingungsarten mit einem Kreise gezeigt habe, nur mit dem Unterschiede, daß die
Stellen, wo man halten, oder wo man die Scheibe außerdem noch zu mehrerer Bestimmtheit
der Figur mit einer Fingerspitze berühren kann, desto weiter nach außen befindlich sind, je
zusammengesetzter die Schwingungsart ist, welche man hervorbringen will.

144.

Bey den nachherigen Bemerkungen über elliptische Scheiben von verschiedenen Ver-
hältnissen der beyden Durchmesser gegen einander werde ich eine Scheibe, die wenn sie ganz
rund ist, die §. 140. angegebenen Töne giebt, so betrachten, daß der eine Durchmesser,
oder die Länge, unverändert bleibt, aber der andere Durchmesser, oder die Breite, immer
mehr vermindert wird.

Die erste im 142sten §. erwähnte Reihe von Schwingungsarten, wo blos Querlinien
vorhanden sind, und die zweyte, wo eine der Länge nach gehende Linie von Querlinien durch-
schnitten wird, sind beyde an einer elliptischen Scheibe eben das, was an einer runden Scheibe
die Schwingungen mit durchgehenden Linien (§. 135.) waren, nur mit dem Unterschiede, daß
an einer runden Scheibe es einerley ist, in welchen Durchmessern die Linien gehen, aber bey
einer elliptischen Scheibe sowohl die Figuren als die Töne bey gleicher Anzahl von Knotenlinien
sehr verschieden seyn können, nachdem entweder alle diese Linien in die Quere, oder eine davon
im längern Durchmesser geht. Wenn die beyden Durchmesser nur wenig verschieden sind, so
ist dieser Unterschied wenig oder gar nicht zu bemerken, indem die Figuren meistens zu

Es verſteht ſich hierbey von ſelbſt, daß, je mehrere Querlinien erſcheinen ſollen, deſto mehr
die Haltungsſtelle dem einen Ende der Scheibe ſich naͤhern muß.

Um die Schwingungsart, wo ein in die Laͤnge gezogener Kreiß, und eine in dem
laͤngern Durchmeſſer gehende Linie, oder drey der Laͤnge nach gehende Linien, ohne Querlinien
ſich zeigen, Fig. 194, oder wie ich es hier kuͤrzer ausdruͤcke, 0|3 hervorzubringen, haͤlt man
die Scheibe nahe an dem einen Ende, da wo die Linien ſich ſchneiden, und ſtreicht ungefaͤhr in
der Mitte einer Seite. Zu Hervorbringung der Schwingungsarten, wo die drey der Laͤnge
nach gehenden Linien von Querlinien durchſchnitten werden, Fig. 195—199, ſo wie auch der
uͤbrigen Schwingungsarten, wo zwey Kreiſe (oder 4 Linien in die Laͤnge), zwey Kreiſe und
eine im laͤngern Durchmeſſer gehende Linie (oder 5 Linien in die Laͤnge) u. ſ. w. entweder allein,
oder von Querlinien durchſchnitten ſich zeigen, verfaͤhrt man ungefaͤhr eben ſo, wie ich es bey
den Schwingungsarten mit einem Kreiſe gezeigt habe, nur mit dem Unterſchiede, daß die
Stellen, wo man halten, oder wo man die Scheibe außerdem noch zu mehrerer Beſtimmtheit
der Figur mit einer Fingerſpitze beruͤhren kann, deſto weiter nach außen befindlich ſind, je
zuſammengeſetzter die Schwingungsart iſt, welche man hervorbringen will.

144.

Bey den nachherigen Bemerkungen uͤber elliptiſche Scheiben von verſchiedenen Ver-
haͤltniſſen der beyden Durchmeſſer gegen einander werde ich eine Scheibe, die wenn ſie ganz
rund iſt, die §. 140. angegebenen Toͤne giebt, ſo betrachten, daß der eine Durchmeſſer,
oder die Laͤnge, unveraͤndert bleibt, aber der andere Durchmeſſer, oder die Breite, immer
mehr vermindert wird.

Die erſte im 142ſten §. erwaͤhnte Reihe von Schwingungsarten, wo blos Querlinien
vorhanden ſind, und die zweyte, wo eine der Laͤnge nach gehende Linie von Querlinien durch-
ſchnitten wird, ſind beyde an einer elliptiſchen Scheibe eben das, was an einer runden Scheibe
die Schwingungen mit durchgehenden Linien (§. 135.) waren, nur mit dem Unterſchiede, daß
an einer runden Scheibe es einerley iſt, in welchen Durchmeſſern die Linien gehen, aber bey
einer elliptiſchen Scheibe ſowohl die Figuren als die Toͤne bey gleicher Anzahl von Knotenlinien
ſehr verſchieden ſeyn koͤnnen, nachdem entweder alle dieſe Linien in die Quere, oder eine davon
im laͤngern Durchmeſſer geht. Wenn die beyden Durchmeſſer nur wenig verſchieden ſind, ſo
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[170/0204] Es verſteht ſich hierbey von ſelbſt, daß, je mehrere Querlinien erſcheinen ſollen, deſto mehr die Haltungsſtelle dem einen Ende der Scheibe ſich naͤhern muß. Um die Schwingungsart, wo ein in die Laͤnge gezogener Kreiß, und eine in dem laͤngern Durchmeſſer gehende Linie, oder drey der Laͤnge nach gehende Linien, ohne Querlinien ſich zeigen, Fig. 194, oder wie ich es hier kuͤrzer ausdruͤcke, 0|3 hervorzubringen, haͤlt man die Scheibe nahe an dem einen Ende, da wo die Linien ſich ſchneiden, und ſtreicht ungefaͤhr in der Mitte einer Seite. Zu Hervorbringung der Schwingungsarten, wo die drey der Laͤnge nach gehenden Linien von Querlinien durchſchnitten werden, Fig. 195—199, ſo wie auch der uͤbrigen Schwingungsarten, wo zwey Kreiſe (oder 4 Linien in die Laͤnge), zwey Kreiſe und eine im laͤngern Durchmeſſer gehende Linie (oder 5 Linien in die Laͤnge) u. ſ. w. entweder allein, oder von Querlinien durchſchnitten ſich zeigen, verfaͤhrt man ungefaͤhr eben ſo, wie ich es bey den Schwingungsarten mit einem Kreiſe gezeigt habe, nur mit dem Unterſchiede, daß die Stellen, wo man halten, oder wo man die Scheibe außerdem noch zu mehrerer Beſtimmtheit der Figur mit einer Fingerſpitze beruͤhren kann, deſto weiter nach außen befindlich ſind, je zuſammengeſetzter die Schwingungsart iſt, welche man hervorbringen will. 144. Bey den nachherigen Bemerkungen uͤber elliptiſche Scheiben von verſchiedenen Ver- haͤltniſſen der beyden Durchmeſſer gegen einander werde ich eine Scheibe, die wenn ſie ganz rund iſt, die §. 140. angegebenen Toͤne giebt, ſo betrachten, daß der eine Durchmeſſer, oder die Laͤnge, unveraͤndert bleibt, aber der andere Durchmeſſer, oder die Breite, immer mehr vermindert wird. Die erſte im 142ſten §. erwaͤhnte Reihe von Schwingungsarten, wo blos Querlinien vorhanden ſind, und die zweyte, wo eine der Laͤnge nach gehende Linie von Querlinien durch- ſchnitten wird, ſind beyde an einer elliptiſchen Scheibe eben das, was an einer runden Scheibe die Schwingungen mit durchgehenden Linien (§. 135.) waren, nur mit dem Unterſchiede, daß an einer runden Scheibe es einerley iſt, in welchen Durchmeſſern die Linien gehen, aber bey einer elliptiſchen Scheibe ſowohl die Figuren als die Toͤne bey gleicher Anzahl von Knotenlinien ſehr verſchieden ſeyn koͤnnen, nachdem entweder alle dieſe Linien in die Quere, oder eine davon im laͤngern Durchmeſſer geht. Wenn die beyden Durchmeſſer nur wenig verſchieden ſind, ſo iſt dieſer Unterſchied wenig oder gar nicht zu bemerken, indem die Figuren meiſtens zu

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/204>, abgerufen am 17.05.2024.