Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–98. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.t du, Schurke -- -- er trat zwei Schritte zurück und antwortete ganz kalt: Sie unterthänigst bitten, Herr Graf, mich doch einmal Ihren Schatten sehen zu lassen, -- die Sonne scheint eben so schön auf dem Hofe. -- Ich war wie vom Donner gerührt. Es dauerte lange, bis ich die Sprache wieder fand. -- Wie kann ein Knecht gegen seinen Herrn --? Er fiel mir ganz ruhig in die Rede: Ein Knecht kann ein sehr ehrlicher Mann sein und einem Schattenlosen nicht dienen wollen, ich fordre meine Entlastung. -- Ich mußte andere Saiten aufziehen. Aber, Rascal, lieber Rascal, wer hat dich auf die unglückliche Idee gebracht, wie kannst du denken -- -- ? Er fuhr im selben Tone fort: Es wollen Leute behaupten, Sie hätten keinen Schatten -- und kurz, Sie zeigen mir Ihren Schatten, oder geben mir meine Entlassung. Bendel, bleich und zitternd, aber besonnener als ich, machte mir ein Zeichen, ich nahm zu dem Alles beschwichtigenden Golde meine Zuflucht, -- auch das hatte seine Macht verloren -- er warf's mir vor die Füße: Von einem Schattenlosen nehme ich nichts an. Er kehrte mir den Rücken und ging, den Hut auf dem Kopf, ein Liedchen pfeifend, langsam aus dem Zimmer. Ich stand mit Bendel da wie versteint, gedanken- und regungslos ihm nachsehend. Schwer aufseufzend und den Tod im Herzen, schickt' ich mich endlich an, mein Wort zu lösen und, wie ein Verbrecher vor seinen Richtern, in dem Förster t du, Schurke — — er trat zwei Schritte zurück und antwortete ganz kalt: Sie unterthänigst bitten, Herr Graf, mich doch einmal Ihren Schatten sehen zu lassen, — die Sonne scheint eben so schön auf dem Hofe. — Ich war wie vom Donner gerührt. Es dauerte lange, bis ich die Sprache wieder fand. — Wie kann ein Knecht gegen seinen Herrn —? Er fiel mir ganz ruhig in die Rede: Ein Knecht kann ein sehr ehrlicher Mann sein und einem Schattenlosen nicht dienen wollen, ich fordre meine Entlastung. — Ich mußte andere Saiten aufziehen. Aber, Rascal, lieber Rascal, wer hat dich auf die unglückliche Idee gebracht, wie kannst du denken — — ? Er fuhr im selben Tone fort: Es wollen Leute behaupten, Sie hätten keinen Schatten — und kurz, Sie zeigen mir Ihren Schatten, oder geben mir meine Entlassung. Bendel, bleich und zitternd, aber besonnener als ich, machte mir ein Zeichen, ich nahm zu dem Alles beschwichtigenden Golde meine Zuflucht, — auch das hatte seine Macht verloren — er warf's mir vor die Füße: Von einem Schattenlosen nehme ich nichts an. Er kehrte mir den Rücken und ging, den Hut auf dem Kopf, ein Liedchen pfeifend, langsam aus dem Zimmer. Ich stand mit Bendel da wie versteint, gedanken- und regungslos ihm nachsehend. Schwer aufseufzend und den Tod im Herzen, schickt' ich mich endlich an, mein Wort zu lösen und, wie ein Verbrecher vor seinen Richtern, in dem Förster <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="5"> <p><pb facs="#f0051"/> t du, Schurke — — er trat zwei Schritte zurück und antwortete ganz kalt: Sie unterthänigst bitten, Herr Graf, mich doch einmal Ihren Schatten sehen zu lassen, — die Sonne scheint eben so schön auf dem Hofe. —</p><lb/> <p>Ich war wie vom Donner gerührt. Es dauerte lange, bis ich die Sprache wieder fand. — Wie kann ein Knecht gegen seinen Herrn —? Er fiel mir ganz ruhig in die Rede: Ein Knecht kann ein sehr ehrlicher Mann sein und einem Schattenlosen nicht dienen wollen, ich fordre meine Entlastung. — Ich mußte andere Saiten aufziehen. Aber, Rascal, lieber Rascal, wer hat dich auf die unglückliche Idee gebracht, wie kannst du denken — — ? Er fuhr im selben Tone fort: Es wollen Leute behaupten, Sie hätten keinen Schatten — und kurz, Sie zeigen mir Ihren Schatten, oder geben mir meine Entlassung.</p><lb/> <p>Bendel, bleich und zitternd, aber besonnener als ich, machte mir ein Zeichen, ich nahm zu dem Alles beschwichtigenden Golde meine Zuflucht, — auch das hatte seine Macht verloren — er warf's mir vor die Füße: Von einem Schattenlosen nehme ich nichts an. Er kehrte mir den Rücken und ging, den Hut auf dem Kopf, ein Liedchen pfeifend, langsam aus dem Zimmer. Ich stand mit Bendel da wie versteint, gedanken- und regungslos ihm nachsehend.</p><lb/> <p>Schwer aufseufzend und den Tod im Herzen, schickt' ich mich endlich an, mein Wort zu lösen und, wie ein Verbrecher vor seinen Richtern, in dem Förster<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0051]
t du, Schurke — — er trat zwei Schritte zurück und antwortete ganz kalt: Sie unterthänigst bitten, Herr Graf, mich doch einmal Ihren Schatten sehen zu lassen, — die Sonne scheint eben so schön auf dem Hofe. —
Ich war wie vom Donner gerührt. Es dauerte lange, bis ich die Sprache wieder fand. — Wie kann ein Knecht gegen seinen Herrn —? Er fiel mir ganz ruhig in die Rede: Ein Knecht kann ein sehr ehrlicher Mann sein und einem Schattenlosen nicht dienen wollen, ich fordre meine Entlastung. — Ich mußte andere Saiten aufziehen. Aber, Rascal, lieber Rascal, wer hat dich auf die unglückliche Idee gebracht, wie kannst du denken — — ? Er fuhr im selben Tone fort: Es wollen Leute behaupten, Sie hätten keinen Schatten — und kurz, Sie zeigen mir Ihren Schatten, oder geben mir meine Entlassung.
Bendel, bleich und zitternd, aber besonnener als ich, machte mir ein Zeichen, ich nahm zu dem Alles beschwichtigenden Golde meine Zuflucht, — auch das hatte seine Macht verloren — er warf's mir vor die Füße: Von einem Schattenlosen nehme ich nichts an. Er kehrte mir den Rücken und ging, den Hut auf dem Kopf, ein Liedchen pfeifend, langsam aus dem Zimmer. Ich stand mit Bendel da wie versteint, gedanken- und regungslos ihm nachsehend.
Schwer aufseufzend und den Tod im Herzen, schickt' ich mich endlich an, mein Wort zu lösen und, wie ein Verbrecher vor seinen Richtern, in dem Förster
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1910/51 |
Zitationshilfe: | Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–98. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1910/51>, abgerufen am 16.02.2025. |