Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte. druck betonen, dass diese Nordeuropäer1) -- die Kelten, Germanen undSlaven -- als physisch unter den Indoeuropäern unterschiedene, in ihrem Körperbau von den Südeuropäern abweichende, "nur sich selbst gleichende" Menschen auftraten, woraus sich aber eine erste Be- schränkung ohne weiteres ergiebt: dass nämlich, wer diese physischen Merkmale nicht besitzt, und sei er noch so sehr im Herzen Germaniens geboren und rede von Kindheit auf eine germanische Sprache, doch nicht als ein Germane zu betrachten sei. Die Bedeutung dieses physischen Momentes lässt sich leichter an grossen Volkserscheinungen als am Individuum nachweisen, denn es kann vorkommen, dass ein ungewöhnlich begabter Einzelner sich eine fremde Kultur aneignet und dann, gerade infolge seiner innerlich abweichenden Eigenart, Neues und Erspriessliches zu Stande bringt; dagegen wird der be- sondere Wert der Rasse klar, sobald es sich um Gesamtleistungen handelt, was ich dem deutschen Leser gleich zu Herzen führe, wenn ich ihm in den Worten eines anerkannten Fachmannes mitteile, dass: "die bevorzugten grossen Staatsmänner und Heerführer der Gründungs- zeit des neuen Reiches meist von der reinsten germanischen Abstammung sind", genau ebenso wie "die wetterfesten Seefahrer der Nordseeküste und die kühnen Gemsenjäger der Alpen".2) Das sind Thatsachen, über die man viel und lange nachdenken sollte. In ihrer Gegenwart schrumpfen die bekannten Phrasen der Herren Naturforscher, Parlamentsredner u. s. w. über die Gleichheit der Menschenrassen3) zu einem so unsinnigen Gewäsch zusammen, dass man sich fast schämt, je auch nur mit einem einzigen Ohre auf sie hin- gehört zu haben. Sie lehren auch einsehen, in welchem genau be- dingten Sinne das bekannte Wort jenes echt germanischen Mannes, Paul de Lagarde, Geltung beanspruchen darf: "Das Deutschtum liegt nicht im Geblüte, sondern im Gemüte". Beim Einzelnen ja, da mag das Gemüt das Geblüt beherrschen, hier siegt die Idee, doch bei einer grossen Menge nicht. Und um die Bedeutung des Physischen, sowie die Beschränkung, die es mit sich führt, zu ermessen, bedenke man 1) In neuester Zeit befestigt sich immer mehr bei den Gelehrten die Über- zeugung, dass die Germanen nicht aus Asien eingewandert sind, sondern seit undenklichen Zeiten in Europa daheim waren. (Siehe u. A. Penka: Die Herkunft der Arier, 1886, Schrader: Sprachvergleichung und Urgeschichte, 2. Auflage, 1890, von der ersten vielfach abweichend, Taylor: The Origin of the Aryans, 1890, u. s. w.) 2) Henke: Der Typus des germanischen Menschen. S. 33. 3) Siehe S. 264 fg., 374 Anm. 2, 493. 31*
Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte. druck betonen, dass diese Nordeuropäer1) — die Kelten, Germanen undSlaven — als physisch unter den Indoeuropäern unterschiedene, in ihrem Körperbau von den Südeuropäern abweichende, »nur sich selbst gleichende« Menschen auftraten, woraus sich aber eine erste Be- schränkung ohne weiteres ergiebt: dass nämlich, wer diese physischen Merkmale nicht besitzt, und sei er noch so sehr im Herzen Germaniens geboren und rede von Kindheit auf eine germanische Sprache, doch nicht als ein Germane zu betrachten sei. Die Bedeutung dieses physischen Momentes lässt sich leichter an grossen Volkserscheinungen als am Individuum nachweisen, denn es kann vorkommen, dass ein ungewöhnlich begabter Einzelner sich eine fremde Kultur aneignet und dann, gerade infolge seiner innerlich abweichenden Eigenart, Neues und Erspriessliches zu Stande bringt; dagegen wird der be- sondere Wert der Rasse klar, sobald es sich um Gesamtleistungen handelt, was ich dem deutschen Leser gleich zu Herzen führe, wenn ich ihm in den Worten eines anerkannten Fachmannes mitteile, dass: »die bevorzugten grossen Staatsmänner und Heerführer der Gründungs- zeit des neuen Reiches meist von der reinsten germanischen Abstammung sind«, genau ebenso wie »die wetterfesten Seefahrer der Nordseeküste und die kühnen Gemsenjäger der Alpen«.2) Das sind Thatsachen, über die man viel und lange nachdenken sollte. In ihrer Gegenwart schrumpfen die bekannten Phrasen der Herren Naturforscher, Parlamentsredner u. s. w. über die Gleichheit der Menschenrassen3) zu einem so unsinnigen Gewäsch zusammen, dass man sich fast schämt, je auch nur mit einem einzigen Ohre auf sie hin- gehört zu haben. Sie lehren auch einsehen, in welchem genau be- dingten Sinne das bekannte Wort jenes echt germanischen Mannes, Paul de Lagarde, Geltung beanspruchen darf: »Das Deutschtum liegt nicht im Geblüte, sondern im Gemüte«. Beim Einzelnen ja, da mag das Gemüt das Geblüt beherrschen, hier siegt die Idee, doch bei einer grossen Menge nicht. Und um die Bedeutung des Physischen, sowie die Beschränkung, die es mit sich führt, zu ermessen, bedenke man 1) In neuester Zeit befestigt sich immer mehr bei den Gelehrten die Über- zeugung, dass die Germanen nicht aus Asien eingewandert sind, sondern seit undenklichen Zeiten in Europa daheim waren. (Siehe u. A. Penka: Die Herkunft der Arier, 1886, Schrader: Sprachvergleichung und Urgeschichte, 2. Auflage, 1890, von der ersten vielfach abweichend, Taylor: The Origin of the Aryans, 1890, u. s. w.) 2) Henke: Der Typus des germanischen Menschen. S. 33. 3) Siehe S. 264 fg., 374 Anm. 2, 493. 31*
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Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte.
druck betonen, dass diese Nordeuropäer 1) — die Kelten, Germanen und
Slaven — als physisch unter den Indoeuropäern unterschiedene, in
ihrem Körperbau von den Südeuropäern abweichende, »nur sich selbst
gleichende« Menschen auftraten, woraus sich aber eine erste Be-
schränkung ohne weiteres ergiebt: dass nämlich, wer diese physischen
Merkmale nicht besitzt, und sei er noch so sehr im Herzen Germaniens
geboren und rede von Kindheit auf eine germanische Sprache, doch
nicht als ein Germane zu betrachten sei. Die Bedeutung dieses
physischen Momentes lässt sich leichter an grossen Volkserscheinungen
als am Individuum nachweisen, denn es kann vorkommen, dass ein
ungewöhnlich begabter Einzelner sich eine fremde Kultur aneignet
und dann, gerade infolge seiner innerlich abweichenden Eigenart,
Neues und Erspriessliches zu Stande bringt; dagegen wird der be-
sondere Wert der Rasse klar, sobald es sich um Gesamtleistungen
handelt, was ich dem deutschen Leser gleich zu Herzen führe, wenn
ich ihm in den Worten eines anerkannten Fachmannes mitteile, dass:
»die bevorzugten grossen Staatsmänner und Heerführer der Gründungs-
zeit des neuen Reiches meist von der reinsten germanischen
Abstammung sind«, genau ebenso wie »die wetterfesten Seefahrer
der Nordseeküste und die kühnen Gemsenjäger der Alpen«. 2) Das
sind Thatsachen, über die man viel und lange nachdenken sollte.
In ihrer Gegenwart schrumpfen die bekannten Phrasen der Herren
Naturforscher, Parlamentsredner u. s. w. über die Gleichheit der
Menschenrassen 3) zu einem so unsinnigen Gewäsch zusammen, dass
man sich fast schämt, je auch nur mit einem einzigen Ohre auf sie hin-
gehört zu haben. Sie lehren auch einsehen, in welchem genau be-
dingten Sinne das bekannte Wort jenes echt germanischen Mannes,
Paul de Lagarde, Geltung beanspruchen darf: »Das Deutschtum liegt
nicht im Geblüte, sondern im Gemüte«. Beim Einzelnen ja, da mag
das Gemüt das Geblüt beherrschen, hier siegt die Idee, doch bei einer
grossen Menge nicht. Und um die Bedeutung des Physischen, sowie
die Beschränkung, die es mit sich führt, zu ermessen, bedenke man
1) In neuester Zeit befestigt sich immer mehr bei den Gelehrten die Über-
zeugung, dass die Germanen nicht aus Asien eingewandert sind, sondern seit
undenklichen Zeiten in Europa daheim waren. (Siehe u. A. Penka: Die Herkunft
der Arier, 1886, Schrader: Sprachvergleichung und Urgeschichte, 2. Auflage, 1890, von
der ersten vielfach abweichend, Taylor: The Origin of the Aryans, 1890, u. s. w.)
2) Henke: Der Typus des germanischen Menschen. S. 33.
3) Siehe S. 264 fg., 374 Anm. 2, 493.
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