Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649.Christliche Leich-Predigt. Nach angewendeter privat institution haben sie diesen ih- ren Sohn von sich/ und anders wohin/ als sonderlich in die damals wolbestellte Schule nach der Spandaw verschic- ket/ do er eine geraume Zeit freqventiret/ und in seinen studiis gute fundamenta geleget. Vnd weil er auch hiernebens nicht wenige beliebung zur Music getragen/ hat ihn sein Vater bald in der Jugend darzu mit einen gu- ten praeceptore versehen. Nach dem er aber Anno 1618. naher Gustraw verreiset/ in willens/ die von seiner doselbst verstorbenen Muhmen hinterlassene Erbschafft einzufor- dern/ ist er mit etlichen Schustersgesellen einsten in Zwie- tracht gerathen/ und von denenselben dermassen zerschla- gen/ mit Degen-Knöpffen in den Kopff sehr übel gestossen/ und also zugerichtet worden/ daß er endlich seiner Ver- nunfft recht und völlig nicht gebrauchen können. Wel- ches denn seinen Eltern ein grosses Hertzeleid gewesen/ als die ihn hernach bey sich behalten/ und das Elend an ihm se- hen müssen. Endlich/ als der General Wachtmeister Bin- dauff in der Marck zu Soldin sein Qvartier gehabt/ hat er ihn doselbst von seinem Vater zu sich genommen/ und etz- liche Jahr mit sich herumb geführet an den Chur Sächß. und Brandeburgischen Hoff/ biß Herr General Wacht- meister Bindauff 1629. mit demselben anhero kommen/ do der Fürstl. Sächß. altern Frawen Witwen/ unser Gnä- digen Fürstin und Frawen/ Er ihn zurück gelassen hat. Jst also gnaw in die 20. Jahr alhier gewesen. Jn solcher Zeit hat er zwar beym Gottesdienst sich alle- seinem
Chriſtliche Leich-Predigt. Nach angewendeter privat inſtitution haben ſie dieſen ih- ren Sohn von ſich/ und anders wohin/ als ſonderlich in die damals wolbeſtellte Schule nach der Spandaw verſchic- ket/ do er eine geraume Zeit freqventiret/ und in ſeinen ſtudiis gute fundamenta geleget. Vnd weil er auch hiernebens nicht wenige beliebung zur Muſic getragen/ hat ihn ſein Vater bald in der Jugend darzu mit einen gu- ten præceptore verſehen. Nach dem er aber Anno 1618. naher Guſtraw verreiſet/ in willens/ die von ſeiner doſelbſt verſtorbenen Muhmen hinterlaſſene Erbſchafft einzufor- dern/ iſt er mit etlichen Schuſtersgeſellen einſten in Zwie- tracht gerathen/ und von denenſelben dermaſſen zerſchla- gen/ mit Degen-Knoͤpffen in den Kopff ſehr uͤbel geſtoſſen/ und alſo zugerichtet worden/ daß er endlich ſeiner Ver- nunfft recht und voͤllig nicht gebrauchen koͤnnen. Wel- ches denn ſeinen Eltern ein groſſes Hertzeleid geweſen/ als die ihn hernach bey ſich behalten/ und das Elend an ihm ſe- hen muͤſſen. Endlich/ als der General Wachtmeiſter Bin- dauff in der Marck zu Soldin ſein Qvartier gehabt/ hat er ihn doſelbſt von ſeinem Vater zu ſich genommen/ und etz- liche Jahr mit ſich herumb gefuͤhret an den Chur Saͤchß. und Brandeburgiſchen Hoff/ biß Herr General Wacht- meiſter Bindauff 1629. mit demſelben anhero kommen/ do der Fuͤrſtl. Saͤchß. altern Frawen Witwen/ unſer Gnaͤ- digen Fuͤrſtin und Frawen/ Er ihn zuruͤck gelaſſen hat. Jſt alſo gnaw in die 20. Jahr alhier geweſen. Jn ſolcher Zeit hat er zwar beym Gottesdienſt ſich alle- ſeinem
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Chriſtliche Leich-Predigt.
Nach angewendeter privat inſtitution haben ſie dieſen ih-
ren Sohn von ſich/ und anders wohin/ als ſonderlich in
die damals wolbeſtellte Schule nach der Spandaw verſchic-
ket/ do er eine geraume Zeit freqventiret/ und in ſeinen
ſtudiis gute fundamenta geleget. Vnd weil er auch
hiernebens nicht wenige beliebung zur Muſic getragen/
hat ihn ſein Vater bald in der Jugend darzu mit einen gu-
ten præceptore verſehen. Nach dem er aber Anno 1618.
naher Guſtraw verreiſet/ in willens/ die von ſeiner doſelbſt
verſtorbenen Muhmen hinterlaſſene Erbſchafft einzufor-
dern/ iſt er mit etlichen Schuſtersgeſellen einſten in Zwie-
tracht gerathen/ und von denenſelben dermaſſen zerſchla-
gen/ mit Degen-Knoͤpffen in den Kopff ſehr uͤbel geſtoſſen/
und alſo zugerichtet worden/ daß er endlich ſeiner Ver-
nunfft recht und voͤllig nicht gebrauchen koͤnnen. Wel-
ches denn ſeinen Eltern ein groſſes Hertzeleid geweſen/ als
die ihn hernach bey ſich behalten/ und das Elend an ihm ſe-
hen muͤſſen. Endlich/ als der General Wachtmeiſter Bin-
dauff in der Marck zu Soldin ſein Qvartier gehabt/ hat er
ihn doſelbſt von ſeinem Vater zu ſich genommen/ und etz-
liche Jahr mit ſich herumb gefuͤhret an den Chur Saͤchß.
und Brandeburgiſchen Hoff/ biß Herr General Wacht-
meiſter Bindauff 1629. mit demſelben anhero kommen/
do der Fuͤrſtl. Saͤchß. altern Frawen Witwen/ unſer Gnaͤ-
digen Fuͤrſtin und Frawen/ Er ihn zuruͤck gelaſſen hat.
Jſt alſo gnaw in die 20. Jahr alhier geweſen.
Jn ſolcher Zeit hat er zwar beym Gottesdienſt ſich alle-
wege und fleisſig befunden/ und eingeſtellet/ auch darbey
ſtille/ und nach ſeinem Verſtande/ andaͤchtig erwieſen:
Jedoch haben wir in vorigen Zeiten im Predigambt/ nach
unterſchiedlicher gehaltener Vnterredung mit ihm von
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Zitationshilfe: | Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/caselius_leichpredigt_1649/38>, abgerufen am 16.07.2024. |