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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Kenntniß der Wirbelthiere.
Hoeven; doch hat neuerdings Stannius ihre Stellung bei den
Sauriern, welche schon C. Dumeril (in der Erpetologie), später
Gervais u. A. annahmen, durch anatomische Gründe gestützt. Von
einzelnen Formen fand besonders das Chamaeleon mit seiner merkwür-
digen Zunge und dem Farbenwechsel seiner Haut eingehende Beschreiber,
während andrerseits an den einheimischen Eidechsen die Wiedererzeugung
des Schwanzes wiederholt untersucht wurde. Die Anatomie der Che-
lonier wurde von Owen, J. Müller, Peters, ihre
Entwickelung
von Rathke, die Kenntniß einzelner Formen von Thom. Bell,
J. E. Gray u. A. gefördert. Für die Kenntniß der fossilen Reptilien
sind gleichfalls in erster Linie R. Owen und Herm. von Meyer
thätig gewesen; daneben sind noch Goldfuß, Andr. Wagner, Will.
Buckland
(1784-1856), Gid. Algernon Mantell (1790-1852)
und Will. Dan. Conybeare zu nennen. -- Die Vögel haben mit
ihren bunten gefälligen Formen und ihrem die Natur so besonders reiz-
voll machenden Leben eine außerordentliche Zahl von Freunden gefun-
den. Während aber ihr Haushalt und ihre Lebensweise auf das Ein-
gehendste beobachtet wurde, setzte die starre Abgeschlossenheit ihres Baues
der Classification ziemliche Schwierigkeiten entgegen. Cuvier theilte
(1798) die Classe in sechs gleichwerthige Ordnungen (Raubvögel,
Passerinen, Klettervögel, Hühner, Wad- und Schwimmvögel) und schob
zwischen die Hühner und Wader als einer von beiden Ordnungen zuzu-
weisende Formen die "Vögel, welche nicht fliegen können"
(Strauße und
Dronte). Dagegen versuchte man einerseits, besonders die Natur-
philosophen, die Vögel nach dem Zustande, in welchem sie das Ei ver-
lassen, in Nesthocker und Nestflüchter (Oken, Burmeister), andererseits
nach dem Flugvermögen und den damit in Verbindung stehenden Mo-
dificationen des Baues in zwei Gruppen zu theilen. Der letzteren von
Bl. Merrem herrührenden Eintheilung (in Ratitae und
Carinatae)
folgte der um die Anatomie der Vögel hochverdiente Chstn. Ludw.
Nitzsch, welcher auch die Vertheilung der Federn am Vogelkörper
zuerst planmäßig studirte und für die Systematik verwendete (Pterylo-
graphie). Die Anordnung findet neuerdings beredte Anhänger; doch
folgt die Mehrzahl der Ornithologen dem allerdings mannichfach modi-

Kenntniß der Wirbelthiere.
Hoeven; doch hat neuerdings Stannius ihre Stellung bei den
Sauriern, welche ſchon C. Duméril (in der Erpetologie), ſpäter
Gervais u. A. annahmen, durch anatomiſche Gründe geſtützt. Von
einzelnen Formen fand beſonders das Chamaeleon mit ſeiner merkwür-
digen Zunge und dem Farbenwechſel ſeiner Haut eingehende Beſchreiber,
während andrerſeits an den einheimiſchen Eidechſen die Wiedererzeugung
des Schwanzes wiederholt unterſucht wurde. Die Anatomie der Che-
lonier wurde von Owen, J. Müller, Peters, ihre
Entwickelung
von Rathke, die Kenntniß einzelner Formen von Thom. Bell,
J. E. Gray u. A. gefördert. Für die Kenntniß der foſſilen Reptilien
ſind gleichfalls in erſter Linie R. Owen und Herm. von Meyer
thätig geweſen; daneben ſind noch Goldfuß, Andr. Wagner, Will.
Buckland
(1784-1856), Gid. Algernon Mantell (1790-1852)
und Will. Dan. Conybeare zu nennen. — Die Vögel haben mit
ihren bunten gefälligen Formen und ihrem die Natur ſo beſonders reiz-
voll machenden Leben eine außerordentliche Zahl von Freunden gefun-
den. Während aber ihr Haushalt und ihre Lebensweiſe auf das Ein-
gehendſte beobachtet wurde, ſetzte die ſtarre Abgeſchloſſenheit ihres Baues
der Claſſification ziemliche Schwierigkeiten entgegen. Cuvier theilte
(1798) die Claſſe in ſechs gleichwerthige Ordnungen (Raubvögel,
Paſſerinen, Klettervögel, Hühner, Wad- und Schwimmvögel) und ſchob
zwiſchen die Hühner und Wader als einer von beiden Ordnungen zuzu-
weiſende Formen die „Vögel, welche nicht fliegen können“
(Strauße und
Dronte). Dagegen verſuchte man einerſeits, beſonders die Natur-
philoſophen, die Vögel nach dem Zuſtande, in welchem ſie das Ei ver-
laſſen, in Neſthocker und Neſtflüchter (Oken, Burmeiſter), andererſeits
nach dem Flugvermögen und den damit in Verbindung ſtehenden Mo-
dificationen des Baues in zwei Gruppen zu theilen. Der letzteren von
Bl. Merrem herrührenden Eintheilung (in Ratitae und
Carinatae)
folgte der um die Anatomie der Vögel hochverdiente Chſtn. Ludw.
Nitzſch, welcher auch die Vertheilung der Federn am Vogelkörper
zuerſt planmäßig ſtudirte und für die Syſtematik verwendete (Pterylo-
graphie). Die Anordnung findet neuerdings beredte Anhänger; doch
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[709/0720] Kenntniß der Wirbelthiere. Hoeven; doch hat neuerdings Stannius ihre Stellung bei den Sauriern, welche ſchon C. Duméril (in der Erpetologie), ſpäter Gervais u. A. annahmen, durch anatomiſche Gründe geſtützt. Von einzelnen Formen fand beſonders das Chamaeleon mit ſeiner merkwür- digen Zunge und dem Farbenwechſel ſeiner Haut eingehende Beſchreiber, während andrerſeits an den einheimiſchen Eidechſen die Wiedererzeugung des Schwanzes wiederholt unterſucht wurde. Die Anatomie der Che- lonier wurde von Owen, J. Müller, Peters, ihre Entwickelung von Rathke, die Kenntniß einzelner Formen von Thom. Bell, J. E. Gray u. A. gefördert. Für die Kenntniß der foſſilen Reptilien ſind gleichfalls in erſter Linie R. Owen und Herm. von Meyer thätig geweſen; daneben ſind noch Goldfuß, Andr. Wagner, Will. Buckland (1784-1856), Gid. Algernon Mantell (1790-1852) und Will. Dan. Conybeare zu nennen. — Die Vögel haben mit ihren bunten gefälligen Formen und ihrem die Natur ſo beſonders reiz- voll machenden Leben eine außerordentliche Zahl von Freunden gefun- den. Während aber ihr Haushalt und ihre Lebensweiſe auf das Ein- gehendſte beobachtet wurde, ſetzte die ſtarre Abgeſchloſſenheit ihres Baues der Claſſification ziemliche Schwierigkeiten entgegen. Cuvier theilte (1798) die Claſſe in ſechs gleichwerthige Ordnungen (Raubvögel, Paſſerinen, Klettervögel, Hühner, Wad- und Schwimmvögel) und ſchob zwiſchen die Hühner und Wader als einer von beiden Ordnungen zuzu- weiſende Formen die „Vögel, welche nicht fliegen können“ (Strauße und Dronte). Dagegen verſuchte man einerſeits, beſonders die Natur- philoſophen, die Vögel nach dem Zuſtande, in welchem ſie das Ei ver- laſſen, in Neſthocker und Neſtflüchter (Oken, Burmeiſter), andererſeits nach dem Flugvermögen und den damit in Verbindung ſtehenden Mo- dificationen des Baues in zwei Gruppen zu theilen. Der letzteren von Bl. Merrem herrührenden Eintheilung (in Ratitae und Carinatae) folgte der um die Anatomie der Vögel hochverdiente Chſtn. Ludw. Nitzſch, welcher auch die Vertheilung der Federn am Vogelkörper zuerſt planmäßig ſtudirte und für die Syſtematik verwendete (Pterylo- graphie). Die Anordnung findet neuerdings beredte Anhänger; doch folgt die Mehrzahl der Ornithologen dem allerdings mannichfach modi-

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 709. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/720>, abgerufen am 22.11.2024.