Der in seine Theile auseinandergelegte Menschenleib spielt hier eben auch eine Rolle. Aber: "Eins dieser anatomischen Systeme, Einer von diesen Sinnen, Eine von diesen Regionen ist in Einer der fünf Thier- classen eines jeden der drei Unterreiche zur vorherrschenden Entwicke- lung gekommen". Das erste Unterreich umfaßt, um fünf Classen zu erhalten, die vier Wirbelthierclassen und die Mollusken.
Abgesehn von den zuletzt erwähnten Versuchen waren die Cuvier'- schen Typen allmählich immer mehr die Ausgangspunkte der Systematik geworden. In einzelnen untergeordneten Punkten zeigten sich Ungleich- heiten in der Auffassung; je nachdem einzelne Zoologen mehr über Wirbelthiere oder über Gliederthiere, über diese oder über jene kleinere oder größere Gruppe gearbeitet hatten, je schärfer sich dabei denselben innerhalb der durchforschten Abtheilungen mit der immer größer wer- denden Vertrautheit der Formen die Verschiedenartigkeit entgegengestellt hatte, desto mehr waren sie geneigt, diese Kreise eingehend in kleinere Gruppen zu spalten und dadurch die Gleichwerthigkeit ihrer systemati- schen Abtheilungen zu stören. Belege hierfür gaben die verschiedenen Anordnungen der Weich- und Gliederthiere; es zeigt sich dies auch z. B. in der neuen Classification von L. Agassiz, welcher die Mollusken in drei, die Gliederthiere (mit Einschluß der Würmer) in drei, und die Wirbelthiere in acht Classen theilt. Es wurde oben bereits erwähnt, daß von Baer das wichtige Complement der Entwickelungsstufen oder des Ausbildungsgrades der Auffassung der Typen zugefügt hatte. Er zeigte, daß den einzelnen Typen ein besonderer Entwickelungsplan ent- spreche, dem strahligen Typus die strahlige Entwickelung, dem massigen Typus der Mollusken die gewundene Entwickelung, dem gestreckten Typus der Gliederthiere die symmetrische Entwickelung, dem Wirbel- thiertypus die doppelt-symmetrische Entwickelung. Bei Schilderung der letzteren hatte von Baer, wie auch schon angedeutet wurde, bereits auf das Auftreten von Kiemen an den Schlundbogen bei den niedern, und auf die Entwickelung einer Allantois bei den höheren Wirbelthieren hin- gewiesen und danach die Eintheilung des Typus vorgenommen. Wäh- rend aber von Baer die Entwickelungsform nur als eine weitere Bestätigung der Typen ansah, wurde von anderen Seiten das Ent-
Periode der Morphologie.
Der in ſeine Theile auseinandergelegte Menſchenleib ſpielt hier eben auch eine Rolle. Aber: „Eins dieſer anatomiſchen Syſteme, Einer von dieſen Sinnen, Eine von dieſen Regionen iſt in Einer der fünf Thier- claſſen eines jeden der drei Unterreiche zur vorherrſchenden Entwicke- lung gekommen“. Das erſte Unterreich umfaßt, um fünf Claſſen zu erhalten, die vier Wirbelthierclaſſen und die Mollusken.
Abgeſehn von den zuletzt erwähnten Verſuchen waren die Cuvier'- ſchen Typen allmählich immer mehr die Ausgangspunkte der Syſtematik geworden. In einzelnen untergeordneten Punkten zeigten ſich Ungleich- heiten in der Auffaſſung; je nachdem einzelne Zoologen mehr über Wirbelthiere oder über Gliederthiere, über dieſe oder über jene kleinere oder größere Gruppe gearbeitet hatten, je ſchärfer ſich dabei denſelben innerhalb der durchforſchten Abtheilungen mit der immer größer wer- denden Vertrautheit der Formen die Verſchiedenartigkeit entgegengeſtellt hatte, deſto mehr waren ſie geneigt, dieſe Kreiſe eingehend in kleinere Gruppen zu ſpalten und dadurch die Gleichwerthigkeit ihrer ſyſtemati- ſchen Abtheilungen zu ſtören. Belege hierfür gaben die verſchiedenen Anordnungen der Weich- und Gliederthiere; es zeigt ſich dies auch z. B. in der neuen Claſſification von L. Agaſſiz, welcher die Mollusken in drei, die Gliederthiere (mit Einſchluß der Würmer) in drei, und die Wirbelthiere in acht Claſſen theilt. Es wurde oben bereits erwähnt, daß von Baer das wichtige Complement der Entwickelungsſtufen oder des Ausbildungsgrades der Auffaſſung der Typen zugefügt hatte. Er zeigte, daß den einzelnen Typen ein beſonderer Entwickelungsplan ent- ſpreche, dem ſtrahligen Typus die ſtrahlige Entwickelung, dem maſſigen Typus der Mollusken die gewundene Entwickelung, dem geſtreckten Typus der Gliederthiere die ſymmetriſche Entwickelung, dem Wirbel- thiertypus die doppelt-ſymmetriſche Entwickelung. Bei Schilderung der letzteren hatte von Baer, wie auch ſchon angedeutet wurde, bereits auf das Auftreten von Kiemen an den Schlundbogen bei den niedern, und auf die Entwickelung einer Allantois bei den höheren Wirbelthieren hin- gewieſen und danach die Eintheilung des Typus vorgenommen. Wäh- rend aber von Baer die Entwickelungsform nur als eine weitere Beſtätigung der Typen anſah, wurde von anderen Seiten das Ent-
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Periode der Morphologie.
Der in ſeine Theile auseinandergelegte Menſchenleib ſpielt hier eben
auch eine Rolle. Aber: „Eins dieſer anatomiſchen Syſteme, Einer von
dieſen Sinnen, Eine von dieſen Regionen iſt in Einer der fünf Thier-
claſſen eines jeden der drei Unterreiche zur vorherrſchenden Entwicke-
lung gekommen“. Das erſte Unterreich umfaßt, um fünf Claſſen zu
erhalten, die vier Wirbelthierclaſſen und die Mollusken.
Abgeſehn von den zuletzt erwähnten Verſuchen waren die Cuvier'-
ſchen Typen allmählich immer mehr die Ausgangspunkte der Syſtematik
geworden. In einzelnen untergeordneten Punkten zeigten ſich Ungleich-
heiten in der Auffaſſung; je nachdem einzelne Zoologen mehr über
Wirbelthiere oder über Gliederthiere, über dieſe oder über jene kleinere
oder größere Gruppe gearbeitet hatten, je ſchärfer ſich dabei denſelben
innerhalb der durchforſchten Abtheilungen mit der immer größer wer-
denden Vertrautheit der Formen die Verſchiedenartigkeit entgegengeſtellt
hatte, deſto mehr waren ſie geneigt, dieſe Kreiſe eingehend in kleinere
Gruppen zu ſpalten und dadurch die Gleichwerthigkeit ihrer ſyſtemati-
ſchen Abtheilungen zu ſtören. Belege hierfür gaben die verſchiedenen
Anordnungen der Weich- und Gliederthiere; es zeigt ſich dies auch z. B.
in der neuen Claſſification von L. Agaſſiz, welcher die Mollusken in
drei, die Gliederthiere (mit Einſchluß der Würmer) in drei, und die
Wirbelthiere in acht Claſſen theilt. Es wurde oben bereits erwähnt,
daß von Baer das wichtige Complement der Entwickelungsſtufen oder
des Ausbildungsgrades der Auffaſſung der Typen zugefügt hatte. Er
zeigte, daß den einzelnen Typen ein beſonderer Entwickelungsplan ent-
ſpreche, dem ſtrahligen Typus die ſtrahlige Entwickelung, dem maſſigen
Typus der Mollusken die gewundene Entwickelung, dem geſtreckten
Typus der Gliederthiere die ſymmetriſche Entwickelung, dem Wirbel-
thiertypus die doppelt-ſymmetriſche Entwickelung. Bei Schilderung der
letzteren hatte von Baer, wie auch ſchon angedeutet wurde, bereits auf
das Auftreten von Kiemen an den Schlundbogen bei den niedern, und
auf die Entwickelung einer Allantois bei den höheren Wirbelthieren hin-
gewieſen und danach die Eintheilung des Typus vorgenommen. Wäh-
rend aber von Baer die Entwickelungsform nur als eine weitere
Beſtätigung der Typen anſah, wurde von anderen Seiten das Ent-
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/687>, abgerufen am 25.11.2024.
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