Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.rakterisirung seiner Typen darauf hinwies, daß das Nervensystem den ganzen Bau des Thieres gewissermaßen bestimme, theilte Rudolph das Thierreich nach dem Nervensystem ein56). Er schied die Thiere in solche mit freien Nerven, Phaneroneura, und solche, deren Nerven- system ihrer homogen scheinenden Körpermasse beigemischt ist. Während die Zoophyten die letztere Abtheilung der Cryptoneura allein bilden, zerfällt die erste wieder in Diploneura, d. h. Thiere mit Gehirn und Rückenmark und Gangliensystem (Wirbelthiere) und in Haploneura, d. h. Thiere mit bloßem Gangliensystem. Die zu letzterer Gruppe ge- hörenden Reihen der Myeloneura (mit Marksäule, die dem Rückenmark analog ist, Crustaceen, Insecten, Anneliden) und der Ganglioneura (mit einem dem Gangliensystem der Wirbelthiere entsprechenden Ner- vensystem, Mollusken und Strahlthiere) stehn parallel neben einander, folgen sich also nicht einreihig, wie in sämmtlichen bis jetzt geschilderten Systemen die gegenseitige Stellung der einzelnen Abtheilungen aufge- faßt wurde. -- Diese einreihige Anordnung findet sich wieder in dem Systeme Ehrenberg's, welches wenigstens die beiden Hauptab- theilungen auf die Form des Nervensystems gründet (1835). Der Mensch steht an der Spitze des ganzen Systems, aber von den Thieren als selbständige Classe geschieden. Die Thiere zerfallen in Myeloneura und Ganglioneura. Die Myeloneura, Wirbelthiere, theilt Ehrenberg weiter nach dem Verhältniß der Eltern zu den Jungen; Säugethiere und Vögel vereinigt er als Nutrientia, Reptilien und Fische als Orpha- nozoa. Die Ganglioneura werden weiter getheilt in Sphygmozoa oder Cordata, mit Herz oder pulsirenden Gefäßen, und in Asphycta oder Vasculosa, Thiere mit Gefäßen ohne Puls. Zu ersteren gehören die Articulaten mit gegliedertem Körper und Ganglienkette und die Mollus- ken mit zerstreuten Ganglien ohne Körpergliederung, zu letzteren die Tubulata, ohne Gliederung, Thiere, deren Darm ein einfaches Rohr oder ein Sack ist (Bryozoen, ein Theil der Polypen, der Würmer und der Echinodermen) und die Racemifera mit getheiltem, gabligem oder ästigem Darme (Asterien, Medusen, Anthozoen, Saug- und Plattwür- 56) Beiträge zur Anthropologie und allgem. Naturgeschichte. 1812. S. 81.
rakteriſirung ſeiner Typen darauf hinwies, daß das Nervenſyſtem den ganzen Bau des Thieres gewiſſermaßen beſtimme, theilte Rudolph das Thierreich nach dem Nervenſyſtem ein56). Er ſchied die Thiere in ſolche mit freien Nerven, Phaneroneura, und ſolche, deren Nerven- ſyſtem ihrer homogen ſcheinenden Körpermaſſe beigemiſcht iſt. Während die Zoophyten die letztere Abtheilung der Cryptoneura allein bilden, zerfällt die erſte wieder in Diploneura, d. h. Thiere mit Gehirn und Rückenmark und Ganglienſyſtem (Wirbelthiere) und in Haploneura, d. h. Thiere mit bloßem Ganglienſyſtem. Die zu letzterer Gruppe ge- hörenden Reihen der Myeloneura (mit Markſäule, die dem Rückenmark analog iſt, Cruſtaceen, Inſecten, Anneliden) und der Ganglioneura (mit einem dem Ganglienſyſtem der Wirbelthiere entſprechenden Ner- venſyſtem, Mollusken und Strahlthiere) ſtehn parallel neben einander, folgen ſich alſo nicht einreihig, wie in ſämmtlichen bis jetzt geſchilderten Syſtemen die gegenſeitige Stellung der einzelnen Abtheilungen aufge- faßt wurde. — Dieſe einreihige Anordnung findet ſich wieder in dem Syſteme Ehrenberg's, welches wenigſtens die beiden Hauptab- theilungen auf die Form des Nervenſyſtems gründet (1835). Der Menſch ſteht an der Spitze des ganzen Syſtems, aber von den Thieren als ſelbſtändige Claſſe geſchieden. Die Thiere zerfallen in Myeloneura und Ganglioneura. Die Myeloneura, Wirbelthiere, theilt Ehrenberg weiter nach dem Verhältniß der Eltern zu den Jungen; Säugethiere und Vögel vereinigt er als Nutrientia, Reptilien und Fiſche als Orpha- nozoa. Die Ganglioneura werden weiter getheilt in Sphygmozoa oder Cordata, mit Herz oder pulſirenden Gefäßen, und in Asphycta oder Vasculosa, Thiere mit Gefäßen ohne Puls. Zu erſteren gehören die Articulaten mit gegliedertem Körper und Ganglienkette und die Mollus- ken mit zerſtreuten Ganglien ohne Körpergliederung, zu letzteren die Tubulata, ohne Gliederung, Thiere, deren Darm ein einfaches Rohr oder ein Sack iſt (Bryozoen, ein Theil der Polypen, der Würmer und der Echinodermen) und die Racemifera mit getheiltem, gabligem oder äſtigem Darme (Aſterien, Meduſen, Anthozoen, Saug- und Plattwür- 56) Beiträge zur Anthropologie und allgem. Naturgeſchichte. 1812. S. 81.
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Syſteme: Wilbrand. Rudolphi. Ehrenberg.
rakteriſirung ſeiner Typen darauf hinwies, daß das Nervenſyſtem den
ganzen Bau des Thieres gewiſſermaßen beſtimme, theilte Rudolph
das Thierreich nach dem Nervenſyſtem ein 56). Er ſchied die Thiere
in
ſolche mit freien Nerven, Phaneroneura, und ſolche, deren Nerven-
ſyſtem ihrer homogen ſcheinenden Körpermaſſe beigemiſcht iſt. Während
die Zoophyten die letztere Abtheilung der Cryptoneura allein bilden,
zerfällt die erſte wieder in Diploneura, d. h. Thiere mit Gehirn und
Rückenmark und Ganglienſyſtem (Wirbelthiere) und in Haploneura,
d. h. Thiere mit bloßem Ganglienſyſtem. Die zu letzterer Gruppe ge-
hörenden Reihen der Myeloneura (mit Markſäule, die dem Rückenmark
analog iſt, Cruſtaceen, Inſecten, Anneliden) und der Ganglioneura
(mit einem dem Ganglienſyſtem der Wirbelthiere entſprechenden Ner-
venſyſtem, Mollusken und Strahlthiere) ſtehn parallel neben einander,
folgen ſich alſo nicht einreihig, wie in ſämmtlichen bis jetzt geſchilderten
Syſtemen die gegenſeitige Stellung der einzelnen Abtheilungen aufge-
faßt wurde. — Dieſe einreihige Anordnung findet ſich wieder in dem
Syſteme Ehrenberg's, welches wenigſtens die beiden Hauptab-
theilungen auf die Form des Nervenſyſtems gründet (1835). Der
Menſch ſteht an der Spitze des ganzen Syſtems, aber von den Thieren
als ſelbſtändige Claſſe geſchieden. Die Thiere zerfallen in
Myeloneura
und Ganglioneura. Die Myeloneura, Wirbelthiere, theilt Ehrenberg
weiter nach dem Verhältniß der Eltern zu den Jungen; Säugethiere
und Vögel vereinigt er als Nutrientia, Reptilien und Fiſche als
Orpha-
nozoa. Die Ganglioneura werden weiter getheilt in
Sphygmozoa oder
Cordata, mit Herz oder pulſirenden Gefäßen, und in Asphycta
oder
Vasculosa, Thiere mit Gefäßen ohne Puls. Zu erſteren gehören die
Articulaten mit gegliedertem Körper und Ganglienkette und die Mollus-
ken mit zerſtreuten Ganglien ohne Körpergliederung, zu letzteren die
Tubulata, ohne Gliederung, Thiere, deren Darm ein einfaches Rohr
oder ein Sack iſt (Bryozoen, ein Theil der Polypen, der Würmer und
der Echinodermen) und die Racemifera mit getheiltem, gabligem oder
äſtigem Darme (Aſterien, Meduſen, Anthozoen, Saug- und Plattwür-
56) Beiträge zur Anthropologie und allgem. Naturgeſchichte. 1812. S. 81.
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