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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Morphologie.
bildungen versehene Schrift veröffentlicht; außerdem wurden dann noch
von Pander zu einzelnen Abschnitten in der Isis (1818, S. 512) er-
läuternde Bemerkungen (durch Oken's Kritik veranlaßt) sowie schema-
tische Zeichnungen gegeben. Veranlaßt wurden die Untersuchungen
durch Döllinger, welcher gegen den unter seiner Leitung mit zooto-
mischen Arbeiten beschäftigten C. E. von Baer äußerte, es wäre
äußerst wünschenswerth, daß sich ein junger Mann finde, welcher die
Entwickelung des Hühnchens von Stunde zu Stunde der Bebrütung
sorgfältig verfolge. Von Baer fand seinen Landsmann Pander hierzu
bereit25). Der ältere d'Alton übernahm es, sich in die Untersuchung
einzuarbeiten, um die bildliche Darstellung des Gefundenen geben zu
können. So entstand eine Arbeit, welche zwar an einzelnes von Wolff
Gesehene anknüpfte, aber doch in der ganzen Auffassung so neu war
und solche Umwälzungen in den bis dahin verbreiteten Vorstellungen
hervorrief, daß selbst ein mit embryologischen Untersuchungen doch ver-
trauter Mann, wie es Oken war, in der oben schon angeführten Be-
sprechung der Sache nicht recht trauen wollte. Durch Pander's Unter-
suchungen wurde zuerst die Bildungsweise des Vogelkörpers aus drei
Blättern, in welche sich die Keimhaut scheidet, nachgewiesen und der
eigenthümliche Gang der Modification eines jeden derselben wenigstens
angedeutet. So überaus werthvoll Pander's Arbeit war als erster
Nachweis einer von Wolff höchstens geahnten Bildungsweise des Vogel-
körpers, so erlangte die in derselben niedergelegte Lehre doch erst durch
die Ausführungen und Erweiterungen, welche ihr C. E. von Baer
gab, so wie durch ihre theoretischen Verwerthungen durch denselben ihre
eigentliche Bedeutung und ihren großen Einfluß. Carl Ernst von
Baer
, geboren am 28. Februar 1792 in Piep in Ehstland, studirte

25) Christian Heinrich Pander wurde 1794 in Riga geboren, studirte
in Jena und Würzburg, begleitete 1820 die russische Gesandtschaft nach Bokhara
unter Negri als "Naturkündiger", wurde 1822 Adjunct, 1823 Mitglied der Peters-
burger Akademie für das Fach der Zoologie, erbat sich aber schon 1828 seine Ent-
lassung. Nachdem er von 1821 an mit dem ältern d'Alton die vergleichende Knochen-
lehre durch prachtvolle Darstellungen bereichert hatte, wandte er sich später der
Geologie und Paläontologie zu. Er starb 1865.

Periode der Morphologie.
bildungen verſehene Schrift veröffentlicht; außerdem wurden dann noch
von Pander zu einzelnen Abſchnitten in der Iſis (1818, S. 512) er-
läuternde Bemerkungen (durch Oken's Kritik veranlaßt) ſowie ſchema-
tiſche Zeichnungen gegeben. Veranlaßt wurden die Unterſuchungen
durch Döllinger, welcher gegen den unter ſeiner Leitung mit zooto-
miſchen Arbeiten beſchäftigten C. E. von Baer äußerte, es wäre
äußerſt wünſchenswerth, daß ſich ein junger Mann finde, welcher die
Entwickelung des Hühnchens von Stunde zu Stunde der Bebrütung
ſorgfältig verfolge. Von Baer fand ſeinen Landsmann Pander hierzu
bereit25). Der ältere d'Alton übernahm es, ſich in die Unterſuchung
einzuarbeiten, um die bildliche Darſtellung des Gefundenen geben zu
können. So entſtand eine Arbeit, welche zwar an einzelnes von Wolff
Geſehene anknüpfte, aber doch in der ganzen Auffaſſung ſo neu war
und ſolche Umwälzungen in den bis dahin verbreiteten Vorſtellungen
hervorrief, daß ſelbſt ein mit embryologiſchen Unterſuchungen doch ver-
trauter Mann, wie es Oken war, in der oben ſchon angeführten Be-
ſprechung der Sache nicht recht trauen wollte. Durch Pander's Unter-
ſuchungen wurde zuerſt die Bildungsweiſe des Vogelkörpers aus drei
Blättern, in welche ſich die Keimhaut ſcheidet, nachgewieſen und der
eigenthümliche Gang der Modification eines jeden derſelben wenigſtens
angedeutet. So überaus werthvoll Pander's Arbeit war als erſter
Nachweis einer von Wolff höchſtens geahnten Bildungsweiſe des Vogel-
körpers, ſo erlangte die in derſelben niedergelegte Lehre doch erſt durch
die Ausführungen und Erweiterungen, welche ihr C. E. von Baer
gab, ſo wie durch ihre theoretiſchen Verwerthungen durch denſelben ihre
eigentliche Bedeutung und ihren großen Einfluß. Carl Ernſt von
Baer
, geboren am 28. Februar 1792 in Piep in Ehſtland, ſtudirte

25) Chriſtian Heinrich Pander wurde 1794 in Riga geboren, ſtudirte
in Jena und Würzburg, begleitete 1820 die ruſſiſche Geſandtſchaft nach Bokhara
unter Negri als „Naturkündiger“, wurde 1822 Adjunct, 1823 Mitglied der Peters-
burger Akademie für das Fach der Zoologie, erbat ſich aber ſchon 1828 ſeine Ent-
laſſung. Nachdem er von 1821 an mit dem ältern d'Alton die vergleichende Knochen-
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Geologie und Paläontologie zu. Er ſtarb 1865.
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[622/0633] Periode der Morphologie. bildungen verſehene Schrift veröffentlicht; außerdem wurden dann noch von Pander zu einzelnen Abſchnitten in der Iſis (1818, S. 512) er- läuternde Bemerkungen (durch Oken's Kritik veranlaßt) ſowie ſchema- tiſche Zeichnungen gegeben. Veranlaßt wurden die Unterſuchungen durch Döllinger, welcher gegen den unter ſeiner Leitung mit zooto- miſchen Arbeiten beſchäftigten C. E. von Baer äußerte, es wäre äußerſt wünſchenswerth, daß ſich ein junger Mann finde, welcher die Entwickelung des Hühnchens von Stunde zu Stunde der Bebrütung ſorgfältig verfolge. Von Baer fand ſeinen Landsmann Pander hierzu bereit 25). Der ältere d'Alton übernahm es, ſich in die Unterſuchung einzuarbeiten, um die bildliche Darſtellung des Gefundenen geben zu können. So entſtand eine Arbeit, welche zwar an einzelnes von Wolff Geſehene anknüpfte, aber doch in der ganzen Auffaſſung ſo neu war und ſolche Umwälzungen in den bis dahin verbreiteten Vorſtellungen hervorrief, daß ſelbſt ein mit embryologiſchen Unterſuchungen doch ver- trauter Mann, wie es Oken war, in der oben ſchon angeführten Be- ſprechung der Sache nicht recht trauen wollte. Durch Pander's Unter- ſuchungen wurde zuerſt die Bildungsweiſe des Vogelkörpers aus drei Blättern, in welche ſich die Keimhaut ſcheidet, nachgewieſen und der eigenthümliche Gang der Modification eines jeden derſelben wenigſtens angedeutet. So überaus werthvoll Pander's Arbeit war als erſter Nachweis einer von Wolff höchſtens geahnten Bildungsweiſe des Vogel- körpers, ſo erlangte die in derſelben niedergelegte Lehre doch erſt durch die Ausführungen und Erweiterungen, welche ihr C. E. von Baer gab, ſo wie durch ihre theoretiſchen Verwerthungen durch denſelben ihre eigentliche Bedeutung und ihren großen Einfluß. Carl Ernſt von Baer, geboren am 28. Februar 1792 in Piep in Ehſtland, ſtudirte 25) Chriſtian Heinrich Pander wurde 1794 in Riga geboren, ſtudirte in Jena und Würzburg, begleitete 1820 die ruſſiſche Geſandtſchaft nach Bokhara unter Negri als „Naturkündiger“, wurde 1822 Adjunct, 1823 Mitglied der Peters- burger Akademie für das Fach der Zoologie, erbat ſich aber ſchon 1828 ſeine Ent- laſſung. Nachdem er von 1821 an mit dem ältern d'Alton die vergleichende Knochen- lehre durch prachtvolle Darſtellungen bereichert hatte, wandte er ſich ſpäter der Geologie und Paläontologie zu. Er ſtarb 1865.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/633>, abgerufen am 22.11.2024.