Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.aber doch auf die morphologische Aehnlichkeit z. B. sämmtlicher Wirbel- thiere hin, welche er, allerdings nicht unter diesem Namen, als nach einem Plane gebaut bezeichnet. Es erscheint hier zum erstenmale eine Vergleichung des Knochengerüstes der Gliedmaßen der Säugethiere, so des Vorderfusses des Pferdes und des menschlichen Armes. Wenn nun aber Buffon weiter von einem einheitlichen Plane spricht, welcher sich durch die niederen Thierclassen hindurch nur allmählich in Abstufungen abändere, so ist dies eine Auffassung, welche er selbst nicht mehr auf anatomische Belege gestützt, sondern nur den allgemeinen Lebenserschei- nungen nach geltend zu machen sucht. So weit er daher auch über das Ziel hinausschießt, so wenig logisch consequent er bei Besprechung dieses allgemeinen Planes verfährt, so gab er doch damit einen Anstoß, welcher sich noch später in seinen Wirkungen erkennen läßt. Aner- kennend verdient noch hervorgehoben zu werden, daß Buffon in einer präcisen Weise auf die Thatsachen der geographischen Verbreitung der Thiere hinweist. Wenn schon Linne die Arten der verschiedenen Conti- nente als verschiedene erkannt und im System aufgeführt hatte, so weist doch Buffon ausdrücklich auf die Verschiedenheit der Thierwelt in den verschiedenen Welttheilen hin und hebt unter Anderem schon hervor, daß die arktischen Thierformen Amerika's und Europa's dieselben seien, da die Continente dort entweder zusammengehangen haben oder die Wanderungen der Thiere möglich gewesen sein dürften. Was die von Buffon gegebenen Schilderungen einzelner thierischer Formen be- trifft, so zeichnen sie sich zwar in der überwiegenden Mehrzahl durch eine äußerst belebte und anziehende Darstellung aus, sind aber meist nur auf außerordentliche Belesenheit, und zum kleinen Theile auf eigene Erfahrung gegründet. Bei der Verbreitung, welche seine Schriften fanden, ist es daher nicht zu verwundern, daß durch dieselben eine Menge alter Fabeln von Neuem in einer durch seine Autorität gewissermaßen sanctionirten Form erschienen. Auf der andern Seite gelangte er aber auch durch sorgfältige Benutzung des Materials, welches sich ihm in dem unter seiner Leitung neu bevölkernden Pflanzengarten darbot, zur genaueren Beurtheilung mancher Formen, deren systematische Stellung dadurch beinahe ohne seinen Willen von ihm gesichert wurde. Wie aber doch auf die morphologiſche Aehnlichkeit z. B. ſämmtlicher Wirbel- thiere hin, welche er, allerdings nicht unter dieſem Namen, als nach einem Plane gebaut bezeichnet. Es erſcheint hier zum erſtenmale eine Vergleichung des Knochengerüſtes der Gliedmaßen der Säugethiere, ſo des Vorderfuſſes des Pferdes und des menſchlichen Armes. Wenn nun aber Buffon weiter von einem einheitlichen Plane ſpricht, welcher ſich durch die niederen Thierclaſſen hindurch nur allmählich in Abſtufungen abändere, ſo iſt dies eine Auffaſſung, welche er ſelbſt nicht mehr auf anatomiſche Belege geſtützt, ſondern nur den allgemeinen Lebenserſchei- nungen nach geltend zu machen ſucht. So weit er daher auch über das Ziel hinausſchießt, ſo wenig logiſch conſequent er bei Beſprechung dieſes allgemeinen Planes verfährt, ſo gab er doch damit einen Anſtoß, welcher ſich noch ſpäter in ſeinen Wirkungen erkennen läßt. Aner- kennend verdient noch hervorgehoben zu werden, daß Buffon in einer präciſen Weiſe auf die Thatſachen der geographiſchen Verbreitung der Thiere hinweiſt. Wenn ſchon Linné die Arten der verſchiedenen Conti- nente als verſchiedene erkannt und im Syſtem aufgeführt hatte, ſo weiſt doch Buffon ausdrücklich auf die Verſchiedenheit der Thierwelt in den verſchiedenen Welttheilen hin und hebt unter Anderem ſchon hervor, daß die arktiſchen Thierformen Amerika's und Europa's dieſelben ſeien, da die Continente dort entweder zuſammengehangen haben oder die Wanderungen der Thiere möglich geweſen ſein dürften. Was die von Buffon gegebenen Schilderungen einzelner thieriſcher Formen be- trifft, ſo zeichnen ſie ſich zwar in der überwiegenden Mehrzahl durch eine äußerſt belebte und anziehende Darſtellung aus, ſind aber meiſt nur auf außerordentliche Beleſenheit, und zum kleinen Theile auf eigene Erfahrung gegründet. Bei der Verbreitung, welche ſeine Schriften fanden, iſt es daher nicht zu verwundern, daß durch dieſelben eine Menge alter Fabeln von Neuem in einer durch ſeine Autorität gewiſſermaßen ſanctionirten Form erſchienen. Auf der andern Seite gelangte er aber auch durch ſorgfältige Benutzung des Materials, welches ſich ihm in dem unter ſeiner Leitung neu bevölkernden Pflanzengarten darbot, zur genaueren Beurtheilung mancher Formen, deren ſyſtematiſche Stellung dadurch beinahe ohne ſeinen Willen von ihm geſichert wurde. Wie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0536" n="525"/><fw place="top" type="header"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118517252">Buffon</persName>.</fw><lb/> aber doch auf die morphologiſche Aehnlichkeit z. B. ſämmtlicher Wirbel-<lb/> thiere hin, welche er, allerdings nicht unter dieſem Namen, als nach<lb/> einem Plane gebaut bezeichnet. Es erſcheint hier zum erſtenmale eine<lb/> Vergleichung des Knochengerüſtes der Gliedmaßen der Säugethiere, ſo<lb/> des Vorderfuſſes des Pferdes und des menſchlichen Armes. 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Buffon.
aber doch auf die morphologiſche Aehnlichkeit z. B. ſämmtlicher Wirbel-
thiere hin, welche er, allerdings nicht unter dieſem Namen, als nach
einem Plane gebaut bezeichnet. Es erſcheint hier zum erſtenmale eine
Vergleichung des Knochengerüſtes der Gliedmaßen der Säugethiere, ſo
des Vorderfuſſes des Pferdes und des menſchlichen Armes. Wenn nun
aber Buffon weiter von einem einheitlichen Plane ſpricht, welcher ſich
durch die niederen Thierclaſſen hindurch nur allmählich in Abſtufungen
abändere, ſo iſt dies eine Auffaſſung, welche er ſelbſt nicht mehr auf
anatomiſche Belege geſtützt, ſondern nur den allgemeinen Lebenserſchei-
nungen nach geltend zu machen ſucht. So weit er daher auch über das
Ziel hinausſchießt, ſo wenig logiſch conſequent er bei Beſprechung dieſes
allgemeinen Planes verfährt, ſo gab er doch damit einen Anſtoß,
welcher ſich noch ſpäter in ſeinen Wirkungen erkennen läßt. Aner-
kennend verdient noch hervorgehoben zu werden, daß Buffon in einer
präciſen Weiſe auf die Thatſachen der geographiſchen Verbreitung der
Thiere hinweiſt. Wenn ſchon Linné die Arten der verſchiedenen Conti-
nente als verſchiedene erkannt und im Syſtem aufgeführt hatte, ſo weiſt
doch Buffon ausdrücklich auf die Verſchiedenheit der Thierwelt in den
verſchiedenen Welttheilen hin und hebt unter Anderem ſchon hervor,
daß die arktiſchen Thierformen Amerika's und Europa's dieſelben ſeien,
da die Continente dort entweder zuſammengehangen haben oder die
Wanderungen der Thiere möglich geweſen ſein dürften. Was die
von Buffon gegebenen Schilderungen einzelner thieriſcher Formen be-
trifft, ſo zeichnen ſie ſich zwar in der überwiegenden Mehrzahl durch
eine äußerſt belebte und anziehende Darſtellung aus, ſind aber meiſt
nur auf außerordentliche Beleſenheit, und zum kleinen Theile auf eigene
Erfahrung gegründet. Bei der Verbreitung, welche ſeine Schriften
fanden, iſt es daher nicht zu verwundern, daß durch dieſelben eine Menge
alter Fabeln von Neuem in einer durch ſeine Autorität gewiſſermaßen
ſanctionirten Form erſchienen. Auf der andern Seite gelangte er aber
auch durch ſorgfältige Benutzung des Materials, welches ſich ihm in
dem unter ſeiner Leitung neu bevölkernden Pflanzengarten darbot, zur
genaueren Beurtheilung mancher Formen, deren ſyſtematiſche Stellung
dadurch beinahe ohne ſeinen Willen von ihm geſichert wurde. Wie
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