Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.über diese Abweichung45). In der Eintheilung der Classe schließt er sich ganz an Breyn und dessen Vorgänger an und theilt mit diesem nach Morton und Woodward die Seeigel nach der Lage der Mund- und Afteröffnung ein. Charakteristisch ist es aber, daß er beide Oeffnun- gen behufs Benutzung derselben als classificatorischer Merkmale zu ver- binden sich offenbar scheut und dafür lieber zwei Systeme aufstellt, eins mit Zugrundelegung der Lage des Mundes, ein zweites nach der Lage der Afteröffnung. Das letztere Merkmal scheint ihm das zuver- lässigere zu sein; die einzelnen Arten führt er daher unter dieser Ein- theilung auf. Es fehlt natürlich auch hier nicht an neuen Namen. Der Schilderung sind Abbildungen beigegeben, welche für ihre Zeit ganz vorzüglich gezeichnet und gestochen sind. Sie wurden von den Freunden und Gönnern Klein's zu diesem Werk gestiftet und haben noch lange Zeit mit Recht als eine Hauptquelle für die Kenntniß der Seeigel gegolten. -- Gleichfalls ohne Rücksicht auf etwaige Bezeich- nungen zu den Weichtheilen schildert Klein die "Meerröhren". Unter diesem Namen begreift er wie Breyn sowohl Belemniten, als Wurm- röhren u. dergl. Die Charakteristik der einzelnen Formen ist hier am oberflächlichsten und am wenigsten gelungen; und auch in der später erschienenen Ausgabe des Scheuchzer'schen Nomenclator der Figuren- steine, welche Klein besorgt und mit Zusätzen versehen hat, ist kein wesentlicher Fortschritt zu erkennen. -- Was endlich die Polypen be- trifft, so drückt Klein in einem Aufsatze, betitelt: "Zufällige Gedanken über ein obhandenes System der bisherigen steinartigen Seegewächse" seine Ansichten aus. Er glaubt den Angaben und Deutungen Peyson- nel's und Jussieu's nicht folgen zu dürfen und schließt sich der älteren Ansicht Marsilli's an, hält daher die Korallen für Pflanzen, die Thiere für deren Blüthen. Es ist im Vorstehenden eine ziemlich vollständige Uebersicht der 45) Unter dem Namen Echinites Telsdorpfii schildert Klein einen ihm in zwei
Exemplaren von zwei verschiedenen Fundorten herzugekommenen Seeigel mit sechs Strahlen. Bei der sonst so genauen Rücksichtnahme auf Zahlenverhältnisse ist hier schwer an eine Täuschung zu glauben, höchstens an eine Verwechselung eines Strahles mit einem besonders ausgezeichneten Interradialfelde. über dieſe Abweichung45). In der Eintheilung der Claſſe ſchließt er ſich ganz an Breyn und deſſen Vorgänger an und theilt mit dieſem nach Morton und Woodward die Seeigel nach der Lage der Mund- und Afteröffnung ein. Charakteriſtiſch iſt es aber, daß er beide Oeffnun- gen behufs Benutzung derſelben als claſſificatoriſcher Merkmale zu ver- binden ſich offenbar ſcheut und dafür lieber zwei Syſteme aufſtellt, eins mit Zugrundelegung der Lage des Mundes, ein zweites nach der Lage der Afteröffnung. Das letztere Merkmal ſcheint ihm das zuver- läſſigere zu ſein; die einzelnen Arten führt er daher unter dieſer Ein- theilung auf. Es fehlt natürlich auch hier nicht an neuen Namen. Der Schilderung ſind Abbildungen beigegeben, welche für ihre Zeit ganz vorzüglich gezeichnet und geſtochen ſind. Sie wurden von den Freunden und Gönnern Klein's zu dieſem Werk geſtiftet und haben noch lange Zeit mit Recht als eine Hauptquelle für die Kenntniß der Seeigel gegolten. — Gleichfalls ohne Rückſicht auf etwaige Bezeich- nungen zu den Weichtheilen ſchildert Klein die „Meerröhren“. Unter dieſem Namen begreift er wie Breyn ſowohl Belemniten, als Wurm- röhren u. dergl. Die Charakteriſtik der einzelnen Formen iſt hier am oberflächlichſten und am wenigſten gelungen; und auch in der ſpäter erſchienenen Ausgabe des Scheuchzer'ſchen Nomenclator der Figuren- ſteine, welche Klein beſorgt und mit Zuſätzen verſehen hat, iſt kein weſentlicher Fortſchritt zu erkennen. — Was endlich die Polypen be- trifft, ſo drückt Klein in einem Aufſatze, betitelt: „Zufällige Gedanken über ein obhandenes Syſtem der bisherigen ſteinartigen Seegewächſe“ ſeine Anſichten aus. Er glaubt den Angaben und Deutungen Peyſon- nel's und Juſſieu's nicht folgen zu dürfen und ſchließt ſich der älteren Anſicht Marſilli's an, hält daher die Korallen für Pflanzen, die Thiere für deren Blüthen. Es iſt im Vorſtehenden eine ziemlich vollſtändige Ueberſicht der 45) Unter dem Namen Echinites Telsdorpfii ſchildert Klein einen ihm in zwei
Exemplaren von zwei verſchiedenen Fundorten herzugekommenen Seeigel mit ſechs Strahlen. Bei der ſonſt ſo genauen Rückſichtnahme auf Zahlenverhältniſſe iſt hier ſchwer an eine Täuſchung zu glauben, höchſtens an eine Verwechſelung eines Strahles mit einem beſonders ausgezeichneten Interradialfelde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0500" n="489"/><fw place="top" type="header"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117523216">Jakob Theodor Klein</persName>.</fw><lb/> über dieſe Abweichung<note place="foot" n="45)">Unter dem Namen <hi rendition="#aq">Echinites Telsdorpfii</hi> ſchildert <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117523216">Klein</persName> einen ihm in zwei<lb/> Exemplaren von zwei verſchiedenen Fundorten herzugekommenen Seeigel mit <hi rendition="#g">ſechs</hi><lb/> Strahlen. Bei der ſonſt ſo genauen Rückſichtnahme auf Zahlenverhältniſſe iſt hier<lb/> ſchwer an eine Täuſchung zu glauben, höchſtens an eine Verwechſelung eines<lb/> Strahles mit einem beſonders ausgezeichneten Interradialfelde.</note>. In der Eintheilung der Claſſe ſchließt er ſich<lb/> ganz an <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119025760">Breyn</persName> und deſſen Vorgänger an und theilt mit dieſem nach<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/100313361">Morton</persName> und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119487683">Woodward</persName> die Seeigel nach der Lage der Mund- und<lb/> Afteröffnung ein. Charakteriſtiſch iſt es aber, daß er beide Oeffnun-<lb/> gen behufs Benutzung derſelben als claſſificatoriſcher Merkmale zu ver-<lb/> binden ſich offenbar ſcheut und dafür lieber zwei Syſteme aufſtellt,<lb/> eins mit Zugrundelegung der Lage des Mundes, ein zweites nach der<lb/> Lage der Afteröffnung. Das letztere Merkmal ſcheint ihm das zuver-<lb/> läſſigere zu ſein; die einzelnen Arten führt er daher unter dieſer Ein-<lb/> theilung auf. Es fehlt natürlich auch hier nicht an neuen Namen.<lb/> Der Schilderung ſind Abbildungen beigegeben, welche für ihre Zeit<lb/> ganz vorzüglich gezeichnet und geſtochen ſind. Sie wurden von den<lb/> Freunden und Gönnern <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117523216">Klein</persName>'s zu dieſem Werk geſtiftet und haben<lb/> noch lange Zeit mit Recht als eine Hauptquelle für die Kenntniß der<lb/> Seeigel gegolten. — Gleichfalls ohne Rückſicht auf etwaige Bezeich-<lb/> nungen zu den Weichtheilen ſchildert <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117523216">Klein</persName> die „Meerröhren“. Unter<lb/> dieſem Namen begreift er wie <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119025760">Breyn</persName> ſowohl Belemniten, als Wurm-<lb/> röhren u. dergl. Die Charakteriſtik der einzelnen Formen iſt hier am<lb/> oberflächlichſten und am wenigſten gelungen; und auch in der ſpäter<lb/> erſchienenen Ausgabe des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118607308">Scheuchzer</persName>'ſchen Nomenclator der Figuren-<lb/> ſteine, welche <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117523216">Klein</persName> beſorgt und mit Zuſätzen verſehen hat, iſt kein<lb/> weſentlicher Fortſchritt zu erkennen. — Was endlich die Polypen be-<lb/> trifft, ſo drückt <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117523216">Klein</persName> in einem Aufſatze, betitelt: „Zufällige Gedanken<lb/> über ein obhandenes Syſtem der bisherigen ſteinartigen Seegewächſe“<lb/> ſeine Anſichten aus. Er glaubt den Angaben und Deutungen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/104149469">Peyſon-<lb/> nel</persName>'s und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117241865">Juſſieu</persName>'s nicht folgen zu dürfen und ſchließt ſich der älteren<lb/> Anſicht <persName ref="http://d-nb.info/gnd/128937378">Marſilli</persName>'s an, hält daher die Korallen für Pflanzen, die Thiere<lb/> für deren Blüthen.</p><lb/> <p>Es iſt im Vorſtehenden eine ziemlich vollſtändige Ueberſicht der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [489/0500]
Jakob Theodor Klein.
über dieſe Abweichung 45). In der Eintheilung der Claſſe ſchließt er ſich
ganz an Breyn und deſſen Vorgänger an und theilt mit dieſem nach
Morton und Woodward die Seeigel nach der Lage der Mund- und
Afteröffnung ein. Charakteriſtiſch iſt es aber, daß er beide Oeffnun-
gen behufs Benutzung derſelben als claſſificatoriſcher Merkmale zu ver-
binden ſich offenbar ſcheut und dafür lieber zwei Syſteme aufſtellt,
eins mit Zugrundelegung der Lage des Mundes, ein zweites nach der
Lage der Afteröffnung. Das letztere Merkmal ſcheint ihm das zuver-
läſſigere zu ſein; die einzelnen Arten führt er daher unter dieſer Ein-
theilung auf. Es fehlt natürlich auch hier nicht an neuen Namen.
Der Schilderung ſind Abbildungen beigegeben, welche für ihre Zeit
ganz vorzüglich gezeichnet und geſtochen ſind. Sie wurden von den
Freunden und Gönnern Klein's zu dieſem Werk geſtiftet und haben
noch lange Zeit mit Recht als eine Hauptquelle für die Kenntniß der
Seeigel gegolten. — Gleichfalls ohne Rückſicht auf etwaige Bezeich-
nungen zu den Weichtheilen ſchildert Klein die „Meerröhren“. Unter
dieſem Namen begreift er wie Breyn ſowohl Belemniten, als Wurm-
röhren u. dergl. Die Charakteriſtik der einzelnen Formen iſt hier am
oberflächlichſten und am wenigſten gelungen; und auch in der ſpäter
erſchienenen Ausgabe des Scheuchzer'ſchen Nomenclator der Figuren-
ſteine, welche Klein beſorgt und mit Zuſätzen verſehen hat, iſt kein
weſentlicher Fortſchritt zu erkennen. — Was endlich die Polypen be-
trifft, ſo drückt Klein in einem Aufſatze, betitelt: „Zufällige Gedanken
über ein obhandenes Syſtem der bisherigen ſteinartigen Seegewächſe“
ſeine Anſichten aus. Er glaubt den Angaben und Deutungen Peyſon-
nel's und Juſſieu's nicht folgen zu dürfen und ſchließt ſich der älteren
Anſicht Marſilli's an, hält daher die Korallen für Pflanzen, die Thiere
für deren Blüthen.
Es iſt im Vorſtehenden eine ziemlich vollſtändige Ueberſicht der
45) Unter dem Namen Echinites Telsdorpfii ſchildert Klein einen ihm in zwei
Exemplaren von zwei verſchiedenen Fundorten herzugekommenen Seeigel mit ſechs
Strahlen. Bei der ſonſt ſo genauen Rückſichtnahme auf Zahlenverhältniſſe iſt hier
ſchwer an eine Täuſchung zu glauben, höchſtens an eine Verwechſelung eines
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