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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Systematik.
men können. Nach Klein hat aber diese Ansicht doch zu viel Schwie-
rigkeit. Er schließt sich daher der oben erwähnten Ansicht Ballisnieri's
an, daß die Würmer schon im ersten Menschen vorhanden gewesen
wären, indessen nicht bei seiner Schöpfung, sondern erst nach dem
Sündenfalle. Wie sie aber bei dieser Gelegenheit in den Körper gekom-
men sind, läßt er ununtersucht.

Klein's Anordnung der Fische ist von allen seinen systematischen
Versuchen der scheinbar ausgearbeitetste und festbegründetste; eine
nähere Prüfung zeigt aber das Gegentheil. Jeder der fünf "Sendun-
gen (Missus) zur Beförderung der Naturgeschichte der Fische", in wel-
chen er die Classe abhandelt, ist eine Abhandlung über einen Punkt
aus der Anatomie oder Physiologie der Fische einleitend vorausgeschickt
oder als Anhang zugefügt. So enthält die erste Sendung eine Einlei-
tung über das Hören der Fische und anhangsweise anatomische Be-
merkungen über den Tümmler (von de la Motte mit Zusätzen von
Klein) und über einen Rochenkopf; die zweite Sendung bringt Bemer-
kungen über Walfisch- und Elefantenzähne, sowie über sogenannte Ge-
hörsteine des Manati und des Hundshaies, welche erstere er richtig für
das Felsenbein erklärt. Die dritte und vierte Sendung bespricht die
männlichen und weiblichen Genitalorgane der Rochen und Haie, die
fünfte endlich einen in eine Schiffswand eingestoßenen Narwalzahn. In
Bezug auf das Hören der Fische hat Klein noch später einen ausführ-
lichen Beweis zu geben versucht, daß diese Thiere weder taub noch
stumm sind, und dabei besonders auf die Gehörsteine aufmerksam ge-
macht43). Daß indessen die Fische hören und daß die Steine im Kopfe
mit dieser Fähigkeit in Verbindung stehen, begründet Klein nicht etwa
durch besondere physiologische Thatsachen, sondern vor Allem damit,
daß er meint, nach Analogie mit den Walfischen würden wohl auch die
übrigen Fische Laute äußern und hören. "Nun hat die Weisheit des
Schöpfers die Fische in Geschlechter und Gattungen eingetheilt und hat
unter ihnen allen eine Aehnlichkeit und Gleichförmigkeit angeordnet.
Da nun die einen (Wale) ein Gelaut haben, so muß es wohl wahr

43) Versuche u. Abhandlungen der naturforsch. Gesellsch. in Danzig. 1. Bd.
1747. S. 106; die oben angeführte Stelle S. 114.

Periode der Syſtematik.
men können. Nach Klein hat aber dieſe Anſicht doch zu viel Schwie-
rigkeit. Er ſchließt ſich daher der oben erwähnten Anſicht Ballisnieri's
an, daß die Würmer ſchon im erſten Menſchen vorhanden geweſen
wären, indeſſen nicht bei ſeiner Schöpfung, ſondern erſt nach dem
Sündenfalle. Wie ſie aber bei dieſer Gelegenheit in den Körper gekom-
men ſind, läßt er ununterſucht.

Klein's Anordnung der Fiſche iſt von allen ſeinen ſyſtematiſchen
Verſuchen der ſcheinbar ausgearbeitetſte und feſtbegründetſte; eine
nähere Prüfung zeigt aber das Gegentheil. Jeder der fünf „Sendun-
gen (Missus) zur Beförderung der Naturgeſchichte der Fiſche“, in wel-
chen er die Claſſe abhandelt, iſt eine Abhandlung über einen Punkt
aus der Anatomie oder Phyſiologie der Fiſche einleitend vorausgeſchickt
oder als Anhang zugefügt. So enthält die erſte Sendung eine Einlei-
tung über das Hören der Fiſche und anhangsweiſe anatomiſche Be-
merkungen über den Tümmler (von de la Motte mit Zuſätzen von
Klein) und über einen Rochenkopf; die zweite Sendung bringt Bemer-
kungen über Walfiſch- und Elefantenzähne, ſowie über ſogenannte Ge-
hörſteine des Manati und des Hundshaies, welche erſtere er richtig für
das Felſenbein erklärt. Die dritte und vierte Sendung beſpricht die
männlichen und weiblichen Genitalorgane der Rochen und Haie, die
fünfte endlich einen in eine Schiffswand eingeſtoßenen Narwalzahn. In
Bezug auf das Hören der Fiſche hat Klein noch ſpäter einen ausführ-
lichen Beweis zu geben verſucht, daß dieſe Thiere weder taub noch
ſtumm ſind, und dabei beſonders auf die Gehörſteine aufmerkſam ge-
macht43). Daß indeſſen die Fiſche hören und daß die Steine im Kopfe
mit dieſer Fähigkeit in Verbindung ſtehen, begründet Klein nicht etwa
durch beſondere phyſiologiſche Thatſachen, ſondern vor Allem damit,
daß er meint, nach Analogie mit den Walfiſchen würden wohl auch die
übrigen Fiſche Laute äußern und hören. „Nun hat die Weisheit des
Schöpfers die Fiſche in Geſchlechter und Gattungen eingetheilt und hat
unter ihnen allen eine Aehnlichkeit und Gleichförmigkeit angeordnet.
Da nun die einen (Wale) ein Gelaut haben, ſo muß es wohl wahr

43) Verſuche u. Abhandlungen der naturforſch. Geſellſch. in Danzig. 1. Bd.
1747. S. 106; die oben angeführte Stelle S. 114.
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[484/0495] Periode der Syſtematik. men können. Nach Klein hat aber dieſe Anſicht doch zu viel Schwie- rigkeit. Er ſchließt ſich daher der oben erwähnten Anſicht Ballisnieri's an, daß die Würmer ſchon im erſten Menſchen vorhanden geweſen wären, indeſſen nicht bei ſeiner Schöpfung, ſondern erſt nach dem Sündenfalle. Wie ſie aber bei dieſer Gelegenheit in den Körper gekom- men ſind, läßt er ununterſucht. Klein's Anordnung der Fiſche iſt von allen ſeinen ſyſtematiſchen Verſuchen der ſcheinbar ausgearbeitetſte und feſtbegründetſte; eine nähere Prüfung zeigt aber das Gegentheil. Jeder der fünf „Sendun- gen (Missus) zur Beförderung der Naturgeſchichte der Fiſche“, in wel- chen er die Claſſe abhandelt, iſt eine Abhandlung über einen Punkt aus der Anatomie oder Phyſiologie der Fiſche einleitend vorausgeſchickt oder als Anhang zugefügt. So enthält die erſte Sendung eine Einlei- tung über das Hören der Fiſche und anhangsweiſe anatomiſche Be- merkungen über den Tümmler (von de la Motte mit Zuſätzen von Klein) und über einen Rochenkopf; die zweite Sendung bringt Bemer- kungen über Walfiſch- und Elefantenzähne, ſowie über ſogenannte Ge- hörſteine des Manati und des Hundshaies, welche erſtere er richtig für das Felſenbein erklärt. Die dritte und vierte Sendung beſpricht die männlichen und weiblichen Genitalorgane der Rochen und Haie, die fünfte endlich einen in eine Schiffswand eingeſtoßenen Narwalzahn. In Bezug auf das Hören der Fiſche hat Klein noch ſpäter einen ausführ- lichen Beweis zu geben verſucht, daß dieſe Thiere weder taub noch ſtumm ſind, und dabei beſonders auf die Gehörſteine aufmerkſam ge- macht 43). Daß indeſſen die Fiſche hören und daß die Steine im Kopfe mit dieſer Fähigkeit in Verbindung ſtehen, begründet Klein nicht etwa durch beſondere phyſiologiſche Thatſachen, ſondern vor Allem damit, daß er meint, nach Analogie mit den Walfiſchen würden wohl auch die übrigen Fiſche Laute äußern und hören. „Nun hat die Weisheit des Schöpfers die Fiſche in Geſchlechter und Gattungen eingetheilt und hat unter ihnen allen eine Aehnlichkeit und Gleichförmigkeit angeordnet. Da nun die einen (Wale) ein Gelaut haben, ſo muß es wohl wahr 43) Verſuche u. Abhandlungen der naturforſch. Geſellſch. in Danzig. 1. Bd. 1747. S. 106; die oben angeführte Stelle S. 114.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/495>, abgerufen am 25.11.2024.