Ray's Tode, theils in Folge seiner Anregung theils unabhängig von ihm, fast alle Thierclassen, deren Kenntniß so weit gefördert worden war, daß sich eine Ordnung der Thatsachen als wünschenswerth her- ausstellte, Bearbeiter gefunden hatten. Sie konnten nicht einmal sämmtlich aufgeführt werden, da es sich hier nicht um ein Litteratur- verzeichniß handelt. Noch wurden diese größeren Gruppen nicht mit dem Namen von "Classen" aufgeführt, eine Bezeichnung, welche zwar hier und da auftrat, aber noch keine scharfe Bestimmung in dem syste- matischen Bau erhalten hatte. Nicht unerwähnt mag gelassen werden, daß vom Ende des siebzehnten Jahrhunderts an auch der Ausdruck Naturreich, die Eintheilung der gesammten Natur in die drei "Regna" aufkam und zwar wie es scheint zuerst durch Emanuel König, welcher in seinem 1682 erschienenen Regnum animale noch einmal nach alter Weise alles Wißbare und Nichtwißbare von den Thieren zusammentrug und so die Reihe der letzten Ausläufer der En- cyklopädiker schließt.
Nach Ray's Tode trat die Zeit einer vergleichsweisen Ruhe ein, wenn man die wichtigen Schritte in's Auge faßt, welche die Zoologie durch seine hervorragenden Nachfolger that. Man darf dies aber eben sowenig für einen Stillstand wie für eine Folge der verhältnißmäßig schnelleren Entwickelung der Botanik halten. Auch in der Zoologie wurde den einzelnen Richtungen entsprechend rüstig gearbeitet; es sind aber in ihr sowohl die Schwierigkeit für die Beschaffung hinreichenden Materials als auch die ganz ungleich größere Complexität der einzel- nen Theile und ihrer Leistungen wie ihrer Anordnung zum Thierkörper Elemente, welche nothwendig eine langsamere Entwickelung bedingten. Es wurde oben gezeigt, wie spät erst alte Anschauungen über die Be- deutung ganzer anatomischer Systeme, z. B. des Muskelsystems durch naturgemäße ersetzt wurden. Noch in der Mitte des siebzehnten Jahr- hunderts mußte Schneider mit allen nur möglichen Beweismitteln die Annahme einer Absonderung des Schleims vom Gehirn aus wider-
Ray's Tode, theils in Folge ſeiner Anregung theils unabhängig von ihm, faſt alle Thierclaſſen, deren Kenntniß ſo weit gefördert worden war, daß ſich eine Ordnung der Thatſachen als wünſchenswerth her- ausſtellte, Bearbeiter gefunden hatten. Sie konnten nicht einmal ſämmtlich aufgeführt werden, da es ſich hier nicht um ein Litteratur- verzeichniß handelt. Noch wurden dieſe größeren Gruppen nicht mit dem Namen von „Claſſen“ aufgeführt, eine Bezeichnung, welche zwar hier und da auftrat, aber noch keine ſcharfe Beſtimmung in dem ſyſte- matiſchen Bau erhalten hatte. Nicht unerwähnt mag gelaſſen werden, daß vom Ende des ſiebzehnten Jahrhunderts an auch der Ausdruck Naturreich, die Eintheilung der geſammten Natur in die drei »Regna« aufkam und zwar wie es ſcheint zuerſt durch Emanuel König, welcher in ſeinem 1682 erſchienenen Regnum animale noch einmal nach alter Weiſe alles Wißbare und Nichtwißbare von den Thieren zuſammentrug und ſo die Reihe der letzten Ausläufer der En- cyklopädiker ſchließt.
Nach Ray's Tode trat die Zeit einer vergleichsweiſen Ruhe ein, wenn man die wichtigen Schritte in's Auge faßt, welche die Zoologie durch ſeine hervorragenden Nachfolger that. Man darf dies aber eben ſowenig für einen Stillſtand wie für eine Folge der verhältnißmäßig ſchnelleren Entwickelung der Botanik halten. Auch in der Zoologie wurde den einzelnen Richtungen entſprechend rüſtig gearbeitet; es ſind aber in ihr ſowohl die Schwierigkeit für die Beſchaffung hinreichenden Materials als auch die ganz ungleich größere Complexität der einzel- nen Theile und ihrer Leiſtungen wie ihrer Anordnung zum Thierkörper Elemente, welche nothwendig eine langſamere Entwickelung bedingten. Es wurde oben gezeigt, wie ſpät erſt alte Anſchauungen über die Be- deutung ganzer anatomiſcher Syſteme, z. B. des Muskelſyſtems durch naturgemäße erſetzt wurden. Noch in der Mitte des ſiebzehnten Jahr- hunderts mußte Schneider mit allen nur möglichen Beweismitteln die Annahme einer Abſonderung des Schleims vom Gehirn aus wider-
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Die Zeit von Ray bis Klein.
Ray's Tode, theils in Folge ſeiner Anregung theils unabhängig von
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war, daß ſich eine Ordnung der Thatſachen als wünſchenswerth her-
ausſtellte, Bearbeiter gefunden hatten. Sie konnten nicht einmal
ſämmtlich aufgeführt werden, da es ſich hier nicht um ein Litteratur-
verzeichniß handelt. Noch wurden dieſe größeren Gruppen nicht mit
dem Namen von „Claſſen“ aufgeführt, eine Bezeichnung, welche zwar
hier und da auftrat, aber noch keine ſcharfe Beſtimmung in dem ſyſte-
matiſchen Bau erhalten hatte. Nicht unerwähnt mag gelaſſen werden,
daß vom Ende des ſiebzehnten Jahrhunderts an auch der Ausdruck
Naturreich, die Eintheilung der geſammten Natur in die drei
»Regna« aufkam und zwar wie es ſcheint zuerſt durch Emanuel
König, welcher in ſeinem 1682 erſchienenen Regnum animale noch
einmal nach alter Weiſe alles Wißbare und Nichtwißbare von den
Thieren zuſammentrug und ſo die Reihe der letzten Ausläufer der En-
cyklopädiker ſchließt.
Die Zeit von Ray bis Klein.
Nach Ray's Tode trat die Zeit einer vergleichsweiſen Ruhe ein,
wenn man die wichtigen Schritte in's Auge faßt, welche die Zoologie
durch ſeine hervorragenden Nachfolger that. Man darf dies aber eben
ſowenig für einen Stillſtand wie für eine Folge der verhältnißmäßig
ſchnelleren Entwickelung der Botanik halten. Auch in der Zoologie
wurde den einzelnen Richtungen entſprechend rüſtig gearbeitet; es ſind
aber in ihr ſowohl die Schwierigkeit für die Beſchaffung hinreichenden
Materials als auch die ganz ungleich größere Complexität der einzel-
nen Theile und ihrer Leiſtungen wie ihrer Anordnung zum Thierkörper
Elemente, welche nothwendig eine langſamere Entwickelung bedingten.
Es wurde oben gezeigt, wie ſpät erſt alte Anſchauungen über die Be-
deutung ganzer anatomiſcher Syſteme, z. B. des Muskelſyſtems durch
naturgemäße erſetzt wurden. Noch in der Mitte des ſiebzehnten Jahr-
hunderts mußte Schneider mit allen nur möglichen Beweismitteln die
Annahme einer Abſonderung des Schleims vom Gehirn aus wider-
V. Carus, Geſch. d. Zool. 29
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/460>, abgerufen am 21.11.2024.
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