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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Arbeiten über einzelne Classen und Formen.
gen, trotzdem er ganz richtig mit der Bemerkung beginnt, daß Aristo-
teles
die Skorpione für flügellos erklärt habe. Die Reihe der Flügel-
losen bietet ein fast noch bunteres Bild dar, indem er hier, zwar im
Allgemeinen wieder auf den Besitz der Füße und das Medium Rücksicht
nehmend, aber doch ohne Beachtung der wahren Verwandtschaft,
Raupen, Engerlinge, Maden, Nisse zwischen Staphylinen, welche er
ganz kenntlich abbildet, Skolopendren, Notonecten u. A. stellt. Mitten
zwischen den genannten Formen werden einige Spinnen, späterhin der
Regenwurm und einige Eingeweidewürmer (Spul- und Bandwürmer)
geschildert, und den Beschluß machen im Wasser lebende Formen, als
letzte darunter der Blutegel und einige Meerwürmer. In demselben
Maße, wie die Anordnung des ganzen Formenkreises, dessen Grenzen
schon Aristoteles viel schärfer bestimmte, einer jeden eingehenden Be-
gründung entbehrt, sind auch die Ansichten über den Bau, was sich
davon etwa findet, und über die Entstehung noch eben so haltlos und
nur von allgemeinen Betrachtungen ausgehend, ohne daß irgendwie
der Versuch gemacht würde, durch Beobachtungen oder Versuche die
Thatsachen zunächst festzustellen114). Freilich macht sich hier noch der
Mangel einer planmäßigen Benutzung von Vergrößerungsmitteln sehr
fühlbar, in Folge deren Einführung die nächste Periode ihre glänzen-
den Fortschritte in der Insectengeschichte ermöglichte. Doch hätten schon
einfache, wenn nur sorgfältig angestellte Beobachtungen die Haltlosig-
keit der Annahme widerlegen müssen, daß z. B. die Bienen aus fau-
lenden Thierkörpern und zwar die Könige (denn Mouffet hält wieder
die Weisel für die Männchen) aus dem Gehirn, als dem edelsten Theile
entständen. Eine ganz ähnliche Entstehungsweise, direct aus fremd-
artigen Stoffen, nahm Mouffet auch in vielen Fällen für die Raupen
und natürlich auch für die Eingeweidewürmer an.

Der holländische Maler Jan Goedart blieb zwar in seinen
Abbildungen über die Verwandlungsgeschichte der Insecten (1662 und
67) der allseitigen Untersuchung dieser Classe ebensofern wie einem

114) Es mag hier auf die oben (S. 303) mitgetheilten Ansichten Mouffet's,
welche Johnstone aufgenommen hat, verwiesen werden.
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Arbeiten über einzelne Claſſen und Formen.
gen, trotzdem er ganz richtig mit der Bemerkung beginnt, daß Ariſto-
teles
die Skorpione für flügellos erklärt habe. Die Reihe der Flügel-
loſen bietet ein faſt noch bunteres Bild dar, indem er hier, zwar im
Allgemeinen wieder auf den Beſitz der Füße und das Medium Rückſicht
nehmend, aber doch ohne Beachtung der wahren Verwandtſchaft,
Raupen, Engerlinge, Maden, Niſſe zwiſchen Staphylinen, welche er
ganz kenntlich abbildet, Skolopendren, Notonecten u. A. ſtellt. Mitten
zwiſchen den genannten Formen werden einige Spinnen, ſpäterhin der
Regenwurm und einige Eingeweidewürmer (Spul- und Bandwürmer)
geſchildert, und den Beſchluß machen im Waſſer lebende Formen, als
letzte darunter der Blutegel und einige Meerwürmer. In demſelben
Maße, wie die Anordnung des ganzen Formenkreiſes, deſſen Grenzen
ſchon Ariſtoteles viel ſchärfer beſtimmte, einer jeden eingehenden Be-
gründung entbehrt, ſind auch die Anſichten über den Bau, was ſich
davon etwa findet, und über die Entſtehung noch eben ſo haltlos und
nur von allgemeinen Betrachtungen ausgehend, ohne daß irgendwie
der Verſuch gemacht würde, durch Beobachtungen oder Verſuche die
Thatſachen zunächſt feſtzuſtellen114). Freilich macht ſich hier noch der
Mangel einer planmäßigen Benutzung von Vergrößerungsmitteln ſehr
fühlbar, in Folge deren Einführung die nächſte Periode ihre glänzen-
den Fortſchritte in der Inſectengeſchichte ermöglichte. Doch hätten ſchon
einfache, wenn nur ſorgfältig angeſtellte Beobachtungen die Haltloſig-
keit der Annahme widerlegen müſſen, daß z. B. die Bienen aus fau-
lenden Thierkörpern und zwar die Könige (denn Mouffet hält wieder
die Weiſel für die Männchen) aus dem Gehirn, als dem edelſten Theile
entſtänden. Eine ganz ähnliche Entſtehungsweiſe, direct aus fremd-
artigen Stoffen, nahm Mouffet auch in vielen Fällen für die Raupen
und natürlich auch für die Eingeweidewürmer an.

Der holländiſche Maler Jan Goedart blieb zwar in ſeinen
Abbildungen über die Verwandlungsgeſchichte der Inſecten (1662 und
67) der allſeitigen Unterſuchung dieſer Claſſe ebenſofern wie einem

114) Es mag hier auf die oben (S. 303) mitgetheilten Anſichten Mouffet's,
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[371/0382] Arbeiten über einzelne Claſſen und Formen. gen, trotzdem er ganz richtig mit der Bemerkung beginnt, daß Ariſto- teles die Skorpione für flügellos erklärt habe. Die Reihe der Flügel- loſen bietet ein faſt noch bunteres Bild dar, indem er hier, zwar im Allgemeinen wieder auf den Beſitz der Füße und das Medium Rückſicht nehmend, aber doch ohne Beachtung der wahren Verwandtſchaft, Raupen, Engerlinge, Maden, Niſſe zwiſchen Staphylinen, welche er ganz kenntlich abbildet, Skolopendren, Notonecten u. A. ſtellt. Mitten zwiſchen den genannten Formen werden einige Spinnen, ſpäterhin der Regenwurm und einige Eingeweidewürmer (Spul- und Bandwürmer) geſchildert, und den Beſchluß machen im Waſſer lebende Formen, als letzte darunter der Blutegel und einige Meerwürmer. In demſelben Maße, wie die Anordnung des ganzen Formenkreiſes, deſſen Grenzen ſchon Ariſtoteles viel ſchärfer beſtimmte, einer jeden eingehenden Be- gründung entbehrt, ſind auch die Anſichten über den Bau, was ſich davon etwa findet, und über die Entſtehung noch eben ſo haltlos und nur von allgemeinen Betrachtungen ausgehend, ohne daß irgendwie der Verſuch gemacht würde, durch Beobachtungen oder Verſuche die Thatſachen zunächſt feſtzuſtellen 114). Freilich macht ſich hier noch der Mangel einer planmäßigen Benutzung von Vergrößerungsmitteln ſehr fühlbar, in Folge deren Einführung die nächſte Periode ihre glänzen- den Fortſchritte in der Inſectengeſchichte ermöglichte. Doch hätten ſchon einfache, wenn nur ſorgfältig angeſtellte Beobachtungen die Haltloſig- keit der Annahme widerlegen müſſen, daß z. B. die Bienen aus fau- lenden Thierkörpern und zwar die Könige (denn Mouffet hält wieder die Weiſel für die Männchen) aus dem Gehirn, als dem edelſten Theile entſtänden. Eine ganz ähnliche Entſtehungsweiſe, direct aus fremd- artigen Stoffen, nahm Mouffet auch in vielen Fällen für die Raupen und natürlich auch für die Eingeweidewürmer an. Der holländiſche Maler Jan Goedart blieb zwar in ſeinen Abbildungen über die Verwandlungsgeſchichte der Inſecten (1662 und 67) der allſeitigen Unterſuchung dieſer Claſſe ebenſofern wie einem 114) Es mag hier auf die oben (S. 303) mitgetheilten Anſichten Mouffet's, welche Johnſtone aufgenommen hat, verwieſen werden. 24*

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/382>, abgerufen am 22.11.2024.