bensverhältnisse, Dienstbarkeit und der sonstigen Eigenthümlichkeiten gibt nach eignen Beobachtungen an Ort und Stelle auch Cristobal Acosta76).
Eine Monographie der ganzen Ordnung der Wiederkäuer ver- spricht der Titel einer Schrift eines gewissen Johannes Aemy- lianus aus Ferrara77). Doch entspricht der Inhalt derselben durch- aus nicht diesen Erwartungen. Die Abhandlung ist in acht Abschnitte getheilt, wovon der erste eine weitschichtige etymologische Erörterung über das Wort Ruminatio und eine Definition desselben enthält; der zweite stellt die litterarischen Belege für die Thatsache zusammen, daß die Wiederkäuer das Futter noch einmal aus dem Magen in den Mund bringen. Hier werden auch die Abtheilungen des zusammen- gesetzten Magens geschildert und benannt, aber ohne über das, was schon von Aristoteles gegeben war, hinauszugehen. Der Abschnitt ist angefüllt mit einer Menge von Citaten, welche häufig in einer äußerst schwerfälligen Weise vorgebracht werden. Eine Anführung einer Stelle aus Dante wird beispielsweise dadurch eingeleitet, daß umständlich auseinandergesetzt wird, warum Dante sein Gedicht "Comödie" genannt habe. Der dritte Abschnitt, über die Hörner, untersucht die Frage, aus welchen Theilen des Körpers die Hörner sich bilden, erwähnt dabei die Thatsache (!), daß andere hornige Theile, wie Nägel und Haare noch nach dem Tode fortwachsen und bespricht zuletzt die Verschieden- heiten der Hörner. Der vierte Abschnitt handelt von den einhörnigen Wiederkäuern, wobei jedoch nur vom Oryx, im Uebrigen dagegen von allen möglichen einhörnigen Thierformen die Rede ist. Im folgenden Abschnitt wird zwar des Unterschiedes zwischen hohlen und soliden Hörnern gedacht, aber ohne weitere Schlüsse oder Verwerthungen dar- auf zu gründen. Es werden dabei auch die nach Willkür beweglichen Hörner des Thieres "Eale" erwähnt. Das sechste Syntagma führt das Wachsthum der Hörner auf die eingeborne Wärme zurück. Die
76) in dem Trattato della historia, natura et virtu delle droghe medici- nali. Venezia, 1585 als: Trattato dell' elefante e delle sue qualita.
77)Naturalis de Ruminantibus historia Joannis Aemyliani Ferrariensis vario doctrinae genere referta. Venetiis, 1584. 4.
Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.
bensverhältniſſe, Dienſtbarkeit und der ſonſtigen Eigenthümlichkeiten gibt nach eignen Beobachtungen an Ort und Stelle auch Criſtobal Acoſta76).
Eine Monographie der ganzen Ordnung der Wiederkäuer ver- ſpricht der Titel einer Schrift eines gewiſſen Johannes Aemy- lianus aus Ferrara77). Doch entſpricht der Inhalt derſelben durch- aus nicht dieſen Erwartungen. Die Abhandlung iſt in acht Abſchnitte getheilt, wovon der erſte eine weitſchichtige etymologiſche Erörterung über das Wort Ruminatio und eine Definition deſſelben enthält; der zweite ſtellt die litterariſchen Belege für die Thatſache zuſammen, daß die Wiederkäuer das Futter noch einmal aus dem Magen in den Mund bringen. Hier werden auch die Abtheilungen des zuſammen- geſetzten Magens geſchildert und benannt, aber ohne über das, was ſchon von Ariſtoteles gegeben war, hinauszugehen. Der Abſchnitt iſt angefüllt mit einer Menge von Citaten, welche häufig in einer äußerſt ſchwerfälligen Weiſe vorgebracht werden. Eine Anführung einer Stelle aus Dante wird beiſpielsweiſe dadurch eingeleitet, daß umſtändlich auseinandergeſetzt wird, warum Dante ſein Gedicht „Comödie“ genannt habe. Der dritte Abſchnitt, über die Hörner, unterſucht die Frage, aus welchen Theilen des Körpers die Hörner ſich bilden, erwähnt dabei die Thatſache (!), daß andere hornige Theile, wie Nägel und Haare noch nach dem Tode fortwachſen und beſpricht zuletzt die Verſchieden- heiten der Hörner. Der vierte Abſchnitt handelt von den einhörnigen Wiederkäuern, wobei jedoch nur vom Oryx, im Uebrigen dagegen von allen möglichen einhörnigen Thierformen die Rede iſt. Im folgenden Abſchnitt wird zwar des Unterſchiedes zwiſchen hohlen und ſoliden Hörnern gedacht, aber ohne weitere Schlüſſe oder Verwerthungen dar- auf zu gründen. Es werden dabei auch die nach Willkür beweglichen Hörner des Thieres „Eale“ erwähnt. Das ſechſte Syntagma führt das Wachsthum der Hörner auf die eingeborne Wärme zurück. Die
76) in dem Trattato della historia, natura et virtu delle droghe medici- nali. Venezia, 1585 als: Trattato dell' elefante e delle sue qualità.
77)Naturalis de Ruminantibus historia Joannis Aemyliani Ferrariensis vario doctrinae genere referta. Venetiis, 1584. 4.
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bensverhältniſſe, Dienſtbarkeit und der ſonſtigen Eigenthümlichkeiten
gibt nach eignen Beobachtungen an Ort und Stelle auch Criſtobal
Acoſta 76).
Eine Monographie der ganzen Ordnung der Wiederkäuer ver-
ſpricht der Titel einer Schrift eines gewiſſen Johannes Aemy-
lianus aus Ferrara 77). Doch entſpricht der Inhalt derſelben durch-
aus nicht dieſen Erwartungen. Die Abhandlung iſt in acht Abſchnitte
getheilt, wovon der erſte eine weitſchichtige etymologiſche Erörterung
über das Wort Ruminatio und eine Definition deſſelben enthält; der
zweite ſtellt die litterariſchen Belege für die Thatſache zuſammen,
daß die Wiederkäuer das Futter noch einmal aus dem Magen in den
Mund bringen. Hier werden auch die Abtheilungen des zuſammen-
geſetzten Magens geſchildert und benannt, aber ohne über das, was
ſchon von Ariſtoteles gegeben war, hinauszugehen. Der Abſchnitt iſt
angefüllt mit einer Menge von Citaten, welche häufig in einer äußerſt
ſchwerfälligen Weiſe vorgebracht werden. Eine Anführung einer Stelle
aus Dante wird beiſpielsweiſe dadurch eingeleitet, daß umſtändlich
auseinandergeſetzt wird, warum Dante ſein Gedicht „Comödie“ genannt
habe. Der dritte Abſchnitt, über die Hörner, unterſucht die Frage,
aus welchen Theilen des Körpers die Hörner ſich bilden, erwähnt dabei
die Thatſache (!), daß andere hornige Theile, wie Nägel und Haare
noch nach dem Tode fortwachſen und beſpricht zuletzt die Verſchieden-
heiten der Hörner. Der vierte Abſchnitt handelt von den einhörnigen
Wiederkäuern, wobei jedoch nur vom Oryx, im Uebrigen dagegen von
allen möglichen einhörnigen Thierformen die Rede iſt. Im folgenden
Abſchnitt wird zwar des Unterſchiedes zwiſchen hohlen und ſoliden
Hörnern gedacht, aber ohne weitere Schlüſſe oder Verwerthungen dar-
auf zu gründen. Es werden dabei auch die nach Willkür beweglichen
Hörner des Thieres „Eale“ erwähnt. Das ſechſte Syntagma führt
das Wachsthum der Hörner auf die eingeborne Wärme zurück. Die
76) in dem Trattato della historia, natura et virtu delle droghe medici-
nali. Venezia, 1585 als: Trattato dell' elefante e delle sue qualità.
77) Naturalis de Ruminantibus historia Joannis Aemyliani Ferrariensis
vario doctrinae genere referta. Venetiis, 1584. 4.
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/355>, abgerufen am 22.11.2024.
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