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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Während Gesner ferner sein Werk im fünfunddreißigsten Lebensjahre
nach und neben andern mühsamen Arbeiten veröffentlichte, bereitete sich
Aldrovandi ein langes Leben hindurch auf das seinige vor und gieng
erst im hohen Alter an die Herausgabe, so daß der erste Band erschien,
als er über noch einmal so alt war wie jener. Auch war es für ihn ein
nicht zu unterschätzender günstiger Umstand, daß er Gesner's Werk be-
reits vollendet vor sich hatte. Es wäre daher wohl zu verwundern gewe-
sen, wenn er nicht in mancher Beziehung gegen Gesner's Leistung einen
Fortschritt hätte zeigen sollen. Doch lassen sich hier nur, und auch nur in
eingeschränkter Weise zwei Punkte namhaft machen: der Versuch zur Sy-
stematik und die Berücksichtigung der Anatomie. Er ist hier nicht über die
oberflächlichsten Anfänge hinausgekommen; und auf die Anatomie scheint
er erst spät, vielleicht in Folge anderer litterarischer Erscheinungen auf-
merksam geworden zu sein. Eine Beschreibung der anatomischen Verhält-
nisse findet sich nämlich nur in den von ihm selbst noch herausgegebenen
Theilen und zwar nur bei einzelnen Thieren. Seine Notizen, aus
welchen dann die folgenden Bände zum Theil zusammengestellt wurden,
scheinen keine Angaben darüber enthalten zu haben. Es ist daher wohl
anzunehmen, daß er in jenen die betreffenden Zusätze erst später noch
hinzugefügt hat.

Von seinem großen Werke, welches dem Plane nach die ganze
Natur umfassen sollte, hat er selbst nur fünf Bände vollenden können:
die drei Bände mit der Naturgeschichte der Vögel, den mit den In-
secten und den mit den "übrigen Blutlosen", welchen letzteren seine
Wittwe noch mit einer Dedication versah. Die nächsten hat sein Schüler
und erster Nachfolger im Amte, der Holländer Uterverius, die spätern
der Schotte Dempster und Bartholomäus Ambrosinus herausgege-
ben 25). In ähnlicher Weise wie Gesner bringt auch Aldrovandi bei

25) Ornithologia, hoc est de Avibus historiae libri XII. Bononiae, 1599.
Tom. II. ibid. 1600, Tom. III. ibid. 1603
(dann: Francofurt. 1610, 1629,
1630, Bononiae 1646, 1652, 1681
). Fantuzzi führt auch eine Separatausgabe
der Vögelabbildungen an. De animalibus insectis libri VII. Bonon. 1602 (dann
ibid. 1620, Francof. 1623, Bonon. 1638). De reliquis animalibus exsangui-
bus libri IV post mortem ejus editi
(von seiner Wittwe, aber 1605 im Druck
vollendet) Bonon. 1606 (dann: Francof. 1623, Bonon. 1642 und 1654).
De
19 *

Während Gesner ferner ſein Werk im fünfunddreißigſten Lebensjahre
nach und neben andern mühſamen Arbeiten veröffentlichte, bereitete ſich
Aldrovandi ein langes Leben hindurch auf das ſeinige vor und gieng
erſt im hohen Alter an die Herausgabe, ſo daß der erſte Band erſchien,
als er über noch einmal ſo alt war wie jener. Auch war es für ihn ein
nicht zu unterſchätzender günſtiger Umſtand, daß er Gesner's Werk be-
reits vollendet vor ſich hatte. Es wäre daher wohl zu verwundern gewe-
ſen, wenn er nicht in mancher Beziehung gegen Gesner's Leiſtung einen
Fortſchritt hätte zeigen ſollen. Doch laſſen ſich hier nur, und auch nur in
eingeſchränkter Weiſe zwei Punkte namhaft machen: der Verſuch zur Sy-
ſtematik und die Berückſichtigung der Anatomie. Er iſt hier nicht über die
oberflächlichſten Anfänge hinausgekommen; und auf die Anatomie ſcheint
er erſt ſpät, vielleicht in Folge anderer litterariſcher Erſcheinungen auf-
merkſam geworden zu ſein. Eine Beſchreibung der anatomiſchen Verhält-
niſſe findet ſich nämlich nur in den von ihm ſelbſt noch herausgegebenen
Theilen und zwar nur bei einzelnen Thieren. Seine Notizen, aus
welchen dann die folgenden Bände zum Theil zuſammengeſtellt wurden,
ſcheinen keine Angaben darüber enthalten zu haben. Es iſt daher wohl
anzunehmen, daß er in jenen die betreffenden Zuſätze erſt ſpäter noch
hinzugefügt hat.

Von ſeinem großen Werke, welches dem Plane nach die ganze
Natur umfaſſen ſollte, hat er ſelbſt nur fünf Bände vollenden können:
die drei Bände mit der Naturgeſchichte der Vögel, den mit den In-
ſecten und den mit den „übrigen Blutloſen“, welchen letzteren ſeine
Wittwe noch mit einer Dedication verſah. Die nächſten hat ſein Schüler
und erſter Nachfolger im Amte, der Holländer Uterverius, die ſpätern
der Schotte Dempſter und Bartholomäus Ambroſinus herausgege-
ben 25). In ähnlicher Weiſe wie Gesner bringt auch Aldrovandi bei

25) Ornithologia, hoc est de Avibus historiae libri XII. Bononiae, 1599.
Tom. II. ibid. 1600, Tom. III. ibid. 1603
(dann: Francofurt. 1610, 1629,
1630, Bononiae 1646, 1652, 1681
). Fantuzzi führt auch eine Separatausgabe
der Vögelabbildungen an. De animalibus insectis libri VII. Bonon. 1602 (dann
ibid. 1620, Francof. 1623, Bonon. 1638). De reliquis animalibus exsangui-
bus libri IV post mortem ejus editi
(von ſeiner Wittwe, aber 1605 im Druck
vollendet) Bonon. 1606 (dann: Francof. 1623, Bonon. 1642 und 1654).
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[291/0302] Uliſſes Aldrovandi. Während Gesner ferner ſein Werk im fünfunddreißigſten Lebensjahre nach und neben andern mühſamen Arbeiten veröffentlichte, bereitete ſich Aldrovandi ein langes Leben hindurch auf das ſeinige vor und gieng erſt im hohen Alter an die Herausgabe, ſo daß der erſte Band erſchien, als er über noch einmal ſo alt war wie jener. Auch war es für ihn ein nicht zu unterſchätzender günſtiger Umſtand, daß er Gesner's Werk be- reits vollendet vor ſich hatte. Es wäre daher wohl zu verwundern gewe- ſen, wenn er nicht in mancher Beziehung gegen Gesner's Leiſtung einen Fortſchritt hätte zeigen ſollen. Doch laſſen ſich hier nur, und auch nur in eingeſchränkter Weiſe zwei Punkte namhaft machen: der Verſuch zur Sy- ſtematik und die Berückſichtigung der Anatomie. Er iſt hier nicht über die oberflächlichſten Anfänge hinausgekommen; und auf die Anatomie ſcheint er erſt ſpät, vielleicht in Folge anderer litterariſcher Erſcheinungen auf- merkſam geworden zu ſein. Eine Beſchreibung der anatomiſchen Verhält- niſſe findet ſich nämlich nur in den von ihm ſelbſt noch herausgegebenen Theilen und zwar nur bei einzelnen Thieren. Seine Notizen, aus welchen dann die folgenden Bände zum Theil zuſammengeſtellt wurden, ſcheinen keine Angaben darüber enthalten zu haben. Es iſt daher wohl anzunehmen, daß er in jenen die betreffenden Zuſätze erſt ſpäter noch hinzugefügt hat. Von ſeinem großen Werke, welches dem Plane nach die ganze Natur umfaſſen ſollte, hat er ſelbſt nur fünf Bände vollenden können: die drei Bände mit der Naturgeſchichte der Vögel, den mit den In- ſecten und den mit den „übrigen Blutloſen“, welchen letzteren ſeine Wittwe noch mit einer Dedication verſah. Die nächſten hat ſein Schüler und erſter Nachfolger im Amte, der Holländer Uterverius, die ſpätern der Schotte Dempſter und Bartholomäus Ambroſinus herausgege- ben 25). In ähnlicher Weiſe wie Gesner bringt auch Aldrovandi bei 25) Ornithologia, hoc est de Avibus historiae libri XII. Bononiae, 1599. Tom. II. ibid. 1600, Tom. III. ibid. 1603 (dann: Francofurt. 1610, 1629, 1630, Bononiae 1646, 1652, 1681). Fantuzzi führt auch eine Separatausgabe der Vögelabbildungen an. De animalibus insectis libri VII. Bonon. 1602 (dann ibid. 1620, Francof. 1623, Bonon. 1638). De reliquis animalibus exsangui- bus libri IV post mortem ejus editi (von ſeiner Wittwe, aber 1605 im Druck vollendet) Bonon. 1606 (dann: Francof. 1623, Bonon. 1642 und 1654). De 19 *

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/302>, abgerufen am 28.11.2024.